Berlin. Aus Sonne Strom erzeugen, das funktioniert auch auf dem eigenen Balkon. Der Selbstversuch zeigt aber: Käufer sollten einiges beachten.

  • Viele Menschen in Deutschland wollen möglichst umweltbewusst leben
  • Eine Solaranlage auf dem heimischen Balkon klingt nach einer guten Möglichkeit, selbst grünen Strom zu erzeugen
  • Bei der Anschaffung sollte jedoch einiges beachtet werden

Selbst im düsteren Dezember reichte ein kleines Solarmodul in der Größe eines DIN-A4-Blattes gelegentlich aus, den Akku des Handys aufzufüllen. Dabei stand es sogar noch im Raum hinter der Fensterscheibe. Es gelingt also, selbst im Kleinformat das Sonnenlicht für sich nutzbar zu machen.

Wie viel mehr kommt dann wohl erst im Sommer mit einer größeren Anlage heraus, die, draußen installiert, die Energie einfängt und in Strom umwandelt? Die wichtigsten Fragen und Antworten im Überblick:

Mini-Solarmodul für den Balkon: Was kosten die Geräte?

Eine Balkon-Solaranlage soll her – so lautet der Auftrag des Selbstversuchs, der zunächst einmal zu Angeboten für die Minikraftwerke führt. Es gibt sie schon für ein paar Hundert Euro und an Angeboten im Internet oder auch bei Fachgeschäften mangelt es nicht. In der Regel kosten sie zwischen 350 Euro und 500 Euro.

Die Module gibt es in verschiedenen Formaten. Manche sind sogar extrem dünn und biegsam. So passen sie auch auf kleinem Raum.

Wie kompliziert gestaltet sich die Installation?

Komplettanlagen sind in der Regel leicht zu installieren. Module und Wechselrichter werden auf dem Balkon angebracht. Mit einem normalen Stecker wird die Anlage dann mit der nächsten Steckdose verbunden. Schon kann der Strom ins Hausnetz fließen. Dort wird er von laufenden Geräten wie dem Kühlschrank sofort auch wieder verbraucht.

Wie viel Energie können Verbraucher mit Solarmodulen erzeugen?

„Für den Betrieb der Waschmaschine reicht der Ertrag nicht“, dämpft der Verkäufer eines Spezialgeschäfts die Erwartungen gleich. Die fehlende Energie holt sich die Maschine weiterhin vom Versorger aus dem Stromnetz. Doch der Verbrauch der Kunden sinkt, und damit ihre Stromrechnung.

„Ein Standardsolarmodul mit 300 Watt Leistung liefert etwa 200 Kilowattstunden (kWh) Strom im Jahr“, erläutert die Verbraucherzentrale. Voraussetzung sei ein schattenfreier Balkon. Diese Kleinanlagen dürfen nicht mehr als 600 Watt Leistung abgeben. Lesen Sie auch:Mini-Windanlagen auf dem Balkon – Lohnt sich das überhaupt?

Wie viel lässt sich damit im Jahr an Energiekosten sparen?

Bei höchstens zwei erlaubten Modulen auf dem Balkon könnten also 400 Kilowattstunden im Jahr herauskommen. Bei einem Preis von 30 Cent pro kWh, die sonst im Durchschnitt an den Versorger bezahlt werden müssten, summiert sich die jährliche Ersparnis damit im Idealfall auf 120 Euro. Damit wären die Anschaffungskosten nach einigen Jahren wieder drin.

In der Praxis wird ein Teil des Stroms jedoch nicht selbst verbraucht, sondern ohne Vergütung ins örtliche Netz eingespeist. Das schmälert den finanziellen Vorteil. Im Gegensatz zu den leistungsstarken Solaranlagen, die gegen eine Vergütung Strom produzieren, sind die Kleinanlagen auch von der Stromsteuer befreit.

MSo groß wie zwei Fußmatten nebeneinander: Mini-Solaranlagen sparen Platz und sind teils sogar biegsam.
MSo groß wie zwei Fußmatten nebeneinander: Mini-Solaranlagen sparen Platz und sind teils sogar biegsam. © iStock | istock

Muss ich die Installation vorher genehmigen lassen?

Ganz ohne Bürokratie darf das Minikraftwerk für zu Hause nicht in Betrieb gehen. So muss der Hausbesitzer oder die Eigentümergemeinschaft die Anlage erlauben. Sie muss mit einem Formular beim örtlichen Netzbetreiber angemeldet werden. Die Vordrucke stellen die Versorger Ost schon online bereit. Auch die Bundesnetzagentur regis­triert die Steckeranlagen im sogenannten Markenstammregister. Wer sich daran nicht hält, muss mit einem Bußgeld rechnen. Auch interessant:Streit um CO2-Preis: Was Mieter künftig zahlen sollen

Worauf ist bei Stromzähler und Steckdose zu achten?

Der Stromzähler ist für Interessenten womöglich eine weitere Hürde. Das Messgerät muss für eine Steckeranlage geeignet sein, darf also zum Beispiel nicht rückwärts laufen, wenn der eingespeiste Strom nicht direkt verbraucht wird. Ob das der Fall ist, kann bei der Netzgesellschaft erfragt werden. „Sie brauchen einen Zweirichtungszähler“, antwortet das Stromnetz Berlin auf eine Anfrage.

Zudem müsse ein anerkannter Installateur mit dem Austausch beauftragt werden. Die Kosten übernehme die Netzgesellschaft. Das ist auch bei anderen Versorgern die Regel. Eventuell ist noch eine spezielle Steckdose erforderlich.

Grundsätzlich sollte der Schuko-Stecker bei Kleinanlagen allerdings reichen. Sicherheit geht aber vor. Die Verbraucherzentralen raten daher zum Kauf einer steckerfertigen Anlage, die den DGS-Sicherheitsstandard einhält. Sind die Formalitäten erledigt, kann der Strom endlich fließen.

Können Verbraucher den selbst erzeugten Strom auch speichern?

Die Energie muss nicht unbedingt in das Hausnetz eingespeist werden. Eine Alternative ist die Speicherung der Elektrizität in einer Powerstation, wie die Akkus heißen. Leistungsfähige Stationen sind jedoch noch recht teuer. Sie kosten teils deutlich mehr als 1000 Euro. Doch dafür kann der Strom unabhängig von einem vorhandenen Netz geerntet werden.

Das kann beim Camping oder im Schrebergarten ohne Netzanschluss sehr hilfreich sein. Denn auch als Insellösung fernab eines öffentlichen Stromnetzes eignen sich die schnell aufgebauten Minikraftwerke.

Was ist der Unterschied zu einer großen Photovoltaikanlage?

Photovoltaikanlagen sind zum einen größer und damit eher für das Hausdach oder den sonnenreichen Garten geeignet. Auf den heimischen Balkon passen diese in der Regel nicht. Zum anderen sind sie zwar leistungsstärker als Solarmodule, dafür aber in der Anschaffung teurer und sie lassen sich nicht einfach abmontieren und andernorts weiterbetreiben. Photovoltaikanlagen müssen außerdem von Fachbetrieben installiert werden.