Berlin. Mehr Display, mehr Leistung: Apple hat sein kleinstes Tablet optisch und inhaltlich aufgepeppt. Wer sollte zum 8,3-Zoll-Modell greifen?

Das Wort „Lückenfüller“ ist gemeinhin negativ besetzt. Aber das neue iPad Mini ist genau das – und zwar im besten Sinne. Denn zwischen dem gut bestückten Bereich der 9 bis 10 Zoll großen Tablets und den größten Smartphones mit knapp 7 Zoll sieht es eher mau aus auf dem Markt der flachen Rechner – wenn man auf Leistung nicht verzichten will. In diese Lücke stößt Apple abermals mit dem iPad Mini, das in dieser Woche in der sechsten Auflage erscheint.

Die iPhone-Macher aus Cupertino zeigen: Es geht beides. Kompaktes Format und trotzdem eine Leistung und ein Display, die in der Oberklasse mitspielen können. Durchweg perfekt ist der kompakte Kraftprotz aber auch nicht. Wie schlägt sich das iPad Mini 6 nach einer Woche im Praxistest - und für wen lohnt sich das handliche Format?

iPad Mini 6 im Praxistest: Welche Größe darf es sein?

Im Apple-Sortiment reiht sich das iPad Mini 6 größentechnisch zwar ganz hinten ein: Mit 8,3 Zoll (21 Zentimeter Diagonale) ist es deutlich handlicher als das schwächere Einsteiger-iPad (10,2 Zoll) und das stärkere iPad Air (10,9 Zoll). Preislich liegt es aber genau dazwischen: Mit 549 Euro bei 64 Gigabyte (GB) Speicher (256-GB-Version für 719 Euro) liegt es 70 Euro über dem jüngst neu vorgestellten Basis-iPad, aber 100 Euro unter dem iPad Air – ein stolzer Preis. Wer vor allem Geld sparen will, ist hier also falsch. Für wen ist es dann geeignet?

Das neu aufgelegte Mini-Modell könnte für Nutzerinnen und Nutzer eine gute Wahl sein, die ihr iPad mit einer Hand greifen, damit länger lesen oder Videos schauen und es auch mal in der Hand- oder Jackentasche verstauen wollen. Auch Studierende oder Berufstätige, die einen digitalen Notizblock mit Stifteingabe suchen, der dazu noch viel mehr kann, sollten einen Blick riskieren. In Apples Keynote navigieren Helikopter-Piloten mit dem kompakten Gerät – nun ja. Für manche Berufsgruppen oder Kreative könnte es sicher als Arbeitsgerät taugen. Fans hatte auch das bisherige Mini allemal.

Schmalere Display-Ränder, Power-Knopf an der Seite und bessere Stifteingabe: Apple hat das iPad Mini 6 auf den aktuellen Stand gebracht.
Schmalere Display-Ränder, Power-Knopf an der Seite und bessere Stifteingabe: Apple hat das iPad Mini 6 auf den aktuellen Stand gebracht. © FMG | Maik Henschke

Neues Design fürs iPad Mini: Das geschrumpfte iPad Air

Das neu aufgelegte iPad Mini war für viele Beobachter der heimliche Star auf Apples September-Keynote vergangene Woche. Die iPhone-13-Reihe war fest erwartet worden und brachte zumindest optisch kaum Neuerungen. Das iPad Mini hingegen, das gemeinsam mit dem günstigen Einsteiger-iPad eine überarbeitete Version erhält, war eine kleine Überraschung. Aber eine durchaus willkommene - schließlich war das kleinste iPad-Modell seit März 2019 nicht mehr aufgefrischt worden.

Und mit dem Versprechen „Mega Power. Mini Größe“, wie es bei der Produktshow hieß, hat Apple durchaus Erwartungen geschürt. Hält man die Neuvorstellung dann kurz darauf selbst in Händen, bestätigt sich der Eindruck, dass Fans handlicher Tablets hier einen neuen Vorreiter in moderner Optik bekommen könnten.

Greifbar mit nur einer Hand

Das Aluminiumgehäuse des Testgerätes ist in schimmerndem Violett gehalten. Alternativ gibt es das Mini in drei weiteren Farben: Grau, Rosé und einem Sand-Ton namens „Polarstern“. Das kompakte Format mit 8,3 Zoll entpuppt sich nach dem Auspacken als angenehm handlich. Mit durchschnittlich großen Händen lässt sich das iPad Mini im Hochformat bequem mit nur einer Hand an den beiden Seiten fassen.

Die Verarbeitung ist auch beim Mini hervorragend. Die flachen Kanten schließen perfekt mit dem Display ab. Dicke Ränder und Home-Button sind Vergangenheit: Im Vergleich zum Vorgänger sind die Displayränder jetzt deutlich schmaler und in den Ecken abgerundet – das wirkt zeitgemäßer. Wer das iPad Air kennt, denkt, er habe einfach eine leicht geschrumpfte Kopie vor sich.

Leicht und kompakt: Das iPad Mini lässt sich mit einer Hand bequem greifen und unterwegs leicht verstauen.
Leicht und kompakt: Das iPad Mini lässt sich mit einer Hand bequem greifen und unterwegs leicht verstauen. © FMG | Maik Henschke

Der An-Aus-Knopf ist in den Seitenrand gewandert und fungiert als Fingerabdrucksensor. Er kann das Gerät blitzschnell entsperren und Online-Zahlungen bestätigen. Im Test klappt das nach Einrichtung beider Zeigefinger schnell und zuverlässig. Neu ist auch der moderne USB-C-Anschluss, an dem nun externe Geräte wie Monitore, Kameras oder Festplatten angeschlossen werden können.

Display und Tempo: So fühlt sich das iPad Mini im Alltag an

Der Bildschirm hinterlässt einen guten, wenn auch nicht exzellenten Eindruck. Farben, Kontraste und Helligkeit sind gelungen. Das Display ist auch bei Sonneneinstrahlung gut lesbar. Scrollen und Wischen mit den Fingern klappt flüssig. Wenn auch nicht ganz so geschmeidig wie bei den teureren iPad Pro, die mit 120 Hertz über doppelt so viel Bilder pro Sekunde verfügen.

Beim Schauen von Youtube-Videos wird das Format zum Nachteil: Das ohnehin schon kleine Display zeigt dann noch dicke schwarze Ränder. Auch zum längeren Arbeiten oder Schreiben sind die größeren Modelle deutlich besser geeignet.

Lange Youtube-Filme machen bei so dicken Streifen wenig Spaß. Hier ist das Format klar im Nachteil.
Lange Youtube-Filme machen bei so dicken Streifen wenig Spaß. Hier ist das Format klar im Nachteil. © FMG | Maik Henschke

Für einen Leistungssprung im Mini sorgt der Chip A15 Bionic, der auch im neuen iPhone 13 steckt. Apps, Spiele und sogar Foto- und Videobearbeitung sind damit nicht ansatzweise ein Problem. Ordentliche Bilder liefert die überarbeitete 12-Megapixel-Rückkamera. Die Ultraweitwinkel-Frontkamera (ebenfalls 12 Megapixel) wiederum folgt einem nun, wenn man sich bei Videoanrufen aus dem Bild bewegt.

Der Akku bietet kaum Grund für Kritik: Wie bei größeren iPads kommt man bei normaler Nutzung und Displayhelligkeit locker über den Tag. Zwar fällt der Akku durch das kompaktere Gehäuse kleiner aus, dafür ist der Bildschirm, der mit Strom versorgt werden will, aber auch deutlich kleiner. Acht bis neun Stunden Surfen oder Videoschauen am Stück sind meist machbar. Vorinstalliert ist das neue iOS 15 mit spannenden Funktionen.

Stifteingabe, Magnet-Cover und 5G nur gegen Aufpreis

Sehr gut klappte im Alltag das Schreiben und Zeichnen mit dem Apple Pencil 2, der nun unterstützt wird. Dieser haftet bombensicher an der Längsseite und ist fast so lang wie das iPad. Er kostet allerdings rund 130 Euro Aufpreis. Für 65 Euro bietet der Hersteller zudem ein farblich passendes Schutzcover, das magnetisch am Gehäuserücken haftet und als Tablet-Ständer fungiert. Gängige Bluetooth-Tastaturen lassen sich verbinden, ein eigenes Keyboard fürs Mini gibt es nicht.

Das iPad Mini 6 ist mit dem Apple Pencil 2 (rund 130 Euro) auch ein gutes Gerät zum Schreiben und Zeichnen.
Das iPad Mini 6 ist mit dem Apple Pencil 2 (rund 130 Euro) auch ein gutes Gerät zum Schreiben und Zeichnen. © FMG | Maik Henschke

Das iPad Mini 6 unterstützt nun auch schnellen 5G-Mobilfunk. Wer sich aber für dieses Modell entscheidet, muss mit 719 Euro deutlich tiefer in die Tasche greifen. Doch auch ohne 5G liegt die Stärke des kleinen Kraftpakets eindeutig im Einsatz unterwegs: Mit 293 Gramm ist das Mini spürbar leichter als das aktuelle iPad Air (458 Gramm) und das 11-Zoll iPad Air (466 Gramm).

Somit dürfte auch die sechste Mini-Generation ihre Fans finden.

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