Berlin. Smartphones haben allerlei Sensoren an Bord, die im Alltag nützliche Werkzeuge ersetzen. Doch: Die wenigsten Nutzer kennen alle davon.

Wenn am kommenden Dienstag die neuen iPhone-12-Modelle von Apple vorgestellt werden, ist mit wenig Überraschungen zu rechnen. Zwei Standard- und zwei „Pro“-Modelle soll es geben, die mit dem neuen iOS 14 laufen. Äußerlich wird Apple wieder weg von abgerundeten und zurück zu schärferen Kanten gehen. Auch die Ausstattung der iPhone 12 ist weitgehend durchgesickert.

Ein besonderes Detail: Die beiden „Pro“-Modelle des iPhone 12 werden wahrscheinlich die ersten Smartphones mit einem sogenannten LiDAR-Scanner. Wie erstmals beim 2020er iPad Pro wird dieser Sensor als kleiner Punkt im Kameramodul auf der Rückseite des iPhones auftauchen.

Hinter LiDAR (“Light Detection and Ranging“) verbirgt sich ein Sensor, der mithilfe von Laserlicht Entfernungen und Tiefe messen kann. Das Smartphone sendet Laserstrahlen aus und misst, wie schnell sie von der nächsten Wand oder einem Hindernis zurückkehren. So lässt sich die Umgebung kartografieren.

Smartphone-Sensoren: Das bringen LiDAR-Scanner und Time-of-Flight im Alltag

Neu ist die Methode nicht: Abgeguckt bei den Schallwellen der Fledermaus haben schon 1971 die US-Astronauten der Apollo-15-Mission damit die Mondoberfläche vermessen. Seit einigen Jahren unterstützen die LiDAR-Laser selbstfahrende Autos dabei, Fußgänger und Hindernisse zu erkennen. Und in vielen Haushalten hilft solch ein Laser in Staubsauger-Robotern dabei, dass der kleine Putzfreund nicht ständig gegen das Sofa knallt.

Inzwischen sind LiDAR-Scanner so klein, genau und bezahlbar, dass Hersteller sie in Smartphones und Tablets verbauen. Die diesjährigen „Pro“-Modelle von iPad und iPhone dürften hier nur der Anfang sein.

Doch keine Sorge: Bisherige iPhones und viele Android-Smartphones der letzten Jahre – wie Samsungs Galaxy S20-Reihe – können auf ähnliche Weise Messungen durchführen. Der Unterschied: Statt eines Lasers ist hier ein Infrarot-Sensor verbaut. Time of Flight (ToF, zu deutsch: Laufzeit) nennen das die Hersteller. Der misst nicht ganz so exakt und flott wie ein Laser, reicht aber für viele Messungen per App im Alltag aus. Und was bringt mir das?

Ein LiDAR- oder ToF-Sensor in entsprechenden Smartphones sorgt bei Porträtfotos dafür, dass der Hintergrund schön unscharf wird. Verschiedene Apps im Bereich Augmented Reality (AR) – also erweiterter Realität – nutzen den Entfernungssensor bereits, damit der Nutzer virtuelle Gegenstände beim Blick durch die Smartphone-Kamera im Raum platzieren kann.

Öffnet man etwa die App „Ikea Place“ für Android oder für iOS kann man Möbelstücke aus dem Katalog in 3D in sein eigenes Wohnzimmer projizieren – und so vieles bereits vor dem Kauf einrichten.

Dank Magnetometer ersetzt das Smartphone im Wald auch mal den Kompass.
Dank Magnetometer ersetzt das Smartphone im Wald auch mal den Kompass. © Shutterstock/Kaspars Grinvalds | Kaspars Grinvalds

Räume und Flächen ausmessen per Kamera

Sowohl Googles Android als auch Apples iOS bieten eine kostenlose App namens Maßband. Beide lassen sich sehr ähnlich bedienen und nutzen die Smartphone-Kamera. Richtet man den Bildschirm auf eine Wand, auf Fußböden oder Gegenstände, kann man per Fingertipps Messpunkte setzen.

Die App zeigt daraufhin die genaue Entfernung zwischen Punkt A und B an. Wer braucht da noch einen Zollstock? Statt Entfernungen lassen sich – zumindest in der iOS-App – auch ganze Flächen berechnen. Dafür setzt man einfach drei oder mehr Messpunkte und die App zeigt die Quadratmeterzahl.

Die digitale Wasserwaage per App

Ein Bild hängt schief und es ist keine Wasserwaage zur Hand? Dann hilft der seit Jahren verbaute Beschleunigungssensor im Mobiltelefon. Der erkennt sonst, ob das Telefon quer oder hochkant gehalten wird und dreht den Bildschirm.

Den Sensor nutzen aber auch zahllose Gratis-Apps, die das Gerät zur digitalen Wasserwaage machen. In der genannten iOS-App Maßband ist die Funktion schon enthalten. Android-Nutzer finden dafür viele Apps im Play Store, etwa „Wasserwaage Galaxy“. Für viele Heimwerkerzwecke ist das völlig ausreichend.

Kompass-Funktion: Wo bitte geht es nach Norden?

Steckt man im Funkloch und hat sich verlaufen, kann ein Kompass nützlich sein. Zum Glück haben Smartphones einen Magnetometer an Bord. Dieser digitale Mini-Kompass funktioniert wie sein analoger Bruder. Er nutzt das Magnetfeld der Erde, um die Nordrichtung zu ermitteln. iPhones haben eine Kompass-App vorinstalliert, Android-Nutzer laden sich eine App wie „Simply North“ gratis herunter.

Luftdruck per Barometer ermitteln

Praktisch für Wanderer, Bergsteiger oder für die Bootstour: Die meisten Smartphones können den Luftdruck messen. Damit lässt sich abschätzen, ob Stürme oder Gewitter drohen. Seit dem iPhone 6 hat Apple den Barometer-Sensor an Bord, Android-Modelle ebenfalls schon einige Jahre. Unter dem Suchwort „Barometer“ finden Nutzer viele Apps für Android und iOS, die zugleich einen Höhenmesser mitbringen, auch kostenlose.

Warn-Apps bei Terror, Unwetter oder Brand

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