Berlin. Die Energiepreise steigen, gerade das Autofahren wird immer teurer. Für Pendler ist das ein Riesenproblem. Welche Lösungen gibt es?

  • Autofahrer müssen tief in die Tasche greifen: Benzin und Diesel wird immer teurer
  • Die Entwicklung wird auch in den nächsten Jahren anhalten
  • Was Autofahrer wissen müssen

Die Preise für Benzin und Diesel steigen immer weiter. Energie ist aktuell der treibende Faktor der Inflationsrate in Deutschland. Durch neue Auflagen und Abgaben könnten sich die Kosten für Autofahrer weiter erhöhen. Was kommt auf die Verbraucher noch zu? Wie kann ein sozialer Ausgleich organisiert werden? Unsere Redaktion beantwortet wichtige Fragen.

Wird Autofahren bald unbezahlbar?

Zumindest Autofahren mit Verbrennungsmotor wird in den nächsten Jahren deutlich teurer. Das hat schon die amtierende Bundesregierung beschlossen. Zu Jahresbeginn kamen rund sieben Prozent pro Liter Kraftstoff als Abgabe für den CO2-Ausstoß der Fahrzeuge obendrauf. In den nächsten Jahren steigt diese Abgabe weiter an. Mitte des Jahrzehnts summiert sie sich nach den bisherigen Plänen auf 25 Cent. Lesen Sie dazu: Streit um 16 Cent: Deshalb steigen die Benzinpreise sowieso

Ein zweiter Faktor für die Preisbildung an den Tankstellen ist der Ölpreis. Das Rohöl wurde in der ersten Jahreshälfte ebenfalls teurer und liegt mittlerweile bei 74 US-Dollar je Barrel (159 Liter) der Sorte Brent. Wie es damit weitergeht, ist offen. Laut ADAC ist der Liter Super E10 vergangene Woche im Bundesdurchschnitt weiter um 0,3 Cent auf 1,566 Euro je Liter gestiegen. Diesel kostet 1,398 Euro und kratzt damit an der Marke von 1,40 Euro. Klaus Müller, Chef des Verbraucherzentrale Bundesverbands (vzbv), erwartet sogar bald einen Benzinpreis von zwei Euro und mehr. Das könnte Sie interessieren: Wie rette ich mein Erspartes vor der Inflation?

Wie kommt der Spritpreis zustande?

Die Mineralölwirtschaft macht folgende Rechnung auf: Bei einem Super-Preis von 1,62 Euro entfielen in diesem Sommer knapp 45 Cent auf die Beschaffung des Sprits. Weitere 26 Cent kosteten der Vertrieb sowie die Margen der Unternehmen und Tankstellen. Die restlichen Kosten vereinnahmt der Staat. Über 90 Cent kassiert der Fiskus an Steuern und Abgaben.

Warum ist Diesel billiger?

Die EU räumte ihren Mitgliedsländern in den 90er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts Steuernachlässe auf Diesel-Kraftstoff ein. Ziel war es eigentlich, dass der Kraftstoffpreis nicht wettbewerbsverzerrend wirkt. Damals wurde Diesel noch vor allem von der Wirtschaft eingesetzt. Doch der rund 13 Cent billigere Sprit sorgte dafür, dass immer mehr Privatleute Diesel-Autos anschafften. Die Abschaffung dieses Privilegs wurde immer wieder gefordert, etwa auch vom Bundesrechnungshof.

Was bedeutet ein Anstieg der Kraftstoffkosten um 50 Cent pro Liter?

Nach Angaben des Bundesverkehrsministeriums verbrauchten Pkw 2019 durchschnittlich 7,4 Liter Kraftstoff pro 100 Kilometer Fahrleistung. Eine Preissteigerung um 50 Cent pro Liter bedeutet bei einer Jahresfahrleistung von 12.000 Kilometern eine Mehrbelastung von 444 Euro. Bei 20.000 Kilometern im Jahr steigen die zusätzlichen Ausgaben bereits auf 740 Euro.

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    Ist ein sozialer Ausgleich notwendig?

    Hier steht die Politik vor einem Dilemma. Einerseits sollen höhere Preise für fossile Brennstoffe den Verbrauch dämpfen. Andererseits sind immer noch viele Arbeitnehmer und Firmen auf das eigene Fahrzeug angewiesen. Insbesondere für Pendler können hohe Spritpreise schnell zu einem finanziellen Problem werden.

    Deshalb denken Politiker über die Parteigrenzen hinweg über einen sozialen Ausgleich für die CO2-Bepreisung nach. CSU-Chef Markus Söder will eine höhere Pendlerpauschale, der Verkehrsminister einen Preisdeckel bei zwei Euro. Die Verbraucherzentralen plädieren ebenso wie das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) für eine Umverteilung der Einnahmen aus der CO2-Abgabe. Weiterlesen: Europa erzwingt Aus für Benziner und Dieselautos bis 2035

    Wie wirkt eine "Klimaprämie"?

    "Wir schlagen vor, statt über die Benzinpreise lieber über eine Klimaprämie zu reden", sagt DIW-Energieexpertin Claudia Kemfert. Dabei werden die Einnahmen aus der CO2-Abgabe den Haushalten vollständig zurückerstattet. Jeder bekäme einmal im Jahr den für alle gleichen Anteil vom Staat überwiesen. So würden diejenigen besser fahren, die wenig fossile Energien verbrauchen. Einen etwas anderen Ansatz schlagen die Verbraucherzentralen vor. Sie wollen ein "Mobilitätsgeld" einführen. Dabei können Pendler für jeden gefahrenen Kilometer einen kleinen Betrag direkt von ihrer Steuerlast abziehen. Damit wäre es egal, wie viel sie verdienen. Alle würde gleich behandelt.

    Wie sinnvoll ist ein höhere Pendlerpauschale?

    Nach Berechnungen des Verbraucherzentrale Bundesverbandsprofitieren von der bisherigen Pendlerpauschale vor allem Haushalte mit hohen Einkommen. Sie bekommen bis zu einem Drittel der Mehrausgaben zurück, Geringverdiener nur zehn Prozent. Denn Arbeitnehmer mit geringem Einkommen zahlen weniger Steuern, können also auch weniger sparen. Insofern verfehlt die Pendlerpauschale das Ziel, vor allem sozial Schwächere vom hohen Kraftstoffpreis zu entlasten.

    Worauf müssen sich Autofahrer auf längere Sicht einstellen?

    Langfristig wird das Autofahren mit einem Verbrenner immer teurer, mit einem E-Mobil immer günstiger. Der Verkehr trägt noch deutlich zu wenig zum Klimaschutz bei. Daher wird die nächste Regierung unabhängig von ihrer Zusammensetzung weitere Maßnahmen einleiten, um den CO2-Ausstoß des Verkehrs zu senken. Das bedeutet den Ausbau des öffentlichen Verkehrsangebots, aber eben auch Preissteigerungen für fossile Brennstoffe und Einschränkungen für den Autoverkehr, etwa durch ein Tempolimit auf Autobahnen oder eine City-Maut.