Berlin. Nach dem Winter ziehen die Buchungszahlen bei den Airlines stark an. Ein Billigflieger will eine neue Runde im Preiskampf eröffnen.

Nach dem besonders dunklen zweiten Winter in der Corona-Pandemie ist die Sehnsucht nach Sonne und Urlaub groß. Während die Nachfrage nach Reisen zu weit entfernten Zielen noch etwas verhalten ist, erwarten die Fluggesellschaften auf Kurz- und Mittelstrecken innerhalb Europas sowie nach Nordafrika und in den Nahen Osten einen Buchungsboom.

Der heftige Einbruch der Passagierzahlen der vergangenen beiden Jahre könnte schon im Sommer überwunden sein, sagen die Chefs der Billigflieger Eurowings, Easyjet und Ryanair.

Bereits im zurückliegenden Quartal von Oktober bis Ende Dezember spürten die Airlines eine deutlich höhere Nachfrage. Bei Easyjet und Ryanair stieg die Zahl der Passagiere gegenüber dem ersten Corona-Winter jeweils um das Vierfache, der Umsatz noch etwas stärker.

Während die Kunden bei Ryanair aktuell jedoch noch sehr kurzfristig buchen würden, stellt Eurowings-Chef Jens Bischof bereits eine Normalisierung fest: „Die Vorläufe für Buchungen werden wieder länger.“ Statt zwei bis vier Wochen im voraus würden viele Reisende bereits jetzt Tickets für die Oster- und Sommerferien sowie die langen Wochenenden mit Brückentagen im Frühjahr buchen. „Ich bin optimistisch, dass es ein gutes Reisejahr wird“, sagt er.

Eurowings will wieder 100 Jets in die Luft bringen

Die Lufthansa-Tochter will in diesem Sommer wieder wie vor der Corona-Pandemie mit 100 Flugzeugen fliegen. Klarer Schwerpunkt ist Mallorca, die liebste Urlaubsinsel der Deutschen. In der Hochsaison sollen dort jede Woche 380 Eurowings-Flieger von 20 Flughäfen aus landen. Das ist noch einmal eine deutliche Steigerung gegenüber 2021, als die Eurowings die Hauptinsel der Balearen bis zu 320 Mal pro Woche anflog.

Ähnlich optimistisch ist Easyjet-Deutschlandchef Stephan Erler. „Nach einem leichten Nachfragerückgang im Dezember entwickelt sich die Buchungslage positiv“, sagt Erler unserer Redaktion.

Der Billigflieger, der mit 18 stationierten Airbus-Jets am Hauptstadtflughafen BER der größte Anbieter ist, will im aktuell laufenden Quartal eine Kapazität von 67 Prozent im Vergleich zum Vorkrisenniveau erreichen. „In der zweiten Jahreshälfte wird Easyjet netzwerkweit dann an das Vorkrisenniveau anknüpfen können“, sagt Erler. Auch bei Geschäftsreisen geht er davon aus, dass die Nachfrage im Laufe des Jahres wieder deutlich anziehen wird.

Beide Airlines haben ihr Engagement in der Hauptstadt zuletzt deutlich zurückgefahren. Easyjet hatte vor der Pandemie 34 Flugzeuge in Berlin stationiert, Eurowings acht. Übrig geblieben sind davon 18 bei den Briten, drei bei der Lufthansa-Tochter. Im gleichen Maß haben die Fluggesellschaften Personal abgebaut.

Ryanair will neue Runde im Preiskampf eröffnen

Ob Eurowings weitere Flugzeuge am BER stationiere, hänge vor allem von der Entwicklung des touristischen Markts ab, sagt Geschäftsführer Bischof unserer Redaktion. „Wir haben selbstverständlich vor, Berlin weiterzuentwickeln“, versichert er. Aber Easyjet werde man damit in den nächster Zeit sicherlich noch nicht überholen. Unternehmensweit habe das Unternehmen seit dem Corona-Tiefpunkt bereits 750 neue Jobs in Kabine und Cockpit geschaffen, bis zum Sommer sollen 750 weitere folgen.

Bischof kündigte zudem am Montag an, sich wegen gestiegener Treibstoffpreise und Gebühren nicht auf einen Preiskampf mit den Rivalen einlassen zu wollen. Ryanair hatte wenige Stunden zuvor angekündigt, die die Nachfrage im laufenden Quartal mit deutlichen Preissenkungen ankurbeln zu wollen.

Ob die Flughäfen und die Flugsicherung mit der stark steigenden Nachfrage in diesem Sommer fertig werden, wird sich erst noch zeigen müssen. Vor allem bei Sicherheitskontrollen und Abfertigungsdienstleistern fehlte 2021 viel Personal, es kam zu stundenlangen Wartezeiten. Wird 2022 alles besser? „Ich bin vorsichtig optimistisch, dass es gelingt“, sagt Eurowings-Chef Bischof. Auch interessant: Macht der Corona-Stillstand das Fliegen gefährlicher?