Berlin. Beim Gendern am Arbeitsplatz gehen die Meinungen auseinander. Studierende haben eine eindeutigere Ansicht. Und die ist überraschend.

Sternchen, Binnen-I, Unterstrich oder eine kurze Pause beim Sprechen: Arten der geschlechtsneutralen Sprache gibt es viele. Immer mehr Großkonzerne achten darauf, dass am Arbeitsplatz gegendert wird, bei ausgeschriebenen Stellen und im Bewerbungsverfahren gegendert wird.

Doch die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in Deutschland sind in der Frage gespalten, ob die geschlechtsneutrale Sprache am Arbeitsplatz wichtig ist, wie eine neue Umfrage zeigt.

Gendern am Arbeitsplatz: Mehrheit hält es für unwichtig

45,1 Prozent halten Gendern für wichtig, 54,9 Prozent dagegen für unwichtig. Das ist das Ergebnis einer repräsentativen Umfrage des Trendence Instituts, die unserer Redaktion vorliegt.

Ausgeprägt sind dabei die Extreme: Mit 19,6 Prozent gibt fast jeder fünfte Berufstätige an, dass eine geschlechtsneutrale Sprache am Arbeitsplatz sehr wichtig sei. Zugleich hält fast jeder Dritte (31,0 Prozent) der Befragten das Gendern für gänzlich unwichtig.

Gendern wird zunehmend politisch

Die Frage nach dem Gendern ist längst politisch geworden. Auch Friedrich Merz (CDU) stieg vor Kurzem in die Debatte ein. Viele Umfragen legen nahe, dass die Mehrheit der Deutschen das Gendern ablehnt. So ergab im Mai eine Befragung von Infratest Dimap für die „Welt am Sonntag“, dass 65 Prozent der Deutschen das Gendern ablehnen. Ein Jahr zuvor waren es 56 Prozent.

Dennoch befasst sich neben der Politik auch die Wirtschaft immer stärker mit der geschlechtsneutralen Sprache. Insbesondere im Bewerbungsprozess legen viele Großkonzerne schon heute Wert darauf, zu gendern.

Bewerber halten Unternehmen oft für konservativ

In seinem HR Monitor, einer laufenden Dauerumfrage, fragte das Trendence Institut auch Bewerberinnen und Bewerber, welche Wirkung Unternehmen, die gendern, auf sie haben.

38 Prozent gaben an, dass sie Firmen, die nicht gendern, als konservativ wahrnehmen. Jeder vierte Befragte rechnet in einem solchen Fall mit einem unflexiblen Unternehmen.

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Jeder Dritte unterstellt Ungleichbehandlung

Rund ein Drittel der Befragten unterstellt Unternehmen, die auf das Gendern verzichten, sogar eine Ungleichbehandlung von Frauen und Männern.

„Für Arbeitgeber gilt es, sich auf diese immer größer werdende Zustimmung frühzeitig einzustellen, indem Richtlinien für die eigene Unternehmenssprache abgewogen und definiert werden“, sagte Robindro Ullah, Geschäftsführer von Trendence. „In welche Richtung das geht, muss jedes Unternehmen selbst entscheiden – in jedem Fall hat es Auswirkungen auf die Arbeitgebermarke.“

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Studierenden ist das Gendern eher unwichtig

Bei Studentinnen und Studenten, die oftmals schon in der Universität mit dem Gendern in Kontakt kommen, ist die Meinung eindeutiger: 61,6 Prozent der Befragten gaben an, dass ihnen das Gendern am Arbeitsplatz eher unwichtig oder unwichtig ist.

Nur rund jedem zehnten Studierenden ist es demnach sehr wichtig, dass am künftigen Arbeitsplatz gegendert wird.

Für die Umfrage wurden 1.178 Studierende und 961 Berufstätige befragt. Die Ergebnisse sind repräsentativ gewichtet.