Glasgow/Berlin. Rund 30 Länder wollen bis 2040 keine Benzin- und Dieselmotoren mehr herstellen. Manche Länder verweigern sich, darunter Deutschland.

Während die Verhandlungsdelegationen bei der Weltklimakonferenz noch um viele große Entscheidungen ringen, zeigen einige Teilnehmer bereits mit konkreten Vereinbarungen Flagge für mehr Klimaschutz. Ein Bündnis aus rund 30 Staaten, Städten und Autoherstellern hat sich am Mittwoch zum vollständigen Umstieg auf emissionsfreie Autos bis spätestens 2040 bekannt.

Zu den Unterzeichnern der in Glasgow präsentierten Erklärung zählen neben Großbritannien, Dänemark, Polen, Österreich, Kroatien, Israel und Kanada auch Schwellenländer wie die Türkei, Kenia oder Ruanda. Doch die wirtschaftlich stärksten Nationen dieser Welt und jene mit großen Autokonzernen fehlen in dem Reigen. Deutschland will sich der Initiative nicht anschließen – ebenso wenig China und die USA.

Deutschland will sich Technologie für E-Fuel nicht verbauen

Die beteiligten Autokonzerne streben unterdessen an, in führenden Märkten bis spätestens zum Jahr 2035 nur noch emissionsfreie Autos und leichte Nutzfahrzeuge zu verkaufen, in den übrigen Märkten wird dafür das Jahr 2040 angestrebt.

Zu den beteiligten Unternehmen gehören Mercedes-Benz, Volvo, Ford, General Motors, der chinesische Autokonzern BYD sowie Jaguar Land Rover der indischen Tata Motors. Die weltweit führenden Autobauer Volkswagen und Toyota fehlen in der Allianz, ebenso Stellantis (Citroën, Fiat, Opel und Peugeot) sowie BMW und Honda.

Die Teilnahme Deutschlands an dem Vorstoß scheitert daran, „dass es eine Fußnote gibt, die uns nicht erlaubt, das zu unterschreiben“, begründete Jochen Flasbarth, Staatssekretär im Bundesumweltministerium, in Glasgow.

Diese Fußnote besage, dass nur Fahrzeuge als emissionsfrei gelten, die keine Emissionen ausstoßen. Damit aber seien Fahrzeuge, die E-Fuels nutzen, ausgeschlossen. Damit habe die britische Präsidentschaft der Weltklimakonferenz eine „unnötige Hürde“ für die Zeichnung der Vereinbarung aufgebaut, so Flasbarth.

Scheuer: Synthetische Kraftstoffe „klimaneutral machen“

Als E-Fuels werden synthetische Kraftstoffe bezeichnet, die mithilfe von Strom aus Wasser und Kohlenstoffdioxid hergestellt werden. Allerdings erzeugen diese Kraftstoffe beim Verbrennen in den Motoren ebenso viele umweltschädlichen Abgase wie herkömmliche Kraftstoffe und gelten deshalb als umstritten.

Dennoch will sich weder die jetzige geschäftsführende noch eine künftige Bundesregierung die Nutzung dieser E-Fuel-Brennstoffarten grundsätzlich verbauen – und sich die Option erhalten, Kraftstoffe aus erneuerbarem Strom zu produzieren.

„Der fossile Verbrenner wird 2035 auslaufen. Die Verbrennertechnologie wird aber weiterhin gebraucht“, sagte der geschäftsführende Bundesverkehrsminister An­dreas Scheuer (CSU). „Wir wollen sie mit synthetischen Kraftstoffen klimaneutral machen und die Vorteile der Technologie erhalten.“ Deshalb schließe sich sein Ministerium der Allianz nicht an. Lesen Sie auch: Wasserstoff und Co.: Wie die Schifffahrt grüner werden kann

Bundesumweltministerium zieht E-Fuel-Fahrzeuge in Zweifel

Auch SPD, Grüne und FDP sprechen sich derzeit in ihrem Sondierungspapier zu den Koalitionsverhandlungen explizit dafür aus, auch solche Fahrzeuge zuzulassen, die nachweislich nur mit E-Fuels betankt werden können. Und dies, obwohl das Bundesumweltministerium daran zweifelt, dass diese Fahrzeuge überhaupt eine Zukunft haben.

Denn: Zu hoch sei hierzulande der Bedarf an dem noch knappen erneuerbaren Strom für die Produktion der Kraftstoffe. Selbst wenn diese Energie in besonders sonnigen oder windreichen Regionen in fernen Ländern erzeugt werde, würde der Transport nach einer Studie des Umweltbundesamtes unterm Strich keine positive Ökobilanz nach sich ziehen.

Der Verkehrssektor gehört derzeit wegen der Verwendung fossiler Kraftstoffe weltweit zu den größten Verursachern von Treibhausgasen. Eine Mobilitätswende ist aus Sicht vieler Experten entscheidend. Auch interessant: COP26 in Glasgow: Wie China die Klimarettung bremst

Greenpeace: Für 1,5-Grad-Ziel ab 2030 keine Zulassung von Verbrennern mehr

„Es wäre megapeinlich, wenn Deutschland nicht dabei wäre“, sagte Greenpeace-Chef Martin Kaiser der Deutschen Presse-Agentur. „Mehr Klimaschutz im Verkehr ist lange überfällig.“ Doch selbst die Ziele der neuen Allianz reichten noch nicht. „Um den Temperaturanstieg auf 1,5 Grad zu begrenzen, dürfen schon 2030 weltweit keine weiteren Autos mit Verbrennungsmotor zugelassen werden.“

Für den Schutz des Klimas und die Wettbewerbsfähigkeit der Autoindustrie müsste die kommende Bundesregierung für Deutschland „einen Ausstieg aus dem Verbrenner deutlich vor dem Jahr 2030 vereinbaren“.

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