Berlin. Die Mietwagenpreise steigen 2022 noch weiter. Hier erfahren Sie, welche Urlaubsziele betroffen sind und wie sich Geld sparen lässt.

Die Vorfreude auf den lang ersehnten Urlaub war im vergangenen Sommer bei der Buchung des Mietwagens für viele Reisende vorbei. In der Hochsaison kostete ein einfaches Leihauto auf Mallorca schnell mal 100 Euro am Tag. Wer ein besser ausgestattetes Modell mieten wollte, zahlte noch deutlich mehr.

Auf der beliebtesten Urlaubsinsel der Deutschen, aber auch an vielen anderen Reisezielen hatten die Anbieter infolge der Corona-Pandemie ihre Flotten drastisch verkleinert. Mit Entspannung ist in diesem Sommer kaum zu rechnen – ganz im Gegenteil.

Zwar scheint es solche krassen Preisspitzen wie im Sommer 2021 nicht mehr zu geben. Aber das Vergleichs- und Vermittlungsportal Check24 hat bereits für die kommende Urlaubszeit stark steigende Durchschnittspreise ermittelt. So kosten Mietwagen in Palma de Mallorca in den beliebtesten Urlaubsmonaten Juni, Juli und August 32 Prozent mehr als im vergangenen Jahr, teilte ein Sprecher unserer Redaktion mit.

Ähnliche Beobachtungen macht der Automobilclub ADAC, der auch Mietwagen anbietet. „Wenn dieses Jahr Reisen wieder uneingeschränkt möglich sein sollte, wird auch der Nachholbedarf an Urlaub in allen Ländern steigen und die Preise werden voraussichtlich hoch bleiben“, sagt eine Sprecherin.

Mallorca und andere Ferienorte: Warum Mietwagen so teuer sind

Hintergrund der stark gestiegenen Mietwagenpreise ist die Corona-Pandemie. Wegen der zwischenzeitlich eingebrochenen Nachfrage zu Beginn der Pandemie hatten viele Verleihfirmen die laufende Erneuerung ihrer Flotte ausgesetzt. Das führte in der Urlaubssaison 2021 zu einem drastisch verkleinerten Angebot. „Entsprechend sind die Preise gestiegen“, heißt es beim ADAC.

In diesem Jahr scheint sich die Lage nicht grundlegend zu ändern. Wegen weltweit gestörter Lieferketten hat nun die Autoindustrie Schwierigkeiten, den Vermietern Zigtausende Neuwagen auf den Hof zu stellen. Noch immer herrscht bei den Herstellern ein Mangel an elektronischen Bauteilen.

Die Folgen: „Das Angebot wird teils begrenzt sein, gerade bei den beliebten Kategorien vom Kleinwagen bis Kompakt und SUV sowie bei den raren Fahrzeugen wir Cabrios, Automatik- oder Kombifahrzeugen“, sagt die Automobilclub-Sprecherin.

Sixt erwartet „weiter steigendes Marktpreisniveau“

Bei Sixt, einem der größten Mietwagenanbieter in Europa, wird zudem auf die sich abzeichnende starke Reiselust verwiesen. „Das letzte Jahr hat gezeigt: Die Menschen wollen wieder reisen und mobil sein, sobald dies möglich ist“, teilt das Unternehmen mit.

Wegen des Zusammentreffens von hoher Nachfrage und dem knappen Neuwagenangebot sieht Sixt „nach wie vor ein erhöhtes bis weiter steigendes Marktpreisniveau“ Aktuell gebe es keine Anzeichen, dass das derzeit hohe Preisniveau sinken werde. „Vielmehr gehen wir aufgrund von Nachholeffekten derzeit davon aus, dass diese Situation anhalten wird“, erklärt Sixt.

Dem Unternehmen sei es aber bisher gelungen, die Flotte trotz Chipkrise „sehr gut“ an die gestiegene Nachfrage anzupassen. Die meisten Buchungen für die Urlaubssaison 2022 erwartet der Vermieter derzeit in Spanien – gefragt seien Leihwagen vor allem auf Balearen und Kanaren sowie an der Costa del Sol –, gefolgt von Italien und Südfrankreich. Weiterlesen:Wohnmobil-Sharing: Was Camping-Fans darüber wissen müssen

Es gibt aber auch Länder, in denen die Preise wieder sinken. In Deutschland sind Leihautos für die Sommerferien derzeit ein Viertel billiger als 2021, hat Check24 ermittelt. Zu Ostern und Pfingsten fällt der Anstieg mit 0,5 beziehungsweise 10,7 Prozent moderat aus. In Italien und Frankreich sind Mietwagen in den Sommerferien auch etwas billiger als 2021 – dagegen zahlen Urlauber in Italien in den Osterferien fast das Doppelte gegenüber dem Vorjahr.

So lässt sich bei der Mietwagenbuchung sparen

Was können Urlauberinnen und Urlauber also tun, damit in der Reisekasse nicht schon vor dem Abflug leer ist? Die von unserer Redaktion befragten Anbieter und Vermittler raten, so früh wie möglich zu buchen. Wer einen Mietwagen für die Sommerferien braucht, sollte sich bald entscheiden, heißt es bei Check24.

Wie stark die Preise mit dem näher rückenden Reisetermin steigen, hat das Portal anhand der Buchungen für Ostern 2021 berechnet. In der zweiten Januarwoche lag der Durchschnittspreis bei nur 27 Euro pro Tag. Direkt vor Abreise zahlten Urlauber dagegen stolze 51 Euro.

Die Anbieter verweisen zudem darauf, dass in vielen Fällen eine kostenlose Stornierung möglich ist. Das hilfreich, wenn sich die Corona-Krise kurz vor dem Reisedatum doch wieder zuspitzen sollte – oder man selbst erkrankt und wegen Quarantäne nicht in den Urlaub fliegen kann.

Manchmal sinken die Preise auch wieder, weil die Nachfrage nicht so groß ist wie von den Verleihfirmen erwartet. Mit einer Stornierung und Neubuchung lässt sich dann Geld sparen.

ADAC: Wenig Hoffnung auf Last-Minute-Schnäppchen

Der ADAC macht bei diesem Punkt jedoch wenig Hoffnung auf Mietwagen-Schnäppchen im Sommer 2022: „Auf Last-Minute-Angebote zu warten ist zwecklos, die werden dieses Jahr nicht kommen“, sagt die Sprecherin. Sparen lasse sich in manchen Fällen durch einen Vergleich der Angebote für Anmietungen unter der Woche oder übers Wochenende. Lohnend könne sich auch ein Vergleich von Angeboten an Urlaubsorten jenseits der touristischen Hotspots.

Unterdessen scheint sich der Mangel an Mietwagen für die Anbieter sogar auszuzahlen. Zwar schrammte das börsennotierte Unternehmen Sixt im ersten Pandemie-Jahr 2020 noch knapp ein einem Verlust vorbei. Aber bei der Vorlage der Geschäftszahlen für das dritte Quartal 2021 im November zeichnete sich bereits ein möglicher Rekordgewinn für das Gesamtjahr ab.