Berlin. Pauschalreise-Veranstalter bieten neue Flex-Tarife. Sie sind teurer, aber Kunden können den Urlaub kostenlos stornieren oder umbuchen.

Noch sind Urlaubsreisen in Europa und Übersee kaum möglich. Selbst in Deutschland raten Bund und Länder von nicht zwingend notwendigen Reisen ab. Dennoch wächst die Sehnsucht der Bürger, für dieses Jahr einen Urlaub zu planen und zu buchen.

Angesichts der sich ständig ändernden Corona-Maßnahmen fühlen sich jedoch viele Menschen verunsichert, ob sie jetzt schon einen Urlaub buchen sollen. Eine Absage ist fast noch der geringste Schaden. Viele wollen vor allem nicht auf den bezahlten Reisekosten – ohne Gegenleistung - sitzenbleiben.

Grundsätzlich sind die Grenzen von deutscher Seite offen. Viele Veranstalter bieten derzeit die Buchung von Pauschalreisen an, die auch ohne Stornogebühren wieder gekündigt werden können. Welche Möglichkeiten gibt es?

Welchen neuen Tarif bieten die Veranstalter für Reisen konkret an?

Die Veranstalter setzten auf neue Angebote und Tarife. Bislang können gebuchte Reisen für den Sommer oder Herbst wegen Pandemie-Maßnahmen kurzfristig umgebucht oder storniert werden. Diese Kulanzregelung lösen viele Veranstaltern derzeit durch neue - aber teurere - Flex-Tarife ab.

Dabei gilt folgende Grundregel: Wer für seinen Pauschalurlaub etwas mehr Geld bezahlt, darf ihn kurzfristig ohne Stornierungsgebühren absagen oder umbuchen. Für die Flexibilität dieser Flex-Tarife müssen Urlauberinnen und Urlauber einen Aufpreis bezahlen. Die Preise und Konditionen unterscheiden sich je nach Veranstalter.

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Wie teuer ist der Flex-Tarif?

Bei dem größten deutschen Reiseveranstalter Tui wird ein Aufschlag pro Reise fällig: 39 Euro bei einem Preis bis 2500 Euro, 69 Euro bis 4000 Euro, 99 Euro bis 6000 Euro, 199 Euro bis 10.000 Euro, 399 Euro bis 20.000 Euro. Umbuchen oder Stornieren ist dann bis jeweils 14 Tage vor Abreise ohne weitere Kosten möglich.

Auch DER Touristik rechnet den Aufpreis pro Reise ab. Bei einem Reisepreis bis 2000 Euro fallen 79 Euro an, 149 Euro sind es bis 4999 Euro und 199 Euro ab 5000 Euro. Umbuchbar oder stornierbar sind die Pauschalreisen ebenfalls bis jeweils 14 Tage vor Reiseantritt, bei Eigenanreise bis 7 Tage vorher. Das Angebot gilt offiziell ab 1. März und vorher bereits im Rahmen einer erweiterten Kulanz.

Schauinsland Reisen rechnet pro voll zahlendem Urlauber ab, hier werden für den „Flex2Relax“-Tarif 29 Euro fällig. Der Urlaub kann dann bis 22 Tage vor Abreise ohne Gebühren umgebucht oder abgesagt werden.

FTI nimmt als Aufschlag für den Flex-Tarif drei Prozent des Reisepreises und maximal 300 Euro. Damit lassen sich Pauschalreisen bis 15 Tage vor Reiseantritt kostenlos stornieren und bis 14 Tage vorher gebührenfrei umbuchen.

Alltours hat als einziger größerer Veranstalter keinen Flex-Tarif aufgelegt, stattdessen gibt es ein zeitlich befristetes Angebot: Wer bis 28. Februar eine Reise mit Antritt bis 31. Oktober 2021 bucht, kann diese bis 14 Tage vorher kostenlos umbuchen oder stornieren.

Wichtiger Hinweis: DER Touristik, FTI und Schauinsland Reisen behalten den Aufschlag ein, wenn der Kunde von der Storno-Option Gebrauch macht. Bei Tui bekommen Urlauber den Zusatzbeitrag zurück.

Warum bieten die Veranstalter in der Corona-Zeit neue Flex-Tarife an?

Das liegt an der Corona-Pandemie. Reisen sind derzeit nur schwer planbar und können jederzeit kurzfristig behindert oder unmöglich gemacht werden. So manche Urlauberin und so mancher Reisende möchte eine gebuchte Reise vielleicht aus Angst doch nicht antreten - und sorgt sich darum, ob das angezahlte Geld dann zurückkommt.

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Kann man Pauschalreisen wegen der Pandemie nicht sowieso kostenlos absagen?

Nein, das gilt nicht grundsätzlich. „Es kommt immer auf die konkret geplante Reise an und wie weit diese noch in der Zukunft liegt. Ich kann mich nicht auf die Pandemie allgemein beziehen“, erklärt Karolina Wojtal, Leiterin des Europäischen Verbraucherzentrums Deutschland in Kehl.

Laut Reiserecht gilt: Liegen am Urlaubsort unvermeidbare und außergewöhnliche Umstände vor, die eine Reise-Durchführung oder die Beförderung dorthin erheblich beeinträchtigen? Nur dann darf der Kunde die Reise kostenlos stornieren.

Gibt es für alle Angebote flexible Tarife?

Die Verbraucher müssen genau prüfen, ob das Flex-Angebot für die eigene Reise gilt. Denn sie gelten meistens nicht für das gesamte Sortiment eines Veranstalters. Pauschalpakete auf Basis von tagesaktuellen Preisen sind in der Regel ausgeschlossen. „Man kommt nicht drum herum, sich in die AGB zu vertiefen“, erklärt Wojtal. „Im Zweifel sollte man sich die Konditionen noch einmal schriftlich zusichern lassen.“

Es gibt ein weiteres theoretisches Risiko: Sofern der Veranstalter wie gewohnt eine Anzahlung kassiert, müssen sich Kunden mit gebuchtem Flex-Tarif eventuell trotzdem gedulden, bis sie das Geld zurückbekommen. Zwar besteht bei Pauschalreisen ein gesetzlicher Anspruch auf die Rückzahlung binnen 14 Tagen. Das heißt aber nicht, dass der Veranstalter dem zügig nachkommt - „trotz der Versprechungen und vermeintlichen Garantien“, so die Verbraucherzentrale. (bk/dpa)

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