Berlin. Hunderttausende Euro für den Verkauf eines Youtube-Videos oder eines Fotos? NFT machen den Geldsegen möglich. Doch woran liegt das?

"Charlie bit me", sagt ein Kleinkind empört in die Kamera, nachdem es seinem lachenden kleinen Bruder im Säuglingsalter den Zeigefinger zwischen die Zähne geschoben hat - "Charlie hat mich gebissen." Dass dieses kurze Video einmal viral gehen würde, hätten die Eltern bei der Entstehung 2007 wohl nicht gedacht - und sicher erst recht nicht, dass es 14 Jahre später als sogenannter NFT im Wert von 538.000 Pfund (umgerechnet rund 625.880 Euro) verkauft werden würde.

NFT ist die Abkürzung für "Non-Fungible Token", was sich in etwa mit "nicht ersetzbare Wertmarke" übersetzen lässt. Es handelt sich dabei um einen einzigartigen digitalen Vermögenswert, der wie Kryptowährung auf einer Blockchain basiert. Genau wie Familie Davies-Carr, die für das Video ihrer zwei Söhne verantwortlich ist, haben viele mit dem Verkauf von digitalen Tokens für Schlagzeilen gesorgt.

Was bedeuten NFT für Youtube-Videos oder Kunstwerke?

Virtuelle Grundstücke, Sammelkarten, Fotos - NFT gibt es in vielen verschiedenen Formen auf Plattformen wie OpenSea mittels Kryptowährung zu erwerben. NFT können eine Art digitales Echtheitszertifikat sein: Es gibt möglicherweise zwar unzählige identische Kopien des Kunstwerks, aber nur diese eine Version gilt als das Original. Die Technologie hinter NFT soll fälschungssicher sein.

Das mehr als 883 Millionen Mal angeschaute Video "Charlie Bit My Finger" ("Charlie hat mir in den Finger gebissen") war nach seiner Veröffentlichung 2007 zwischenzeitlich das meistgesehene Video auf Youtube. Mit der Versteigerung wird es zu einem einmaligen virtuellen Gut. Die Familie Davies-Carr hat angekündigt, das Video aus diesem Grund nach der Versteigerung an einen Nutzer namens "3fmusic" bei Youtube zu löschen. Die zahlreichen Kopien des Videos bleiben aber trotzdem bestehen.

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Laut "Spiegel" steckt hinter dem Meistbietenden ein Account, der mit einer Musikproduktionsfirma in Dubai in Verbindung gebracht werden soll. In der NFT-Szene ist er bereits bekannt: Er soll auch schon 340.000 Euro für das berühmte "Disaster Girl"-Bild als NFT hingeblättert haben, eine beliebte Meme-Vorlage, auf der ein kleines Mädchen lächelnd vor einem brennenden Haus zu sehen ist.

Warum bringen Youtube-Videos als NFT so viel Geld?

Der Hype um NFT ist groß - auch in der Kunstszene. Durch die Technologie werden leicht reproduzierbare Werke zu Einzelteilen, die über Zertifikate verkauft oder getauscht werden können. Sie gelten sozusagen als digital signiertes Exemplar.

Bei der Versteigerung der Werke des Künstlers Beeple im Auktionshaus Christie's im März war die NFT-Technologie in den Fokus der breiten Öffentlichkeit geraten. Die digitale Collage "Everydays: The First 5000 Days" wurde dort für einen Rekordpreis von 69,3 Millionen Dollar (umgerechnet rund 57 Millionen Euro versteigert.

NFT könnten als Wert digitaler Kunst erst am Anfang sein

Weil der NFT-Markt noch neu ist, hatte das Auktionshaus vor der Versteigerung keinen Schätzpreis angesetzt, wie Christie's-Experte Noah Davis im TV-Sender CNBC sagte. Man wisse zwar nicht, wie sich der Wert digitaler Kunstwerke in Zukunft entwickeln werde. Dass es ein einmaliges Ereignis war, denke er aber nicht. Vielmehr sah er mit der Auktion den Wert digitaler Kunst als Sammel-Objekt bestätigt.

Aktuell wird im Auktionshaus Sotheby's das erste jemals geschaffene NFT-Kunstwerk versteigert: Die Auktion des Werks "Quantum" von Kevin McCoy läuft noch bis zum 10. Juni. Das Angebot erreicht bereits eine sechsstellige Höhe.

(mit dpa/afp)