Berlin. Wer online bestellt, kann die Waren oft kostenlos zurückgeben. Nicht so bei Zara & Uniqlo. Wird die Rückgabe nun überall kostenpflichtig?

In Sachen Bequemlichkeit ist der Online-Handel für viele kaum zu übertreffen. Auf dem Sofa bestellen, Ware per Paket liefern lassen und wenn es nicht passt oder gefällt, einfach zurückschicken und Geld zurückerhalten. Und dies meistens auch noch kostenlos. Doch das kostenlose Rücksenden könnte sich künftig ändern.

Als erste große Modehändler haben die Ketten Uniqlo und Zara in Deutschland Gebühren für Retourensendungen eingeführt. Wer bei der japanischen Bekleidungskette Uniqlo Waren zurücksendet, muss 2,95 Euro bezahlen, bei Zara werden 1,95 Euro pro Paket fällig.

Zara & Uniqlo: Werden Retouren jetzt überall kostenpflichtig?

Werden nun andere Händler folgen? Amazon, Otto und Zalando wollen weiterhin keine Retourkosten erheben, wie eine Umfrage der „Süddeutschen Zeitung“ ergeben hat. Kleinere Händler verlangen dagegen schon häufiger Geld für Rücksendungen. Nach einer Studie des Handelsforschungsinstituts EHI kostet der Transport und die Wiederaufbereitung von zurückgegebener Waren bis zu 20 Euro. Rund 8 Euro entfallen allein bei der Rückabwicklung der Zahlungen an.

Insbesondere bei Bekleidung müssen viele der Teile gebügelt und repariert werden, manche können gar nicht mehr wieder verkauft werden. Allein in Deutschland wird fast jeder zweite bestellte Modeartikel zurückgeschickt. „Retouren verursachen in der Tat für den Handel hohe Kosten“, sagt der Hauptgeschäftsführer des Handelsverbands Deutschland (HDE), Stefan Genth, dieser Redaktion. Lesen Sie auch: Supermarkt oder Discounter: Das ist der Unterschied

Handelsverband: Gegen ein neues Retouren-Gesetz

Wie Händlerinnen und Händler jedoch mit diesen Kosten umgehen und ob sie diese an ihre Kundschaft weitergeben, sei eine Entscheidung des jeweiligen Unternehmens. „Bei dieser unternehmerischen Entscheidungsfreiheit sollte es auch in Zukunft bleiben. In vielen Handelsunternehmen gehören kostenlose Retouren zum Kundenservice und sind ein Wettbewerbsfaktor.“

Ein Gesetz, Retouren kostenpflichtig zu machen, lehnt der HDE-Chef als „erheblichen Eingriff in den Wettbewerb“ ab. Gleichzeitig sei es dem Handel aber wichtig, Bestell- und Retourenprozesse so nachhaltig wie möglich zu gestalten. Denn jedes Paket bedeutet auch gleichzeitig eine erhebliche Belastung für den Verkehr, die Umwelt und das Klima. „Daher gilt es, die Zahl der Retouren mit sinnvollen Maßnahmen zu reduzieren.“

Grundsätzlich hat der Verbraucher bei Online-Einkäufen ein umfangreiches Rückgaberecht. So dürfen Kunden ohne Angabe von Gründen innerhalb von 14 Tagen den Kauf widerrufen. Dabei gibt es nur wenige Ausnahmen, etwa bei individuell gefertigten oder verderblichen Produkten. Auch interessant: Übertourismus: Wie Südtirol die Urlauberzahl begrenzt

Umlage der Rücksendekosten hat auch erhebliche Nachteile

Dem Bundesministerium für Umwelt und Verbraucherschutz (BMUV) ist die Reduzierung von Retouren ein wichtiges Anliegen. „Hierfür ist vor allem wichtig, dass die zurückgesendeten Waren wieder in den Verkaufskreislauf gegeben werden“, sagte die Staatssekretärin Christiane Rohleder, dieser Redaktion.

Wenn Verbraucher die Kosten der Rücksendung übernehmen müssten, bietet das zwar durchaus einen Anreiz, nicht mehrere Dinge zum Ausprobieren zu bestellen, so Rohleder. Die Umlage der Rücksendekosten habe aber auch erhebliche Nachteile. „So bleiben die Verbraucher:innen faktisch auch dann auf den Rücksendekosten sitzen, wenn Dinge auf der Webseite nicht realistisch dargestellt werden, eine Größe untypisch ausfällt oder ähnliches.“

Dieser Artikel erschien zuerst auf abendblatt.de.