Berlin. Elon Musks Versuch, die Plattform Twitter zu übernehmen, wirkte bereits zum Scheitern verurteilt. Doch nun kam es zu einer Einigung.

Die Vögel rund um Hauptsitz von Twitter an der San Franciscos Market Street zwitscherten es schon in der Nacht zu Montag von den Dächern: Elon Musk, der reichste Mann der Welt, übernimmt den Kurznachrichtendienst. Der Twitter-Verwaltungsrat gibt seinen anfangs hartnäckigen Widerstand gegen das Übernahmeangebot auf. Montag-Mittag, Westküsten-Zeit der USA, war der Deal perfekt.

Musk, der bei der Elektro- und Weltraum-Mobilität (Tesla, SpaceX) Pionier-Meilensteine gesetzt hat, wird Twitter vorbehaltlich formaler Beschlüsse für rund 44 Milliarden Dollar erwerben. Danach will er das Unternehmen von der Börse nehmen und als Privat-Firma führen.

Erwartung von Musks Übernahme lässt Twitter-Aktie steigen

Als führende US-Medien wie „Wall Street Journal”, „New York Times” und „Bloomberg” am Morgen von der sich andeutenden Kehrtwende berichteten und eine offizielle Erklärung noch im Lauf des Montags erwarteten, stieg die Twitter-Aktien, von denen Musk unlängst neun Prozent erworben hatte, vorbörslich um fünf Prozent auf 51,50 Dollar.

Der elfköpfige Verwaltungsrat von Twitter, der noch vor 14 Tagen bei dem ersten Übernahme-Signal Musks abwinkte und sich aktientechnisch mit Gegenmaßnahmen wehren wollte, hatte bis in die frühen Montagmorgen mit dem exzentrischen Unternehmer über die Details verhandelt.

Twitter: Verwaltungsrat vereinbart Strafgebühr für Musk im Falle eines Rückziehers

Dazu gehörte neben dem Zeitplan der Übernahme auch die Festlegung auf eine im hohen Millionen-Bereich liegende Strafgebühr für den Fall, dass eine Vereinbarung unterzeichnet wird, die dann aber doch noch scheitert. Am Ende sagte der Vorsitzende Bret Taylor: „Das ist der beste Weg in die Zukunft für die Twitter-Aktionäre.” Sie erhalten 54,20 Dollar je Aktie.

Den Ausschlag für den Sinneswandel in der Twitter-Spitze gab dem Vernehmen nach eine „glaubhafte Präzisierung” der finanziellen Details durch Musk. Demnach nimmt Musk zwölf Milliarden Dollar Schulden auf, besorgt sich weitere zwölf Milliarden durch Darlehen gegen seine Tesla-Aktien und steuert 20 Milliarden Dollar in bar für den Deal des Jahres bereit. Musk hat in Twitters Ex-Chef Jack Dorsey einen starken Befürworter. „Elon ist unsere Welt und Twitters Platz darin wichtig”, schrieb der Ex-Mitgründer – natürlich auf Twitter.

Musk ist einer der größten Twitter-User und teils heftig umstritten

Von dieser Lesart sind Zigtausende Nutzer sozialer Medien nicht wirklich überzeugt. Der 50-Jährige Multi-Unternehmer hatte sich seit Erwerb seines Aktienpaketes mehrfach kritisch über die Politik des Unternehmens geäußert.

Musk zählt zu den aktivsten prominenten Twitter-Nutzern und hat rund 83 Millionen Follower. Seine eigenen Posts sind teilweise umstritten, weil er selbst auch Falschmeldungen zur Corona-Pandemie über den Dienst verbreitete. Außerdem geriet Musk mehrfach mit der US-Börsenaufsicht aneinander, weil er mittels Twitter-Nachrichten Einfluss auf Aktienkurse genommen hatte.

Zensur- und Moderations-Maßnahmen, wie sie Twitter etwa gegen Ex-Präsident Donald Trump exerziert hat, der seit Januar 2021 von der Plattform verbannt ist, sind Musk ein Dorn im Auge. Er sieht generell in Amerika die „freie Rede” bedroht und plädiert dafür, dass Twitter-Nutzer (im Rahmen der Gesetze) von links wie rechts extreme Meinungen aushalten müssten.

Lässt Musk Trump zurück auf Twitter?

Donald Trump war sein bis dahin wirksamstes Sprachrohr genommen worden, weil er Lügen über einen angeblichen Wahlbetrug 2020 wiederholt und im Rahmen der Erstürmung des Kapitols am 6. Januar 2021 zur Anwendung von Gewalt angestachelt hatte.

Musk hat sich bisher nicht eindeutig dazu geäußert, ob Trump unter seiner Eigentümerschaft wieder twittern darf. Kategorisch ausgeschlossen hat er es auch nicht.

Abseits davon hatte Elon Musk zuletzt den Vorschlag gemacht, für den Premium-Abonnementdienst Twitter Blue mit der umstrittenen Krypto-Währung Dogecoin bezahlen zu können. Auch die Einführung einer „Editiertest”, mit dem Tweets nachträglich korrigiert werden könnten, ist ihm ein Anliegen. Außerdem will er sogenannte „Bots”, die soziale Medien mit „Spam” (Müll) piesacken, technisch ausschalten und den zentralen Algorhitmus öffentlich machen. (mit dpa)