Washington. Der Brand in einer LNG-Produktionsstätte in Texas sorgt auch in Europa für Energie-Probleme. Welche Auswirkungen zu erwarten sind.

Schwerer Rückschlag für den Versuch Europas, sich durch Flüssigerdgas-Transporte (LNG) aus den USA von russischen Energie-Lieferungen teilweise unabhängig zu machen: Nach einer Explosion und einem Feuer in einer der größten LNG-Produktionsstätten an der texanischen Golfküste bei Quintana werden bis mindestens September keine Cargo-Schiffe mit stark gekühltem Flüssiggas mehr über den Atlantik fahren können.

Das Betreiber-Unternehmen Freeport LNG teilte am Mittwoch (15. Juni) mit, dass der Ausfall mindestens 40 geplante Transporte mit rund drei Millionen Tonnen LNG betreffen wird. Ein durchschnittlicher LNG-Tanker hat nach Angaben der Daten-Firma ICS etwa 70.000 Tonnen LNG an Bord. Ursprünglich war bei Freeport nur von einem dreiwöchigen Produktionsausfall die Rede – minus 13 Schiffe.

Zwischenfall in der Anlage geht auf Riss einer Pipeline zurück

Analysten der Energie-Branche beziffern den Verlust für Europa auf bis zu fünf Millionen Tonnen LNG. Es könne aber auch noch schlimmer kommen, weil Freeport andeutet, dass die Volllast-Produktion erst Ende des Jahres wieder aufgenommen werden kann. Nach Zahlen der Experten von Rystad gingen zuletzt 70 % der Exporte von Freeport in die EU und nach Großbritannien, wobei Frankreich und die Niederlande die größten Importeure waren.

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Freeport LNG steht für ein Fünftel aller US-LNG-Exporte. Der Zwischenfall in der Anlage, der auf einen Riss einer Pipeline zurückgeht und immer noch von verschiedenen Behörden untersucht wird, hatte sich am 8. Juni ereignet. Der Interessenverband „Industrial Energy Consumers of America” macht sich dafür stark, dass angesichts der Energiepreis-Steigerungen in den USA vom Kongress in Washington Export-Beschränkungen bei LNG verhängt werden.

Mit solchen Tankschiffen wird Flüssigerdgas (LNG) angeliefert – mit einem schwimmenden Terminal im Hamburger Hafen könnte das Gas dort erwärmt und in Pipelines geleitet werden.
Mit solchen Tankschiffen wird Flüssigerdgas (LNG) angeliefert – mit einem schwimmenden Terminal im Hamburger Hafen könnte das Gas dort erwärmt und in Pipelines geleitet werden. © imago images/YAY Images

Export-Anteil nach Europa steigt wegen Ukraine-Krieg

Ende vergangenen Jahres waren die USA zum ersten Mal der größte LNG-Exporteur der Welt, noch vor Katar. Hintergrund ist der Ausbau der Fracking-Technologie bei der Gas-Gewinnung und Milliarden schwere Investitionen in den Bau von Verflüssigungsanlagen und Transport-Terminals. Die Freeport-Anlage kann bis zu 2,1 Milliarden Kubikfuß Erdgas pro Tag (bcfd) verarbeiten.

Ein einzelnes großes Q-Max-Cargo-Schiffe kann so viel LNG transportieren, dass damit etwa 75.000 US-Haushalte ein Jahr lang mit Heiz- und Küchengas versorgen werden können. Nach US-Zahlen gingen 2020 rund 1000 Cargo-Schiffe mit Flüssiggas aus den USA auf die Reise. 50 Prozent nach Asien, ein Drittel nach Europa. Zuletzt stieg der Export-Anteil nach Europa, weil dort bedingt durch den Ukraine-Krieg höhere Preise zu erzielen waren.

Ukraine-Krieg – Hintergründe und Erklärungen zum Konflikt