Berlin. Durch den Ukraine-Krieg fällt ein Teil der Getreideernte aus. Der WWF zeigt, wie Deutsche ihre Ernährung für mehr Getreide umstellen.

Mit dem Ukraine-Krieg entfällt in diesem Jahr ein wichtiger Getreidelieferant für den Weltmarkt. Neben steigenden Preisen wird deshalb insbesondere in Afrika und im Nahen Osten eine steigende Zahl von Hungernden befürchtet. Die ausfallende Ernte muss möglichst durch Lieferungen anderer Länder ausgeglichen werden.

Dafür wären auch in Deutschland Menschen zu veränderten Ernährungsweisen bereit, wie eine aktuelle repräsentative Civey-Umfrage im Auftrag der Umweltorganisation WWF Deutschland ergeben hat, die dieser Redaktion vorliegt.

Rund 41 Prozent der Deutschen sind bereit, ihren Fleischkonsum zu senken, damit künftig mehr Getreide für die Ernährung statt für die Tierfütterung genutzt werden kann. 33,5 Prozent lehnen dies ab, wie die Umfrage ergeben hat. 14,1 Prozent der Befragten essen nach eigenen Angaben bereits weniger Fleisch, 11,6 Prozent sind noch unentschieden.

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Ukraine-Krieg: Getreide gehört auf den Teller und weniger ins Futter

„Weniger Flächen für Tierfutter bedeutet mehr Flächen für die Ernährung von Menschen, mehr Ernährungssicherheit und mehr Unabhängigkeit von Importen“, sagt Tanja Dräger, WWF-Ernährungsexpertin. „Die Bundesregierung muss die Ernährungswende ebenso entschlossen angehen, wie die Energiewende.“ Die Umweltschutzorganisation fordert zudem angesichts steigender Preise durch den Ukraine-Krieg eine zeitlich begrenzte Mehrwertsteuersenkung auf Lebensmittel wie Obst und Gemüse.

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Aktuell werden in Deutschland rund 60 Prozent der deutschen Getreideproduktion als Tierfutter verwendet, acht Prozent für Biosprit und nur 20 Prozent gehen in die Ernährung. „Das Verhältnis von Lebens- und Futtermittelproduktion ist völlig aus den Fugen geraten“, warnt der WWF Deutschland.

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Ukraine-Krieg: Getreide ist gesünder als zu viel Fleisch

Auch für die Gesundheit, die Umwelt und die Lebensmittelsicherheit sei der übermäßige Konsum von tierischen Erzeugnissen ein Desaster. „Wir nehmen deutlich mehr tierische Eiweiße in Fleisch, Eiern, Milch und Käse auf als gesund ist“, sagt Dräger. Pflanzliche Proteine seien gesunde Alternativen ohne Fett und Cholesterin.

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Der Bundesrat will am Freitag angesichts drohender Lieferengpässe beim Getreide darüber abstimmen, ob Brachflächen in Deutschland vorübergehend zum Anbau von Getreide genutzt werden sollen. Umweltverbände wie der BUND und die Deutsche Umwelthilfe lehnen dies ab: „Artenvielfalt braucht Brachen.“