Berlin. Jeder zweite Deutsche über 55 Jahren hat laut einer Umfrage keinen Nachlass. Wer dagegen etwas vererben kann, ist oft sehr vermögend.

Jedes Jahr werden in Deutschland Hunderte Millionen Euro vererbt. Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) schätzt den Betrag auf 250 bis 300 Millionen Euro pro Jahr, die in Deutschland vererbt werden. Tendenz steigend.

Doch Deutschland erbt und vererbt sehr ungleich. Das ist das Ergebnis einer noch unveröffentlichten repräsentativen Umfrage des Marktforschungsinstituts YouGov im Auftrag der Gesellschaft für Nachhaltige Immobilienwirtschaft (GNIW) hervor. Die Umfrage liegt unserer Redaktion vor.

Erben: Jeder zweite Senior hat keinen Nachlass

Demnach hat knapp jeder zweite Deutsche im Alter von über 55 Jahren gar keinen Nachlass für seine Erben (49 Prozent).Wer dagegen einen Nachlass für seine Nachkommen, andere Verwandte, Freunde oder auch Organisationen und Vereine hat, besitzt oft hohe Vermögenswerte. Laut der Umfrage unter 1.001 Personen schätzen 14 Prozent der Befragten, die etwas zu vererben haben, ihre Vermögenswerte auf mehr als eine halbe Million Euro.

Jeder Fünfte kann demnach zwischen 250.000 und 500.000 Euro vererben, 18 Prozent zwischen 100.000 und 250.000 Euro. Zwischen 5.000 und 25.000 Euro können rund 13 Prozent der Befragten vererben, nur drei Prozent gaben an, über weniger als 5.000 Euro potenzielle Erbmasse zu verfügen.

Vermögenswerte sind oftmals gebunden

Allerdings sind die Vermögenswerte nur selten als reiner Geldwert vorhanden. Stattdessen ist das Vermögen der Umfrage zufolge oftmals gebunden, etwa an das eigene Haus oder die eigene Wohnung. Von den 45 Prozent der Befragten, die angaben, Wohneigentum zu besitzen, schätzten 60 Prozent, dass ihre Immobilie mehr als drei Viertel ihres Gesamtvermögens ausmacht. Wer allerdings eine Immobilie erbt, hat gewisse Pflichten.

Zwei Drittel der Befragten gaben an, dass es ihnen wichtig sei, was nach ihrem Tod mit ihrem Sachwerten geschehe. Doch auch wer etwas zu vererben hätte, gibt das nicht unbedingt weiter. 53 Prozent derjenigen, die etwas zu vererben haben, gaben an, dass sie ihr Vermögen lieber nutzen würden, um ihren Lebensabend zu genießen, als es zu vererben.

Debatte um Grunderbe

Zuletzt hatte der Ostbeauftragte der Bundesregierung, Carsten Schneider (SPD), eine Debatte um ein Grunderbe ausgelöst. Im Interview mit unserer Redaktion hatte sich Schneider dafür ausgesprochen, dass jeder Deutsche ein staatliches Grunderbe von bis zu 20.000 Euro erhalten könne. Finanziert werden solle das Vorhaben durch höhere Erbschaftssteuer der oberen zehn Prozent, hatte Schneider vorgeschlagen.