Mitte der Siebziger veröffentlicht die Band Ufo ein Album, dessen Cover fasziniert – und viele Fragen aufwirft. Christian Werner über „Force it“.

Es gibt Kunstwerke, die meint man gut zu kennen. Obwohl man das Original noch nie gesehen hat. Etwa die Mona Lisa von Leonardo da Vinci. Nicht jeder hat(te) die Chance, im Louvre für einen kurzen Blick anzustehen. Doch dank medialer Verbreitung ist die hold Lächelnde (oder lächelt sie doch nicht?) eines der berühmtesten Gemälde der Welt.

Oder regionaler: das Gothaer Liebespaar. Jeder Thüringer kann sich selbst fragen, ob er die bekannten Liebesleute schon beim Treueschwur im Herzoglichen Museum beobachtet hat?

Die Plattencover der Grafiker-Ikonen Hipgnosis teilen zuweilen ein ähnliches Schicksal. Sie sind weltberühmt, selbst wenn man die Musik nicht kennt (oder mag). Man muss von Pink Floyds „Dark Side of the Moon“ keinen Ton gehört haben, aber das Cover mit der lichtbrechenden Pyramide ist Allgemeingut.

Skurril angeordnete Wasserhähne

Jüngst brachte es ein Onlinekommentar zur Wiederveröffentlichung von Ufos „Force it“ auf den Punkt: „Ich bin kein Ufo-Fan, aber ich habe dieses Cover über die Jahre so oft gesehen, dass es sich anfühlt, als würde ich das Album kennen.“

Das Cover des Albums „Force it“ von Ufo.
Das Cover des Albums „Force it“ von Ufo. © Chrysalis/Warner

Als die Band ihr viertes Album 1975 vorstellt, ist das Hipgnosis-Cover ein Hingucker – und Aufreger. Es gibt zum einen unheimlich viele und skurril angeordnete Wasserhähne. Es scheint, als hätte der Surrealist M. C. Escher die Armaturen eingebaut. Das Bad dürfte nicht nur für Putzkräfte Ort des Grauens sein. Fun Fact: „Force it“ klingt wie „Faucet“, englisch für Wasserhahn.

Zum anderen ist auf dem Cover ein wahrscheinlich kopulierendes Pärchen in Szene gesetzt – im Hintergrund platziert und trotzdem Blickfang. Aber wie oft hat man sich als Betrachter gefragt: Sind es Mann und Frau, zwei Frauen oder zwei Männer?

Egal, welche Interpretation, in den USA erscheint die Platte zensiert mit einem transparent gemachten Pärchen. Die waren, nebenbei bemerkt, Genesis P-Orridge und Cosey Fanni Tutti vom Künstlerkollektiv COUM Transmissions und schrieben später als Teil von Throbbing Gristle selbst Musikgeschichte.

Bei aller optischer Kurzweil: Musik ist auch auf dem Album. Aus heutiger Sicht würde man den Hardrock gut abgehangen nennen, damals war es State of the Art. Kann man immer noch hören, nicht nur den Hit „Shoot shoot“ und die Gitarrenarbeit von Teilzeitmitglied Michael Schenker (Scorpions, MSG).

Reinhören!

Wir haben die Playlist zum Krisen-Modus. Hören Sie unsere Auswahl an Songs für die Heimarbeit, zur Kurzweil oder für andere Ablenkungen in Selbstquarantäne.

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