Erfurt. Punk ist tot, lang lebe Punk! Oder doch nicht? Christian Werner über das Debütalbum von und die Geburt des Superstars Billy Idol.

Billy Idol, der eigentlich William Michael Albert Broad heißt, dürfte spätestens mit der Single „Hot in the City“ seine Credibility bei Punk-Fans verspielt haben. Der sich an Zeitgeist und Chartstauglichkeit anbiedernde Song ist die erste Single auf Idols Debütalbum von 1982, schlicht nach seinem Macher benannt, dass dieser Tage neu abgemischt und erweitert als Expanded Edition erscheint anlässlich seiner ersten Veröffentlichung vor 41 Jahren.

Generation X, die Punk-Band des britischen Musikers, löst sich 1981 auf, Idol zieht in die USA um. Ein Neuanfang, der optisch und musikalisch viele Väter hat. Die wasserstoffblonde Stachelfrisur, die hochgezogene Lippe, die Lederklamotten und die schnellen Akkorde rettet Idol aus der Punk-Zeit herüber.

Billy Idol lässt nahtlos Schnittmengen mit anderen Genres zu

Sein gepflegtes Aussehen, dazu eine leicht düstere und nachdenkliche Aura, der Einsatz von Keyboards sind die Anknüpfungspunkte an die aktuelle New-Wave-Kultur. Auch Rocker-Attitüden sind ihm nicht fremd, sein vielschichtiger Ansatz lässt ebenso nahtlos Schnittmengen zum aufkommenden Hair Metal zu.

Das Cover des Albums „Billy Idol“ von Billy Idol.
Das Cover des Albums „Billy Idol“ von Billy Idol. © Capitol/Universal Music

Wenn man es nicht besser wüsste, könnte man Billy Idol für das Kunstprodukt eines Marketingbüros halten. Mit Kiss-Manager Bill Aucoin leitet in der Tat ein Vermarktungsprofi seine Geschäfte. Doch der Musiker schreibt seine Songs selbst oder ist daran beteiligt.

Und er genießt immer noch die Gunst der Punk-Granden: Auf „Dancing with myself“ sind als Gastmusiker auch Steve Jones (Gitarre) von den Sex Pistols zu hören und Terry Chimes (Schlagzeug) von The Clash. Das Stück aus Generation-X-Tagen erscheint auf einer ersten EP und wird später der Bonustrack des Debütalbums, das bereits 1983 wiederveröffentlicht wird – mit einem neuen Cover. Aus dem schüchtern blickenden jungen Mann im Blumenhemd wird der gefährliche dreinschauende Rocker mit Lederweste auf nackter Haut.

Debütalbum beschert Billy Idol zwei Hits

Erst mit dem nächsten Album „Rebel Yell“ etabliert sich Idol als einer der Superstars der Achtzigerjahre. Sein Debüt aber legt den Grundstein für sein Image und wirft zwei Hits ab, neben „Hot in the City“ ist das „White Wedding“, das der Musiker binnen zwanzig Minuten im Studio geschrieben hat.

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Der unveröffentlichte zwölfminütige Clubland-Extended-Remix des Songs ist der einzige Bonus-Track der Neuauflage von „Billy Idol“, das über digitale Kanäle und als Doppel-CD erscheint. Ein ebenfalls unveröffentlichter Konzertmitschnitt in voller Länge vom 12. August 1982 im „The Roxy“ in Los Angeles füllt die zweite CD, bei dem es vor allem das elektrisierende Gitarrenspiel von Steve Stevens, der seit dem Debüt mit Idol arbeitet, zu bestaunen gibt. Der hochauflösende Dolby-Atmos-Mix des Albums ist nur auf Streaming-Portalen zu hören.

Wir stellen in #langenichtgehört vergessene, verkannte oder einst viel gehörte Alben vor.