Private und dienstliche Erlebnisse rund um das derzeit wichtigste Thema der Welt (10). Wir haben nachgefragt zur Übertragung von Krankheiten über Papier.

Mittwoch, 25. März 2020: Heute bin ich nach vielen Tagen mal wieder in meinem Büro in Gera. Natürlich mutterseelenallein. Ich ging zu Fuß ins Büro und fand, dass noch eine ganze Menge Autos unterwegs waren. Rund um die Schule, die ich passierte, herrschte gähnende Leere. Ein Gärtner kümmerte sich einsam um die Bepflanzung des Geländes. Auf den angrenzenden Außenflächen des Kindergartens konnte ich etwa vier Erwachsene und zehn Kinder zählen. Die Sonne scheint, aber es ist kalt. Im Büro ist es warm und düster. Für einen Beruf, der im Wesentlichen von der Leistung des gesamten Teams, der Redaktionsgemeinschaft lebt, eine ungewohnte, ja unheimliche Situation.

In diesen Tagen erreichen uns gelegentlich Fragen, ob denn das Corona-Virus auch über die gedruckte Zeitung übertragen werden kann. Mein Amtsbruder unserer Schwesterzeitung „Thüringer Allgemeine“, der Chefredakteur Jan Hollitzer, hat dazu einmal bei Mathias Pletz nachgefragt. Pletz ist Infektionsmediziner aus Jena: Bislang gibt es keinerlei Hinweise auf Übertragungen durch Papier. Die Verbreitung über Tröpfchen ist der Hauptübertragungsweg. Es müsste schon eine sehr große Zahl an Viren auf dem Papier sein, dass überhaupt eine Ansteckung erfolgen kann.

Jörg Riebartsch
Jörg Riebartsch © Andreas Wetzel | Andreas Wetzel

Laut Experte müsste ein Mensch lange in der Nase bohren, die Zeitung anfassen und dann der Nächste genau die Stelle berühren, dass etwas passieren könnte. Man spricht hier von Viruslast auf Oberflächen. Er geht nicht davon aus, dass etwa ein Zusteller, der die gerollte Zeitung steckt, zu einer Verbreitung beitragen könnte. Dann ist die Temperatur relevant. Bei Kälte hält sich das Virus länger (siehe Skigebiete) als bei Raumtemperatur. Auch auf Geld gilt die Übertragung als sehr unwahrscheinlich.

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Der Mediziner äußerte auch: Liest man in Wartezimmern Zeitschriften, die eine etwas andere Oberfläche haben, sollte man wie sonst auch vermeiden, sich ins Gesicht zu fassen (Nase, Mund oder Augen). Ohnehin sei da die Menge verschiedenster Menschen dort auch höher.

Festzuhalten bleibt, dass es keine Hinweise darauf gibt, dass das Virus durch Papier übertragen werden kann. Bislang sind auch keine derartigen Fälle bekannt. Alle Infektionen mit Corona sind auf direkte Kontakte mit Infizierten zurückzuführen. Und es gilt wie sonst auch: Hände waschen und Gesichtskontakt vermeiden.

Wie möglicherweise nicht anders zu erwarten, treibt die Corona-Krise auch eine ganze Menge wundersamer Blüten. Der Automobilclub ADAC hat sich beispielsweise darüber beklagt, dass einige Autofahrer die eher leeren Straßen dazu benutzen, zu rasen. In Neustadt am Rennsteig muss die Polizei aus einem anderen Grund genau hinschauen. Wie ich gestern schrieb, steht ja der gesamte Ort unter Quarantäne. Niemand darf die Kommune im Ilm-Kreis verlassen oder betreten. Nicht alle der etwa 900 Einwohner wollen das akzeptieren und sind über Schleichwege ausgebüxt. Also muss die Polizei nun besser die Fluchtwege kontrollieren. Ein Verstoß gegen Quarantäne-Auflage ist übrigens kein Kavaliersdelikt.

An anderer Stelle scheinen Einbrecher die Idee zu haben, die Zeit leerstehender Hotels zu nutzen. Aus einem wurden alle Flachbildschirme geklaut. Ob die Einbrüche jetzt generell zunehmen?

Um die Mittagszeit bekomme ich auf meinem Smartphone eine Nachricht von Ministerpräsident Bodo Ramelow. Es gibt nun für Thüringen eine zentrale Corona-Hotline, die unter folgender Nummer zu erreichen ist: 0361 75049049. Das neue Corona-Informationsportal der Landesregierung ist unter https://corona.thueringen.de/ zu erreichen.

Fleißig war heute auch der Bundestag. In Rekordzeit wurde das Corona-Hilfspaket in Höhe von 156 Milliarden Euro beschlossen. Am Freitag wird der Bundesrat zustimmen. So schnell wurde noch nie die Ausgabe einer so hohen Summe beschlossen. Ich hoffe, dass das Geld dann auch dort ankommt, wo es hingehört.

Bleiben Sie gesund!

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