Private und dienstliche Erlebnisse rund um das derzeit wichtigste Thema der Welt (17): In alle Winde zerstreut. Wie die Redaktion der Ostthüringer Zeitung derzeit arbeitet.

Mittwoch, 1. April 2020: Heute wurde ich in einer Videokonferenz von einer Bewerberin gefragt, wie denn die Redaktion momentan überhaupt arbeitet? Vor allem in alle Winde zerstreut. Es gibt Stallwachen in den Redaktionsräumen. Redakteur allein zu Hause.

Wobei mit zu Hause in dem Fall das Büro gemeint ist. Ich bin heute im Büro. Die meisten Lokalreporter, aber auch die Desk-Redakteure arbeiten im Homeoffice. Darüber habe ich ja bereits geschrieben. Wie aber arbeiten die Desk-Redakteure, diejenigen, die Texte und Bilder zu einem harmonischen Gesamtgefüge vereinen? Die saßen sonst (deshalb Desk) um einen großen Tisch in einem Großraumbüro und haben sich die Informationen über den Tisch hinweg zugeworfen. Geht ja jetzt nicht mehr.

Der Ersatz für das verbale Zuwerfen ist vor allem Mattermost, eine Software, mit der man in Gruppen miteinander chatten, also reden kann. Diese Software nutzen die Redakteurinnen und Redakteure, um sich gegenseitig zu informieren und den Inhalt der Seiten und der geplanten Artikel zu planen. Das führt dazu, dass Notebooks, unsere tragbaren Computer, und Handys im Dauereinsatz sind. Wer zwischendrin noch Telefon- und Videokonferenzen bewältigen darf, muss zusehen, dass er das Handy geladen erhält. Ich nutze jede Minute, um das kleine Gerät unter Strom zu setzen. Alle aktuellen Infos im kostenlosen Corona-Liveblog.

Damit das hier nicht so aussieht, als bevorzuge ich eine bestimmte Software, erwähne ich noch, dass es andere Programme gibt, die ähnlich wie Mattermost arbeiten. Zum Beispiel Slack oder Microsoft Teams. Jeder mag damit unterschiedliche Erfahrungen gesammelt haben.

Auf alle Fälle stresst die Medienprofis das Coronavirus, wie der Coach Attila Albert festgestellt hat. Seine Tipps dagegen helfen bestimmt auch in anderen Berufen:

  • Für ausreichend Entspannung sorgen. Neue Kraft mit aktiver Ablenkung gewinnen.
  • Die Zeit auf den Kanälen der sozialen Netzwerke reduzieren. Lieber anderen Menschen praktische Hilfe anbieten.
  • Gönnen Sie sich etwas. Was kann man anpacken, an das man bisher nicht gedacht hat?
  • Lassen Sie sich nicht ausnutzen oder emotional erpressen. Nur freiwillig helfen und passend zu den eigenen Ressourcen.

Noch einmal die Fledermaus, gestern mein Hauptthema. Wie nicht anders zu erwarten, hat mich natürlich zur Quelle des Coronavirus in China eine Leserzuschrift ereilt. Ich veröffentliche diese hier gern in Auszügen. Der Leser schreibt unter anderem:

OTZ-Chefredakteur Jörg Riebartsch
OTZ-Chefredakteur Jörg Riebartsch © Andreas Wetzel | Andreas Wetzel

„Ich habe einen Artikel, wie den Ihren, erwartet – ja befürchtet. Auf mich wirkt dieser leider unausgewogen und tendenziell. Besonders ärgert es mich, wenn Journalisten von ‚der Fledermaus‘ reden. Die zweitgrößte Säugetierordnung hat weltweit etwa 1.400 bekannte Arten, die sich auf viele Familien aufteilen. Das ist schlimmer als Äpfel mit Birnen zu vergleichen (die gehören nämlich zu ein und derselben Familie – Rosengewächse). Es ist eher so, als würden Biber, Eichhörnchen, Warzenschweine und Zwergmäuse in einen Topf geworfen (die alle zur Ordnung der Nagetiere gehören). Warum ist das Schulwissen aus dem Biologieunterricht bei vielen klugen Menschen so verschüttet? Also, die etwa 35 europäischen Fledermausarten aus vier Familien sind ein klitzekleiner Ausschnitt aus der beeindruckenden biologischen Vielfalt der Fledertiere weltweit – und soweit ich es überblicke: Frei vom betreffenden Corona-Sars-Virus. Bitte seien Sie sich Ihrer Verantwortung bewusst.“ (Gekürzt)

Soweit die Zusendung.

Bleiben Sie gesund und schreiben Sie mir gern weiter unter chefredaktion@otz.de

Alle Beiträge aus Jörg Riebartschs Corona-Tagebuch finden sie hier.

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