Erfurt. OMD outet sich auf dem neuen Album als Bauhaus-Fan, huldigt Weimar und kommt nach Thüringen. The glorious Sons spielen beseelt und euphorisch auf. Wir haben reingehört in die beiden Alben.
Die markante Stimme, die Melodieführung – es sind vertraute Elemente mit dem das Duo Orchestral Manoeuvres in the Dark, kurz OMD, sein neues Album „Bauhaus Staircase“ eröffnet. Der Titeltrack ist das zweite Mal, nach dem Song „Dresden“ von 2013, dass die Band mit Bezügen zu deutscher Geschichte arbeitet. Hier ist es das Faible von Hauptsänger Andy McCluskey für die Bauhaus-Ära und Protestkunst. Als Inspiration des Albums diente das Gemälde „Bauhaustreppe“ von Oskar Schlemmer aus dem Jahr 1932.
Doch bei dieser Reminiszenz bleibt es nicht: Im Text des gleichnamigen Songs geht es um das triadische Ballett, die Sicht von Bauhaus-Künstler Josef Albers, und, nostalgisch-verträumt, um den Weimarer Himmel, unter dem McCluskey gern schlafen würde. Einen politischen Seitenhieb mit Referenz in die Gegenwart gibt es auch: „I’m gonna kick down Fascist Art“. Die Zeile „I wanna kiss on a Bauhaus Staircase“ hingegen sollte sich OMD schützen und auf Kaffeetassen drucken lassen – mindestens.
Bauhaus, Weimar, Jena: OMD mit neuem Album live in Thüringen
Es wird also politisch auf der neuen OMD-Platte, aber auch gesellschaftskritisch – zwei Dinge, für die die Band bisher nicht unbedingt unter den üblichen Verdächtigen weilte. „Anthropocene“ und „Evolution of Species“ sind Kommentare zur Diskussion, was der Mensch mit seinem Heimatplaneten anstellt. Zwei Tracks, die außerdem das reguläre Pop-Format mit Strophe und Refrain aufbrechen sowie die stark elektronisch gepimpte Produktion des Albums prägen und problemlos in den Clubs von New York über Berlin bis Nizza laufen könnten.
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Es gibt freilich auch die manchmal schwer zu ertragenden schwelgerischen Schmalztiegel-Schunkler für die Ü50-Diso wie „Look at you now“ oder „Don’t go“, auch dafür steht der Name OMD. Und Reminiszenzen ans eigene Werk wie „Slow Train“, das den „Sailing on the Seven Seas“-Beat aktualisiert.
Insgesamt aber: OMD mit dosierter Altersmilde, jedoch streitlustig wie selten zuvor. Steht ihnen gut. Live zu erleben am 29. Januar 2024 ab 20 Uhr in der Sparkassen-Arena in Jena.
The glorious Sons mit folkrockigen Bombast-Hymnen
„Sind das etwa die verdammten Foo Fighters“, fragt die sehr gute Bekannte, als „Glory“, das neue Album von The glorious Sons durch die Lautsprecher des Autoradios bollert. Sind sie natürlich nicht; die Assoziation ist aber nicht ganz falsch. Käme die Band nicht aus Kanada, sondern aus dem Land weiter südlich würde man Heartland Rock mit Bombast-Produktion dazu sagen.
Sänger Brett Emmons und seine Gruppe legen ihre ganze Seele und Leidenschaft in die Waagschale, evozieren Stadionmusikgefühle, spielen mit Springsteen-Attitüde und wollen mit ihren Songs alle umarmen. Auf Albumlänge etwas ermattend, auf Songdistanz durchaus mitreißend.
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