Erfurt. Peter Gabriel hat sich mit eigenem Material lange rar gemacht und Cat Power interpretiert erneut Songs von anderen. Aber nicht von irgendjemandem und auf spezielle Weise. Wir haben in beide Alben reingehört.
Auf seinem ersten Album mit eigenen Songs seit 21 Jahren bleibt sich Peter Gabriel treu. Zumindest beim Titel: „i/o“ besteht, wie seine Solo-Platten zuvor, aus zwei Buchstaben. Eine Tradition also im Hause Gabriel. Neu ist die Art der Veröffentlichung: Bereits seit einem Jahr bringt Gabriel zu jedem Vollmond einen der zwölf neuen Song heraus.
Nun erscheint die Platte auch als Album, gleich in zwei Abmischungen: als Bright-Side und als Dark-Side-Mix – die (Spoileralarm!) sich nicht dramatisch unterscheiden. Der Albumtitel bezeichnet einen der Jupitermonde, aber auch den „Input/output“ - nicht nur bei Audiogeräten. Es geht also ums große Ganze, zu dem wir alle gehören. Und: Es ist ein Appell ans Miteinander und ans Nachdenken.
Mit 73 Jahren beeindruckt Gabriel weiter: mit seiner Stimme, starken Melodien, ungebrochener Begeisterungsfähigkeit. Es macht fast nichts, wenn er sich immer wieder selbst soundtechnisch zitiert wie etwa in „Road to Joy“, nicht nur „Steam“ lässt hier grüßen. Ist „i/o“ nun ein großer Wurf? Sagen wir, ein guter Wurf von einem großen Musiker.
Nach 21 Jahren: Peter Gabriel veröffentlicht Solo-Album
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Cat Power covert einen berühmten Auftritt Dylans
In der Kunst der Coverns ist sie eine Meisterin: Chan Marshall alias Cat Power hat schon drei Alben mit Liedern anderer Leute aufgenommen, auch Bob Dylan hat sie für das Soundtrack-Projekt „I’m not there“ schon gecovert. Nun führt sie ihre Kunstfertigkeit fort und wagt sich an ein Konzert: Auf „Cat Power sings Dylan: The 1966 Royal Albert Hall Concert“ führt sie des Meisters berühmten Auftritt in voller Länge an besagtem Ort auf. Das Originalkonzert war allerdings in Manchester, nur auf dem Albumtitel war damals der falsche Ort angegeben.
Die Musikerin bestreitet den ersten Teil des Sets wie einst Dylan rein akustisch, die Songs gewinnen durch die intime Laszivität. Der mit Band verstärkte zweite Teil lässt etwas die Dringlichkeit von Dylans Begleitgruppe Hawks, die sich später The Band nennen sollten, vermissen. Die Songs werden bei Cat Power und ihrer Band etwas zahmer als im Original dargeboten, aber mit einer betörenden Schönheit. Und wo die Folkgemeinde 1966 „Judas“ brüllte, applaudiert das Publikum 56 Jahre später begeistert.
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