Erfurt. Die finalen vier Alben der Band werden im LP-Format wiederveröffentlicht. Wir haben reingehört: Wie gut sind die Werke heute noch?

R.E.M. probierte nach der Jahrtausendwende verschiedene Konzepte und Sounds aus – eine interessante Phase der Gruppe aus Athens, Georgia. Das Spätwerk der Band – vier Alben in einer Dekade – gibt es als teils lange vergriffene Wiederveröffentlichungen auf 180-Gramm-Vinyl. Wir haben uns die letzten Platten dieser besonderen Gruppe noch einmal angehört.

Das Cover des Albums „Reveal“ von R.E.M.
Das Cover des Albums „Reveal“ von R.E.M. © Craft Recordings

„Reveal“ (2001)

Bei seiner ersten Veröffentlichung bekam „Reveal“ (bei Amazon* oder bei JPC*) überschwängliche Kritiken. Zu Recht: Auf der zweiten Platte ohne Gründungsmitglied und Drummer Bill Berry führen Michael Stipe, Peter Buck und Mike Mills die gelungensten Errungenschaften vom Vorgänger „Up“ weiter, ebenso die elektronischen Spielereien. Es ist aber auch eine Rückbesinnung, denn die Magie von „Automatic for the People“ und „New Adventures in Hi-Fi“ beschwört die Band in den besten Momenten noch einmal. Es gibt keinen schlechten Song auf dem Album, einzig der Rausschmeißer „Beachball“ ist verzichtbar. Die Single „Imitation of Life“ hätte R.E.M. beinahe nicht aufgenommen, weil sie ihnen zu Band typisch war. Geschenkt. Was nach „Reveal“ folgte, war alles andere als Stangenware. Doch es bleibt ihre letzte übergroße Platte. Ein Album wie ein schwüler Sommerabend, bei dem das Hitzegewitter immer am Horizont dräut. „I’ve been High“ ist etwa so eine Gänsehaut-Hymne an die Melancholie. Und „I’ll take the Rain“ gar der wehmütigste Song der Band – neben „Leave”.

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Das Cover des Albums „Around the Sun“ von R.E.M.
Das Cover des Albums „Around the Sun“ von R.E.M. © Craft Recordings

„Around the Sun“ (2004)

Ein neuer Sound, seinerzeit schwer fassbar als Neo-Folk bezeichnet. Auch heute noch hinterlässt die transparent-luftige Produktion von „Around the Sun“ (bei Amazon* oder bei JPC*) Fragezeichen. Die ersten drei Songs fallen aus dem Raster, gehören aber (oder deswegen) zu den interessantesten Liedern der Band, nicht nur im neuen Jahrtausend: Das eher klassische R.E.M.-Stück „Leaving New York“, das elektronische „Electron Blue“ und „The Outsiders“ mit Rap-Einlage von. Vom Cover bis zum Sound wirkt alles sonderbar geglättet, als ob sich die Band ein bisschen selbst an sich sattgehört hat. Von den Neuauflagen ist das Album das einzige als Doppel-Vinyl.

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R.E.M. mit einem Rockalbum und einer Art Karriere-Best-of

Das Cover des Albums „Accelerate“ von R.E.M.
Das Cover des Albums „Accelerate“ von R.E.M. © Craft Recordings

„Accelerate“ (2008)

Zurück zu den Anfängen als Alternative-Rockband lautete die Losung für „Accelerate“ (bei Amazon* oder bei JPC*). Mehr Gitarren, mehr Rock, kürzere Songs und in wenigen Takes aufgenommen. All das gelingt und steht dem Trio gut. Es weht ein frischer, rauerer Wind durch die Tracks von „Accelerate“, die alles andere als versponnen und verspielt sind wie einst. Nach dem Vorgängeralbum eine willkommene Abwechslung, auch wenn die Melodien nicht sofort und nicht so lange verfangen, wie man es von der Band gewohnt ist. Die Platte gerät insgesamt punkiger als das von der Band deklarierte Punk-Album „Monster“ von 1994.

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Das Cover des Albums „Collapse into now“ von R.E.M.
Das Cover des Albums „Collapse into now“ von R.E.M. © Craft Recordings

„Collapse into now“ (2011)

Bei Erscheinen des Albums wusste die Öffentlichkeit noch nicht, dass es der Schlussakkord unter eine außergewöhnliche und selbstbestimmte Karriere sein wird. Der Band reifte die Erkenntnis gänzlich unspektakulär und unsentimental während der Aufnahmen von „Collapse into now“ (bei Amazon* oder bei JPC*). Zum Abschluss gibt R.E.M. einen Querschnitt des eigenen Schaffens. Einige Songs sind scheinbar von „Accelerate“ übrig geblieben wie „Alligator_Aviator_Autopilot_Antimatter“ oder „That someone is you“, andere erinnern an weitere Band-Phasen, der Schlüsselsong „Überlin“ etwa zitiert „Drive“ und die berühmte Melodramatik der Gruppe. Ein Lied heißt sogar „All the Best“. Am Ende darf Michael Stipes Intimfreundin Patti Smith in „Blue“ mitsingen, die Band spielt nachblaue Akkorde wie Mitte der Neunziger, nur weniger verbindlich. Beweisen mussten sie niemanden mehr etwas. Ein guter Zeitpunkt, um abzutreten.

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