Michael Ulbrich kommentiert die Situation beim FC Carl Zeiss Jena.
Der FC Carl Zeiss Jena gleicht einem Panoptikum. Lukas, der Lokomotivführer, macht so viel Dampf, das man das rettende Ufer der Insel mit den Drittliga-Bergen nicht mehr erkennt. Im Nebel aber driften die Thüringer immer mehr ab.
Der Geschäftsführer macht sich die Welt, widdewiddewie sie ihm gefällt. Doch die echte Pippi Langstrumpf ist wohl allein viel stärker als die Gesellschafterversammlung des FCC, in der der Verein eine Mehrheit besitzt, die das Papier nicht wert ist, auf dem sie steht. Das liegt an der Führungsschwäche der in Verantwortung stehenden Gremien. Die haben Angst vorm „Piraten“ aus Taka-Tuka-Land, weil der mit seinem Goldschatz den ganzen Spaß, den die Zuschauer derzeit nicht haben, finanziert. Und die Ultras stehen mit einem Dutzend Mann vorm Spiel auf dem Feld und übernehmen vom Trainer die Motivationsrede; später erklären sie via Spruchband, was sie vom aktuellen Übungsleiter halten. Einen Plan, um aus der Misere rauszukommen, haben die Aufsichtsräte, Präsidiumsmitglieder und der Geschäftsführer erst recht nicht. Letzterer fuhr zweieinhalb Jahre mit Mark Zimmermann und dessen sportlichem Erfolg auf Autopilot und hat tatsächlich geglaubt, selbst am Steuer zu sitzen. Die Wahrheit aber liegt auf dem Platz – und dort ist man seit elf Spielen ohne Sieg. Es ist bezeichnend, wenn Spieler wie Raphael Koczor nicht helfen dürfen, weil sie nicht von Asterix‘ Zaubertrank naschen wollten.
Gibt‘s tatsächlich ein Happy End nach Grimms Märchen, bleibt dieser Verein nicht wegen seiner Gremien, des Geschäftsführers und aktuellen Trainers drin – sondern trotz derer!
Fans fordern Veränderungen beim FC Carl Zeiss Jena
FC Carl Zeiss Jena und KFC Uerdingen trennen sich 0:0
Michael Ulbrich