Erfurt. Hunderte Tote nach dem Hamas-Angriff gegen Israel, viele Verletzte, Dutzende verschleppte Israelis - die Lage dort ist so dramatisch wie lange nicht. Auch Thüringen blickt mit Sorge in den Nahen Osten.

Nach den massiven Angriffen auf Israel durch die islamistische Hamas zeigen sich Vertreter der Landesregierung solidarisch mit dem attackierten Land. Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke) bezeichnete die Angriffe als „Terrorakte“, wie er am Samstag in der Nachrichtenplattform X (früher Twitter) schrieb. Innenminister Georg Maier (SPD) teilte dort ebenfalls am Samstag mit, dass der Schutz jüdischer Einrichtungen in Thüringen sofort verstärkt werden solle. Die Attacken seien „ein feiger und hinterhältiger Angriff auf Israel und damit auch auf uns“, schrieb der SPD-Politiker. Tief betroffen von den Angriffen zeigte sich die Jüdische Landesgemeinde, die Gedenkstätte Buchenwald ist in Sorge um Überlebende des NS-Konzentrationslagers bei Weimar.

Einige von ihnen lebten in Tel Aviv und in Orten entlang des Gaza-Streifens und seien somit unmittelbar bedroht, sagte Jens-Christian Wagner, Direktor der Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora, am Sonntag der Deutschen Presse-Agentur. Seit Beginn der Angriffe am Samstag habe die Gedenkstätte bislang keinen Kontakt mit ihnen. „Wir versuchen, Kontakt aufzunehmen und zu helfen, so weit das möglich ist.“ Es sei „furchtbar“, dass Holocaust-Überlebende ausgerechnet in Israel bedroht würden. „Israel ist ja der Ort, an den sie gegangen sind, um in Sicherheit zu sein.“

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Thüringer Landespolitiker verurteilen Angriff der Hamas auf Israel scharf

„Für uns ist das tragisch“, sagte der Vorsitzende der Jüdischen Landesgemeinde, Reinhard Schramm, am Samstag. Die Angriffe ausgerechnet zum Abschluss mehrerer hoher jüdischer Feiertage zielten gegen die Zivilbevölkerung und träfen Israel auf dem Weg der Verbesserung seiner Beziehung zu arabischen Ländern völlig überraschend. Er verwies darauf, dass Israel jüngst seine Beziehungen zu Ländern wie Marokko, dem Sudan und Bahrain verbessert habe und mit Saudi-Arabien über eine Annäherung verhandle. Dies passe den Angreifern augenscheinlich nicht.

Auffällig sei außerdem der Zeitpunkt ziemlich genau 50 Jahre nach dem sogenannten Yom-Kippur-Krieg von 1973. Im Oktober 1973 hatten Ägypten, Syrien und weitere arabische Staaten Israel während des Yom-Kippur-Festes überraschend überfallen und die israelische Armee in starke Bedrängnis gebracht.

Jüdische Gemeinde sorgt sich um Angehörige im Nahen Osten

In Weimar weht als Zeichen der Solidarität mit Israel seit Sonntag die israelische Flagge am Rathaus, wie die Stadt mitteilte. Oberbürgermeister Peter Kleine (parteilos) verurteilte den Terror gegen Israel. „Es ist umso bedrückender, dass sich durch den Angriff auch die Überlebenden des KZ Buchenwald und ihre Angehörigen in akuter Gefahr befinden und gezwungen sind, in Schutzräumen Unterschlupf zu finden“, äußerte er. Es sei wichtig, dass die Stadt Weimar aus ihrer historischen Verantwortung heraus den Schulterschluss mit dem Staat und den Menschen in Israel demonstriere.

Weimar bemüht sich seit einiger Zeit um eine Partnerschaft mit einer israelischen Stadt. Die Landeshauptstadt Erfurt hat mit Haifa bereits einen Städtepartner in Israel, an diesem Wochenende sollte eine lang geplante Bürgerreise dorthin starten. Sie wurde angesichts der Ereignisse abgesagt, wie am Sonntag aus einer Nachricht des CDU-Stadtrats Michael Panse auf X hervor ging. Die Stadtverwaltung war dazu zunächst nicht zu erreichen. Das Auswärtige Amt rät wegen der Lage dringend von Reisen in die Region ab.

Bei dem Großangriff der islamistischen Hamas, die von der EU, den USA und Israel als Terrororganisation eingestuft wird, wurden in Israel bislang rund 500 Menschen getötet. Das bestätigten am Sonntag medizinische Quellen. Darüber hinaus wurden mehr als 2000 Menschen nach Angaben des israelischen Gesundheitsministeriums verletzt. Mehrere Israelis wurden nach Militärangaben in den Gazastreifen verschleppt. Ein Militärsprecher sprach von einer „erheblichen Zahl“, genaue Angaben hat Israel bisher nicht genannt.

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