Saalfeld. Fraktionschefin der Grünen im Bundestag unterwegs auf Wahlkampftour in ihrer thüringischen Heimat.

Wer KGE bei der Internetsuchmaschine Google eingibt, bekommt für die Abkürzung zwei Vorschläge: Kurbelgehäuseentlüftung, eine Vorrichtung für geordnete Druckverhältnisse im Kurbelgehäuse von Hubkolbenmotoren; und Katrin Göring-Eckardt, eine deutsche Politikerin von Bündnis 90/Die Grünen.

Die Abkürzung hat sich die 1966 in Friedrichroda geborene Tochter eines Tanzlehrer-Ehepaares in 30 Jahren Politik redlich verdient. Die einen benutzen sie mit Respekt, die anderen mit Verachtung. Für „Jedermannsliebling“ ist ihr aktuelles Amt als Vorsitzende der Bundestagsfraktion der Grünen auch denkbar ungeeignet. So sammelt KGE, die auch schon mal Präses der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) war, fleißig Bewunderer wie Feinde. Am liebsten aber Wählerstimmen. In der Bundestagswahl 2017 erreichten die Bündnisgrünen mit dem Spitzenduo Katrin Göring-Eckardt/Cem Özdemir das zweitbeste Ergebnis ihrer Geschichte.

In dieser Mission ist sie drei Tage vor ihrem 53. Geburtstag gestern in Thüringen unterwegs. Dort, wo alles begann. Das Abi 1984, später das abgebrochene Theologiestudium in Leipzig, die Gründung des Demokratischen Aufbruchs, die Arbeit als Referentin bei der Thüringer Landtagsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen.

Ein bisschen Nostalgie gehörte auch gestern dazu. Der Tag begann mit einem Besuch ihrer alten Schule in Gotha. Viel Stoff für die Journalistin einer überregionalen Tageszeitung, die die grüne Spitzenfrau den ganzen Tag auf Wahlkampftour begleitete. In Saalfeld hatten KGEs Parteifreunde zur Mittagszeit eine Kaffeetafel in der Fußgängerzone vorbereitet. Die Gelegenheit zum Schwatz mit der Frau, die man sonst nur aus Talkshows kennt, nutzten fast ein Dutzend Leute aus der Region. Es ging um das Rudolstadt Festival, das – egal, wie es heißt – erhalten werden müsse, um Tourismus und ostdeutsche Identität. Was ist mit unserer Geschichte? Was bleibt von Poliklinik und Kinderkrippe? Woher kommt das Gefühl, zurückgesetzt zu sein? Fragen, denen sich Katrin Göring-Eckardt gerade selbst stellt. Nicht nur an diesem Walpurgistag in Saalfeld.

Christine Stammberger hat eine ganze Din-A4-Seite mit Themen vorbereitet. Wie kann es sein, dass Deutschland Waffen in Krisengebiete liefert? Wieso wurden Wasser und Strom, mit denen Grundbedürfnisse der Menschen befriedigt werden, privatisiert? Weshalb fahren fünf Zustelldienste mit Paketen durch die Gegend? Das Spektrum der Rentnerin, die nach Saalfeld zog, als KGE noch gar nicht geboren war, ist groß.

Henry Anemüller, Geschäftsführer der Agrar GmbH „Steinerne Heide“ in Großgeschwenda, stellt ihr sein Projekt „Bienenstrom“ vor – und die Probleme bei der Umsetzung.

Nach einem Pressegespräch zu Ideen für die Bahnhofsbrache, über das gesondert zu berichten sein wird, geht es für den Tross mit KGE weiter nach Kahla. Dort stehen Besuche in einem Pflegeheim und einem Demokratieladen auf dem Programm.