Jena. In diesem Jahr jährt sich ein tödliches Unglück im Jenaer Stadion zum 45. Mal. Die Ultras wollen den Unfall aufarbeiten.

In diesem Jahr jährt sich das tödliche Unglück im Ernst-Abbe-Sportfeld zum 45. Mal. Die Südkurve sucht deshalb nach Zeitzeugen, um den Vorfall aus dem Jahr 1976 weiter aufzuarbeiten.

Es war der 9. November 1976, an dem der FC Carl Zeiss in einem internationalen Vergleich – so hießen die Duelle gegen Mannschaften aus Westdeutschland – gegen den 1. FC Kaiserslautern spielte. Das Stadion war gut gefüllt. Mehr als 16.000 Zuschauer wollten die Bundesligaspieler im Vergleich mit ihrem Jenaer Team sehen. 2:1 gewann der FC Carl Zeiss durch Tore von Dietmar Sengewald und Eberhard Vogel. Für Kaiserslautern traf Klaus Toppmöller.

Feuerwehreinsatz in Lobeda-West, Stadtzentrum und beim FC Carl Zeiss Jena

Menschenmenge stemmt sich gegen geschlossenes Tor

Zeitzeugen berichten, dass nach Spielschluss die Ordner nicht alle Tore in Richtung Stadtrodaer Straße rechtzeitig geöffnet hatten. Da diese aber nach innen zu schwenken waren, konnte der Fehler gegen die drückende Menge nicht korrigiert werden. Die Menschenmasse versuchte, das Tor nach außen zu stemmen. Dabei knickte ein Pfeiler ein, begrub eine 19-jährige Uni-Angehörige unter sich, die außen vor den Toren wartete. Die Masse Fußballfans trampelte über die Verunglückte, die beim Unfall gestorben ist. „Intern war das Unglück ein Thema. Öffentlich wurde versucht, es klein zu halten“, sagte der damalige Zeiss-Spieler Lothar Kurbjuweit.

Als Konsequenz aus dem Vorfall wurde der Einlass im Stadion umgebaut, um weitere derartige Unglücke zu vermeiden. Die Kassenanlagen verrichten noch heute ihren Dienst im Abbe-Sportfeld.

Ultras wollen kollektiven Umgang mit Unglück entwickeln

„Leider ist zu diesem Vorfall wenig überliefert, gibt es keine Thematisierung unter den Vereinsmitgliedern. Es gilt nicht nur, dies kritisch und ergebnisoffen zu betrachten, sondern einen zukünftigen, kollektiven Umgang zu entwickeln“, sagt Toni Schley aus der Südkurve. Deshalb sucht die Horda Azzuro nach Zeitzeugen, Familienmitgliedern oder Vereinsoffiziellen, die sie für eine Aufarbeitung gewinnen können. Hinweise gehen per Mail an kontakt@horda-azzuro.de

Monat der Wahrheit steht beim FC Carl Zeiss Jena bevor

Wie Lucas Stauffer die Siegesserie mit dem FCC erlebt

Über Umwege zum Profivertrag zum FC Carl Zeiss