Jena. Der FC Carl Zeiss Jena kämpft vor dem Bundesgerichtshof gegen die Bestrafung durch den Deutschen Fußball-Bund für Fanvergehen. So viel Geld kostet die Klage.

Am Donnerstag fällt der Bundesgerichtshof (BGH) in Karlsruhe eine Entscheidung zur Klage des FC Carl Zeiss Jena gegen den Deutschen Fußball-Bund. Wir haben mit dem Geschäftsführer des Regionalligisten, Chris Förster, darüber gesprochen, warum der Klub den Verband durch alle Instanzen verklagt hat und wieviel das gesamte Klageverfahren gekostet hat.

Worum geht es Ihnen vor dem Bundesgerichtshof konkret?

Der BGH hat unsere Rechts­beschwerde angenommen und entscheidet letztlich darüber, ob der DFB berechtigt ist, Vereine seit Jahren unter dem Deckmantel der Verbandsautonomie für etwas zu bestrafen, woran sie nachweislich keine Schuld tragen.

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Vier Vorfälle mit 24.900 Euro Strafe sanktioniert

Was war der konkrete Anlass?

Der DFB hatte uns wegen vier Vorfällen im Jahr 2018 zu einer Strafe von 24.900 Euro verurteilt. Dabei ging es um das Verwenden von Pyrotechnik auf den Zuschauerrängen und um den Wurf von Papierrollen in den Innenraum.

Warum trägt ein Verein keine Schuld, wenn sich seine Fans im Stadion danebenbenehmen?

Der Klub selbst hat keine Pyro­technik gezündet. Wir könnten allenfalls bestraft werden, wenn wir zu wenig getan hätten, um Pyrotechnik zu verhindern. Allerdings machen wir alles, was in unserer Macht steht. Unser Sicherheits­konzept ist vom DFB und der Dekra zertifiziert. Wir haben auch DFB-Sicherheitsbeobachter befragt, was wir verbessern können, aber keine Hinweise erhalten.

Bringt der Einsatz von mehr Ordnern etwas, um intensiver zu kontrollieren?

Wir lassen bereits sehr intensiv kontrollieren. Die Zahl der eingesetzten Ordner richtet sich nach Art des Spiels; die Mindestanforderung wird durch den Auflagenbescheid der Stadt bestimmt. Häufig setzen wir in Abstimmung mit den Sicherheitsträgern und dem Ordnungsdienst eine höhere Zahl an Ordnern ein. Zusätzlich haben wir teilweise eine Nachtbewachung des Stadions oder den Einsatz von Hundestaffeln organisiert. Eine Ausweitung des Veranstaltungsgeländes ermöglicht gar die Kontrolle von Gästefans auch im weiteren Umfeld.

Unterschied zwischen Gefährdungshaftung und Strafe

Gerichte haben doch bereits die Gefährdungshaftung von Vereinen bestätigt, dass sie für Fehlverhalten der Fans geradestehen müssen.

Die Gefährdungshaftung und eine Bestrafung sind unterschiedliche Rechtsbegriffe. Wir teilen die Auffassung und haben nie bestritten, dass wir zu haften haben, wenn jemand im Stadion zu Schaden kommt. Beim Abbrennen der Pyrotechnik oder dem Wurf von Papierrollen ist kein Schaden entstanden. Bei einer Bestrafung muss der Rechtsgrundsatz „Keine Strafe ohne Schuld“ gelten.

„Der DFB selbst bekommt es nicht hin“

Kein großer Verein hat sich bislang gegen die Regelung aufgelehnt. Warum klagen Sie durch alle Instanzen?

Irgendwann haben wir uns die Frage gestellt, wofür wir eigentlich bezahlen sollen. Wir treiben größten Aufwand mit höchsten Kosten, um das Abbrennen von Pyrotechnik zu verhindern. Der DFB selbst bekommt es nicht hin: Der weltgrößte Verband veranstaltet jährlich das Finale des DFB-Pokals in Berlin, wo immer wieder Pyrotechnik auf den Rängen brennt. Wie kann er dann die Vereine für etwas bestrafen, was er selbst nicht schafft? Das ist eine große Ungerechtigkeit, die nach unserer Rechtsauffassung nicht von geltendem Recht gedeckt ist. Deshalb wollten wir den Sachverhalt von einem ordentlichen Gericht klären lassen.

Um wieviel Geld geht es für den FC Carl Zeiss, wenn Sie Recht bekommen?

Zunächst müsste uns der DFB die 24.900 Euro aus den beklagten Fällen zurückerstatten. Alle späteren Strafen müssten ebenfalls rückerstattet werden, insgesamt zirka 100.000 Euro. Wichtiger ist uns aber, dass sich die gegenwärtige Verfahrensweise mit der Bestrafung Unschuldiger ändert.

So viel kostet den FC Carl Zeiss Jena die Klage

Wieviel Geld mussten Sie in den Prozess investieren?

Zirka 35.000 Euro. Unabhängig vom Ausgang haben mehrere Privatpersonen ihre Unterstützung zugesagt.

Was passiert, wenn Sie verlieren?

Dann bliebe einzig der Gang zum Bundesverfassungsgericht. Darüber können wir aber selbstverständlich erst nach Studium der Urteilsbegründung entscheiden.

Fürchten Sie keine Auswirkungen der Klage auf künftige DFB-Entscheidungen zum FC Carl Zeiss?

Diesbezüglich habe ich keinerlei Sorge. Der DFB ist professionell aufgestellt, so dass er keinen Anlass nimmt, uns aus einer rechtlichen Klärung Nachteile erwachsen zu lassen. Letztlich bringt die Entscheidung des BGH eine längst überfällige Klärung – und zwar für beide Seiten.

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