Eisenberg. 370 Athletinnen und Athleten aus der Schweiz, Österreich, Tschechien und Deutschland fanden am Wochenende den Weg gen Eisenberg, um ihre neuen Choreographien vorzustellen - mittendrin das ATV-Trio, das sich aus Jannika Puschendorf, Alina Köcher und Jessika Lippoldt formiert.

Hannah Meyer

Betrat man am vergangenen Wochenende die Dreifelder-Sporthalle des Friedrich-Schiller-Gymnasiums, wurde man direkt in freudige Aufregung und eine freundliche Stimmung getaucht. Vorigen Samstag und Sonntag fand hier der jährliche internationale Aerobic-Wettkampf des ATV Eisenberg statt. Begrüßt wurden insgesamt 29 Vereine aus der Schweiz, Österreich, Tschechien und Deutschland, die ihre jungen Talente vorstellen durften. In verschiedenen Kategorien präsentierten 370 Sportlerinnen der 40-köpfigen Fachjury ihr Können.

Dieser Wettkampf galt als einer der aufregendsten, weil hier zum ersten Mal die neuen Choreografien der acht bis 28 Jahre alten Turnerinnen und Turner vorgeführt wurden. Vor einem Heim-Wettkampf sind einige etwas nervöser, da die Familie und viele Freunde zuschauen. Die jungen Talente müssen vielseitige Eigenschaften mitbringen – Ausdauer, Kraft, tänzerisches Gefühl. Von schwerer Musik wie „No time to die“ von Billie Eilish bis hin zu fröhlich-flippigen Songs wie „Let’s twist again“ von Chubby Checker war alles dabei, je nach Stil der einzelnen Turnerinnen.

„Man darf nicht vergessen, dass das alles ehrenamtlich auf die Beine gestellt wird!“

„Man darf nicht vergessen, dass das alles ehrenamtlich auf die Beine gestellt wird!“, betont die Vereinsvorsitzende Maria Lippoldt. Die Herrichtung der Halle begann 13 Uhr am Freitag zuvor und am Sonntagabend musste alles wieder in seiner ursprünglichen Verfassung sein. Der Eisenberger Verein versucht alles Anstehende selbst zu stemmen, von Arbeitskraft bis hin zur Kostümfinanzierung. Hier halten alle zusammen und packen gemeinsam an. Dass Maria Lippoldt mit Herz und Seele dabei ist, kann jeder sofort feststellen. Sie hat früher selbst erfolgreich geturnt, ist mit dem Verein aufgewachsen und übernimmt nun viel Verantwortung für die vielen Turnbegeisterten.

In der Dreifelderhalle des Friedrich-Schiller-Gymnasiums standen am Wochenende alle Zeichen auf Aerobicturnen.
In der Dreifelderhalle des Friedrich-Schiller-Gymnasiums standen am Wochenende alle Zeichen auf Aerobicturnen. © OTZ | Hannah Meyer

Auch viele ehemalige Turntalente fanden ihren Weg zum Geschehen. So auch Sina Voigt, die als eines der Aushängeschilder des Vereins gilt, und nun als Trainerin des Nachwuchses fungiert. Sie selbst trat 2016 zur Weltmeisterschaft in Südkorea im Deutschen Team an. Dies bedeutete ein Jahr Vorbereitungen, in dem kaum noch Zeit für Freizeit blieb. „Man muss wollen“, betont ihre ehemalige Trainerin Andrea Zimmermann, die den Verein am 9. September 1999 gründete.

Alles begann bei „Jugend trainiert für Olympia“

Als sie noch Sportlehrerin war, fuhr sie mit ihrer damaligen Turngruppe zu „Jugend trainiert für Olympia“. Danach entschied sie sich, den Aerobic-Turnverein in Eisenberg zu gründen. Ihr Ziel: „Kindern einen Verein zu geben, in dem sie sich integriert fühlen und ihre Probleme vergessen können“. Sie begann mit einer Kampfrichterausbildung, um eine Starterlaubnis für die Kinder zu erlangen und kämpfte von da an immer für ihre Schützlinge. Sehr dankbar ist sie für alle ehrenamtliche und elterliche Unterstützung.

Am Sonntagnachmittag stand für die Eisenberger ein Trio in der Altersklasse 18+ auf der Fläche. Die drei Turnerinnen sind im Bundeskader und werden somit zu den besten Deutschlands gezählt. Jessika Lippoldt, Jannika Puschendorf und Alina Köcher, die seit fünf Jahren in dieser Konstellation performen, präsentierten ihre Choreografie und konnten den zweiten Platz belegen. Den Spaß am Turnen sieht man den drei jungen Frauen sofort an. Jannika konnte sich zuvor auch schon im Einzel beweisen und erreichte den dritten Platz. Sie begann im Alter von zwölf Jahren verhältnismäßig spät mit dem Turnen, war aber schnell sehr begeistert. Neben ihrem Hobby absolviert sie eine Ausbildung zur Physiotherapeutin, genau wie ihre Kameradin Alina, die schon mit vier Jahren zu turnen begann.

Jessika Lippoldt, Jannika Puschendorf und Alina Köcher belegten im Trio Platz zwei

Jessika indes besucht die 12. Klasse des Friedrich-Schiller-Gymnasiums und wird dieses Jahr ihr Abitur absolvieren. Da sie bis zu 20 Stunden in der Woche trainiert, lernt sie oft nachts für die Schule. Was sie nach dem Abitur machen möchte, weiß sie ganz genau: Sie strebt ein Jurastudium an und will auf jeden Fall ihrem Sport treu bleiben. Am Sonntag belegte sie als Teil der Deutschen Dance-Nationalmannschaft 18+ - bestehend aus Turnerinnen aus Berlin, Wolfenbüttel, Ingelheim, Hannover, Ulm, Münster und Eisenberg - den ersten Platz.

Beeindruckend an einem solchen Wettkampfwochenende war nicht zuletzt die kameradschaftliche Stimmung mit anfeuerndem Applaus und Jubelrufen. Jede erbrachte Leistung wurde angemessen gewürdigt. Letztendlich gelang es den Organisatoren und Helfern des ATV-Eisenberg, ein für den Verein bedeutendes und aufregendes Wochenende, an dem es nicht an Emotionen mangelte, erfolgreich zu gestalten.