Jenaer. Die Organisatoren der HSG Uni Jena konnten über 100 Geld- und Sachspenden für den Rennsteiglauf 1975 einsammeln, derweil die Volkswacht Druckerei Plakate für den Lauf herstellte - frei von bürokratischen Hürden

Hans-Georg Kremer

Wie vergangene Woche im Beitrag berichtet, stiftete der VEB Carl Zeiss 1975 zwei Feldstecher als Ehrenpreise für den 3. GutsMuths-Rennsteiglauf. Der Rat der Stadt Jena beteiligte sich mit einer Geldspende von 150 Mark. Insgesamt konnten die Organisatoren der HSG Uni Jena (heute USV) über 100 Geld- und Sachspenden für den Lauf einsammeln.

Mitunter waren aus heutiger Sicht kuriose Präsente für die Siegerehrungen dabei. Aus Berggießübel kamen von einer plasteverarbeiteten Firma 50 Kleiderbügel, eine Firma spendete einen Stromverstärker für einen Fernsehapparat, ein Gerät zur Einstellung des Zündfunkens war dabei, aber auch ein Bratwurstrost. Die FDJ-Kreisleitung Suhl stiftete ein Luftgewehr. Als zum Ende des Laufs ein Defizit von ca. 3000 Mark übrig blieb, kamen vom DTSB Kreisvorstand Jena 200 Mark. Den Rest legte die HSG Uni Jena drauf.

Die FDJ-Kreisleitung Suhl stiftete ein Luftgewehr

In Jena gab es mit der Maler Produktionsgenossenschaft (PGH) und der Druckerei der Volkswacht auch Firmen, die für den Rennsteiglauf Druckaufträge übernahmen. Die PGH produzierte mehrmals Wimpel, 1975 waren es über 1.000 Stück, für das Souvenirprogramm des Rennsteiglaufs. Bei der Volkswachtdruckerei konnten Plakate und Urkunden in Auftrag gegeben werden. Da die Volkswacht-Druckerei ein Betrieb der Sozialistischen Einheitspartei (SED) gewesen ist, gelang es ohne die sonst üblichen bürokratischen Hürden relativ schnell und in guter Qualität auf Kunstdruckpapier Plakate zu bekommen.

Die dafür benötigte Druckgenehmigung und das Papierkontingent, welches weder die HSG noch die Universität für den Lauf abzweigen konnten, konnte die Volkswacht-Druckerei bereitstellen, da sie selber über den nötigen Genehmigungsstempel verfügte. Offiziell wurde das Papierkontingent für die 300 Plakate und 100 Urkunden aus einem Restposten abgesichert.

Das versprochene Geld konnte nie verbucht werden

Eine besondere Geschichte mit einer Jenaer Firma gab es nach der deutschen Wiedervereinigung. Als sich 1994 abzeichnete, dass die Telekom den Hauptsponsorenvertrag mit dem Rennsteiglauf nicht verlängern würde, gab es ein persönliches Gespräch mit dem Jenoptik-Chef Lothar Späth. Dabei versprach Späth zwar kein Sponsoring, aber dass er selber Fördermitglied des Rennsteiglaufvereins werden würde und für das laufende Jahr schon mal 5000 DM bereitstellen könne. Das versprochene Geld konnte der Rennsteiglaufverein aber nie verbuchen, wohl auch, weil die mündliche Zusage von einer Mitarbeiterin zwar registriert, aber nicht weitergegeben wurde.