Schleiz. Geschichten vom Schleizer Dreieck: Die steigenden Zuschauerzahlen in den 1980er-Jahren verstärkte natürlich auch das Interesse der Staatssicherheit der DDR

Die steigenden Zuschauerzahlen in den 1980er-Jahren verstärkte natürlich auch das Interesse der Staatssicherheit der DDR am Dreieckrennen. Prekär hätte es nach Meinung der unsichtbaren Staatsmacht 1989 werden können. Erstmals durften ganz offiziell auch Piloten aus der nicht-sozialistischen Wirtschaftszone an den Motorradrennen teilnehmen.

Die Befürchtungen der Stasi: „Besonders unter den Campern wird sich wieder ein großer Anteil von dekadenten und negativen Jugendlichen und Jungerwachsenen befinden, die aus allen Teilen der Republik anreisen und nicht ursächlich wegen der sportlichen Großveranstaltung nach Schleiz kommen. Es ist damit zu rechnen, dass wie in den vergangenen Jahren ein Teil dieser negativ-dekadenten Personen aus ihrer Anonymität heraus aggressiv und provokatorisch reagiert, was bis zu negativ-feindlichen und strafbaren Handlungen führen kann“, wie es im offiziellen Einsatzplan hieß.

48 hauptamtliche Stasi-Mitarbeiter und eine weibliche Schreibkraft waren im August 89 im Dauereinsatz

Für die Koordinierung des Großeinsatzes zeigte sich die Kreisdienststelle Schleiz verantwortlich. Um das notwendig betrachtete Personal zu generieren, musste auf benachbarte Kreisdienststellen zurückgegriffen werden. 48 hauptamtliche Stasi-Mitarbeiter und eine weibliche Schreibkraft waren im August 1989 über fünf Tage im Dauereinsatz. Die auswärtigen Einsatzkräfte wurden in den Räumen der Schleizer Schwerhörigenhilfsschule einquartiert. Dort stand selbst ein Sportraum zur Verfügung.

Es gilt als gesichert, dass darüber hinaus noch eine unbekannte Anzahl an inoffiziellen Mitarbeiter beim Dreieckrennen aktiv waren. Unter besonderer Beobachtung standen vor allem die Zeltplätze am Buchhübel, am Goethestein und in der Seng. Den Stasi-Mitarbeitern wurde für ihre Aktivitäten eine gut sortierte Campingausrüstung von ihrer Dienststelle zugestanden. Des Weiteren galt das gesteigerte Hauptaugenmerk der Staatssicherheit dem Treiben im Fahrerlager, wo vor allem die westlichen Teilnehmer eine „Sonderbewachung“ erfuhren. Jegliche Form von Provokation, Schmuggel oder Spekulationshandel sollte unter allen Umständen sofort unterbunden werden.

Auch die Gasthäuser im Raum Schleiz standen unter permanenter Kontrolle

Auch die Gasthäuser im Raum Schleiz standen pflichtbewusst unter permanenter Kontrolle. Selbstredend dürfte auch das Interesse an den organisierten Rahmenveranstaltungen wie den abendlichen Filmvorführungen oder dem Motoballspiel gewesen sein. Selbst zwei kirchliche Veranstaltungen in der Schleizer Stadtkirche wurden am Rennwochenende operativ überwacht.