Hohenstein-Ernstthal. Das neuformierte Gespann Markus Schlosser und Luca Schmidt kann Historisches schaffen

Aus dem Jungen mit dem Pappschild ist ein WM-Spitzenreiter geworden. Luca Schmidt sitzt im Auto, ist auf dem Weg zum Sachsenring – die Rennen der Internationalen Deutschen Meisterschaft stehen an, die Gespanne fahren auf dem Traditionskurs um die Weltmeisterschaft. Luca Schmidt fährt als WM-Spitzenreiter nach Hohenstein-Ernstthal. „Ich bin schon sehr aufgeregt, sehr nervös. Mehr als sonst, aber das wird sich legen, sobald der Motor läuft“, sagt er. Für Außenstehende wirkt er gelassen. Cool und auch ein bisschen verwegen muss er auch sein, sonst würde er nicht auf dem Beiwagen turnen, sich raushängen. Mit 100 Sachen jagen die Gespanne durch die Kurven, den Allerwertesten auf dem Asphalt.

Mit dem Schweizer Markus Schloss geht es um die WM

Mit dem Schweizer Pilot Markus Schlosser startete er in Le Mans mit Platz zwei und eins in die WM-Saison. „Ich freue mich auf das Sachsenring-Wochenende. Für den Beifahrer sei die Strecke gar nicht mal so herausfordernd mit nur zwei Rechtskurven, sonst geht es linksrum, was anstrengt und dem Piloten einiges abverlangt.“ Luca Schmidt kennt die Strecke in- und auswendig, kennt die Bremspunkte, weiß, wann er wo sein muss. „Markus ist ein ruhiger Fahrer, er vermeidet Drifts, stellt das Gespann nicht quer. Und er weiß genau, wie es mir auf dem Beiwagen geht, was ich machen muss. Ich denke, wir werden gute Rennen fahren – auch auf dem Sachsenring.“ Nach dem Sprint am Sonnabend und dem Gold-Race am Sonntag wissen sie mehr.

Das Zufallsgespann Luca Schmidt (links) und Markus Schlosser nach dem Rennwochenende in Le Mans. 
Das Zufallsgespann Luca Schmidt (links) und Markus Schlosser nach dem Rennwochenende in Le Mans.  © Mark Walters

Einst saß Luca Schmidt mit einem Pappschild im Fahrerlager

So richtig fassen, kann es Luca Schmidt noch immer nicht, dass er in dieser Saison um die WM fahren kann. Rückblende: Als 16-Jähriger saß er in der Boxengasse in Oschersleben auf einem Stuhl, vor sich ein Pappschild mit der Aufschrift: „Mitfahr-Gelegenheit“ gesucht. Luca Schmidt wollte Rennen fahren, der Platz auf dem Beiwagen eines Gespanns das Ziel. Und weil sich Josef „Sepp“ Sattlers Beifahrer verletzte hatte, nahmen der erfahrene Pilot und das Team Bonovo Action sich des Jungen aus Triebes an. Daraus wurde mehr, das Team Sattler/Schmidt holte sich den Gesamtsieg bei der Internationalen Deutschen Motorrad-Meisterschaft, der IDM. „Ich bin Sepp und dem Team sehr dankbar. Es war eine schöne Zeit. Sepp war für mich der Opa, den ich nie hatte“, beschreibt er das besondere Verhältnis und ist froh, dass der Bayer es ihm nicht nachträgt, dass er bei ihm gekündigt und sich für ein anderes Team entschieden hat.

Nicht für irgendein Team. Luca Schmidt sitzt im Boot des früheren Sidecar-Weltmeisters Markus Schlosser. In Le Mans hatten sich beide in Ermanglung eines Fahrers beziehungsweise Beifahrers zu einem Gespann gefunden und mit Platz zwei und eins die WM-Führung übernommen. „Wir fahren um die WM – ein Traum“, sagt Luca Schmidt und hat in den Annalen geblättert. „42 Jahre ist es her, dass ein Deutscher, ob als Pilot oder Beifahrer, Weltmeister geworden ist.“