Berlin. Im November ist die Inflationsrate bereits das fünfte Mal gesunken. Doch was bedeutet das für den Einkauf? Und wie geht es weiter?

Bei 3,2 Prozent lag die Inflationsrate im November. Damit hat sie sich den fünften Monat in Folge abgeschwächt. Im Oktober lag sie noch bei 3,8 Prozent. Das klingt erst mal nach einer guten Nachricht für Verbraucherinnen und Verbraucher. Doch die Euphorie könnte täuschen, denn eine sinkende Inflation heißt nicht, dass die Preise fallen – im Gegenteil.

Ein allgemeiner Rückgang des Preisniveaus, also eine sogenannte Deflation, würde bedeuten, dass die Inflationsrate negativ ist. Sie müsste also bei unter null Prozent liegen. Das ist derzeit nicht in Sicht.

Lebensmittel und Energie: Preise entwickeln sich unterschiedlich

Allerdings gibt es Unterschiede bei den verschiedenen Branchen. Aktuell treiben die Lebensmittel die Teuerung weiter an. Die Energiepreise sinken aber. „Im Oktober und November 2023 waren insbesondere viele Energieprodukte günstiger als ein Jahr zuvor. Hier hat sich die Preissituation sichtlich entspannt“, erklärte die Präsidentin des Statistischen Bundesamtes, Ruth Brand, jüngst.

Energieprodukte verbilligten sich demnach im Jahresvergleich um 4,5 Prozent, im Oktober hatte der Preisrückgang bei 3,2 Prozent gelegen. Leichtes Heizölverbilligte sich um 19,4 Prozent, Erdgas um 18,3 Prozent, Kraftstoffe um 6,9 Prozent. Strom war im November 2023 hingegen mit 1,6 Prozent teurer als ein Jahr zuvor. „Auch die Jahresteuerung bei Nahrungsmitteln hat sich weiter abgeschwächt, liegt aber weiterhin deutlich über der Gesamtteuerung“, erklärte Brand weiter. Die Lebensmittelpreise stiegen demnach im Jahresvergleich um durchschnittlich 5,5 Prozent. Im Oktober lag die Rate hier noch bei 6,1 Prozent, im September bei 7,5 und im August bei 9,0 Prozent.

Stark beeinflusst wurde die Lebensmittelinflation von gestiegenen Preisen für Obst (12,0 Prozent) und Zucker, Marmelade, Honig und Süßwaren (11,9 Prozent). Auch Brot, Gemüse, Fisch und Fleisch verteuerten sich spürbar. Günstiger als im Vorjahr waren Speisefette und -öle, vor allem Butter und Rapsöl. Olivenöl verteuerte sich allerdings massiv (43,5 Prozent).

Inflation könnte Anfang 2024 wieder steigen

„Die Detaildaten zur deutschen Inflation zeigen, dass sich der Teuerungsdruck in der Breite abschwächt“, erklärte der wissenschaftliche Direktor des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) der Hans-Böckler-Stiftung, Sebastian Dullien. „Die Preissteigerungsraten von immer mehr Produkten nähern sich wieder dem Zwei-Prozent-Ziel der Europäischen Zentralbank an.“

Allerdings könnte die Inflation im Dezember wieder ansteigen, weil die Bundesregierung im Vorjahresmonat die Abschlagszahlungen für Erdgas übernommen hatte. Zum Jahreswechsel laufen außerdem die Energiepreisbremsen und die Reduzierung der Mehrwertsteuer auf Energie und in der Gastronomie aus. „Es besteht damit ein erhöhtes Risiko, dass zumindest im ersten Halbjahr die Inflation noch höher ausfallen wird als bislang gedacht“, erklärte Dullien.

Ob Verbraucherinnen und Verbraucher am Ende wirklich schlechter dastehen, hängt aber auch von der Entwicklung der Reallöhne ab. Und hier scheint sich langsam eine Trendwende abzuzeichnen. Zumindest meldete das Statistische Bundesamt (Destatis) für das zweite (0,1 %) und dritte (0,6 %) Quartal 2023 steigende Reallöhne.

Reallöhne: Trendumkehr zeichnet sich ab

Das Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Institut (WSI) der Hans-Böckler-Stiftung gab zudem am Donnerstag bekannt, dass laut einer Studie für Tarifbeschäftigte die durchschnittlichen Lohnerhöhungen im Jahr 2023 die Inflation annähernd ausgeglichen haben. Das WSI gab die durchschnittlichen Lohnzuwächse am Donnerstag mit 5,6 Prozent an. „Angesichts einer für das Gesamtjahr 2023 zu erwartenden Steigerung der Verbraucherpreise um 6,0 Prozent ergäbe sich hieraus ein durchschnittlicher Rückgang der tarifvertraglich vereinbarten Reallöhne von 0,4 Prozent“, erklärten die Forscher.

Steuer- und abgabenfreie Inflationsausgleichsprämien konnten laut WSI in den Berechnungen allerdings nicht „in vollem Umfang“ berücksichtigt werden. „Bei einem Teil der Beschäftigten dürfte die finanzielle Bilanz daher positiver ausfallen.“ „Die Kaufkraft der Tarifbeschäftigten konnte im Jahr 2023 annähernd gesichert werden“, erklärte der Leiter des WSI-Tarifarchivs, Thorsten Schulten. „Allerdings bleiben die erheblichen Reallohnverluste der beiden Vorjahre, die nicht innerhalb einer einzigen Tarifrunde ausgeglichen werden können.“

Im Jahr 2022 waren die Reallöhne um vier Prozent gesunken, 2021 um 0,1 Prozent. Bis diese Verluste aufgeholt werden und sich Verbraucher für ihr Geld wieder mehr leisten können, wird es also vermutlich noch dauern.