Berlin. Immobilien in Toplagen aufzuwerten oder zu bauen, ist das Geschäft der Signa-Tochter Prime. Nun ist auch diese Firma insolvent.

Erneut muss eine Tochterfirma aus dem Immobilienreich des österreichischen Milliardärs René Benko Insolvenz anmelden. Was die Pleite der Signa Prime Selection AG, die am Donnerstag ein Sanierungsverfahren in Eigenverwaltung beim Handelsgericht Wien beantragt hat, für deutsche Städte bedeuten kann. Wichtige Fragen und Antworten.

Was ist die Signa Prime?

Zur Signa Prime gehören Geschäftsimmobilien in Toplagen, darunter der Elbtower in Hamburg, das KaDeWe in Berlin und Kaufhausimmobilien der Kette Galeria Karstadt Kaufhof. Signa Prime baut und vermietet Immobilien. Für das Einzelhandelsgeschäft der Kaufhäuser sind allerdings andere Gesellschaften zuständig.

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Signa Prime ist das Unternehmen, in dem die großen Vermögenswerte des Konzerns liegen. Laut Firmenwebseite sind Objekte im Wert von insgesamt 20,4 Milliarden Euro Teil der Gesellschaft. Dem Jahresbericht für 2022 zufolge plagten die Signa Prime Ende des Vorjahres Verbindlichkeiten von fast 10,8 Milliarden Euro. Signa Prime schrieb im Vorjahr rund eine Milliarde Euro Verlust, nachdem der Wert der Anlageobjekte vor allem in Deutschland um etwa denselben Betrag abgewertet worden war.

Warum stellt Signa Prime jetzt einen Insolvenzantrag?

„Trotz erheblicher Bemühungen in den vergangenen Wochen konnte die erforderliche Liquidität für eine außergerichtliche Restrukturierung nicht in ausreichendem Maße sichergestellt werden“, heißt es in der Pressemitteilung des Unternehmens. Nun gelte es, langfristige Lösungen zu finden, sagte Erhard Grossnigg, Sprecher des Vorstandes der Signa Prime Selection AG. Die Qualität des Prime-Portfolios sei hervorragend, die Entwicklungsperspektive der Development-Projekte, die in den Toplagen der deutschsprachigen Metropolen lägen, sei sehr gut.

Nach der Prime soll am Freitag eine weitere Tochter, die Signa Development Selection AG, Antrag auf ein Sanierungsverfahren mit Eigenverwaltung stellen. Signa Development Selection investiert nach Unternehmensangaben in „Entwicklungsprojekte in Ballungszentren“, etwa in Bürogebäude und Wohnanlagen, „zukunftsfähige“ Einzelhandelsflächen oder Hotels. Aufgelistet sind etwa das Projektgebiet Wolfsburg Connect und mehrere Bürogebäude in Berlin und Wien.

Was bedeutet die Insolvenz für Bauprojekte?

Schon Ende November hatte die Signa Holding, die Dachgesellschaft des Konzerns, Insolvenz anmelden müssen. Bereits zuvor standen die Bagger und Kräne an den zahlreichen Bauprojekten in großen deutschen Städten still. Davon betroffen waren unter anderem im Bau befindliche Objekte in Berlin und auch der Elbtower in Hamburg. Betroffene Städte arbeiten mit Signa, externen Experten und möglichen anderen Geldgebern an Lösungen, die Projekte zu erhalten und neu anzuschieben. Bauruinen in Toplagen will man unbedingt vermeiden.

Handels- und Immobilienexperte Johannes Berentzen von der BBE Handelsberatung äußerte sich gegenüber dieser Redaktion jedoch nur verhalten optimistisch: „Wir werden einige ‚Geisterbaustellen‘ erleben, die eigentlich Prestigeobjekte und Frequenzanker werden sollten. Ihre Zukunft ist vielfach ungewiss“, sagte er. Für jedes Objekt müsse nun schnell nach einer Lösung gesucht werden. „Vielleicht kommen ortsansässige Family-Offices infrage oder die Städte beteiligen sich an der Fortführung der Bauvorhaben“, so Berentzen.

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Wie sind die Chancen für Signa, sich zu sanieren?

Für den Gesamtkonzern sind die Aussichten schlecht. Das Geflecht aus hunderten Firmen und Unterfirmen der Signa-Gruppe gilt als verschlungen. Auch das ist ein Grund für die nur sehr schwer umzusetzende Sanierung. Insider vermuten, dass man nur einen Teil des Signa-Geschäfts retten kann. Und das auch nur mit externer Hilfe oder neuen Finanzspritzen durch ohnehin schon von der Pleite betroffene Gläubiger, die versuchen könnten, einen Teil ihrer Investitionen vielleicht so noch zu retten.

Wie ist Signa überhaupt in Schwierigkeiten geraten?

Um neue Projekte umsetzen und auch alte Forderungen bedienen zu können, brauchte der Benko eigentlich stets frisches Geld. Doch das Spiel, alte Schulden mit neuen zu bedienen, ging zuletzt nicht mehr auf. Vor allem die rasant gestiegenen Zinsen vereitelten Benkos Geschäftsplan. Hinzu kommen die seit dem Beginn des Ukraine-Krieges gestiegenen Bau- und Energiekosten. Darüber hinaus steht mit dem stationären Einzelhandel ein weiterer Signa-Geschäftszweig unter wirtschaftlichem Druck. Die Singa-Prime-Insolvenz könnte dabei auch direkt Auswirkungen auf die Kaufhaus-Tochter Galeria haben: Zu Signa Prime gehören auch 18 Kaufhausimmobilien, die von der Warenhauskette angemietet werden. Einem Medienbericht, wonach sich Galeria bereits auf eine dritte Insolvenz vorbereite, widersprach das Unternehmen am Donnerstag.

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