Eisenach. Auch beim Verleih von Baumaschinen spielen Computer eine immer bedeutendere Rolle.

Wie werden digitale Zwillinge von mobilen Arbeitsmaschinen erstellt und welchen Nutzen hat das?

Diese Fragen lockten rund ein Dutzend Frauen und Männer auf den Flugplatz Eisenach-Kindel in die Räume der Lift Holding GmbH. Mit einem derart regen Interesse habe man bei der Einladung gar nicht gerechnet, gestand Jens Wenzke von der Eisenacher Firma Lindig Fördertechnik zur Eröffnung des Tages.

Er freue sich, im Publikum Vertreter von Herstellern, Vermietern, Dienstleistern und Kunden begrüßen zu können. „Diese bunte Mischung kommt unserem Anliegen sehr entgegen, uns bei diesem Thema möglichst gut zu vernetzen“, so Wenzke. Gastgeber Sven Lindig, dessen Unternehmen dieses Jahr das 120-jährige Bestehen feiert, stellte die provokante Frage in den Raum, ob man sich auch im Geschäft zwischen den Unternehmen ebenso von großen Plattformen abgängig machen wolle, wie im Geschäftsfeld mit den Verbrauchern.

Die Firma Lindig – mit mittlerweile rund 350 Mitarbeitern in der Region um Eisenach – hat ihr klassisches Geschäftsmodell in den letzten Jahren schrittweise erweitert. Neben dem Verkauf und der Vermietung von Gabelstaplern und Hebebühnen kamen Flugzeugbauaktivitäten auf dem Kindel und das digitale Geschäft hinzu, so Lindig.

Er lud jetzt alle interessierten Unternehmen der Branche dazu ein, sich an der Digitalisierung der Prozesse und des Informationsaustausches untereinander zu beteiligen. „Es kann nicht sein, dass man heutzutage noch eine Woche lang herumtelefonieren muss, wenn man dringend einige Gabelstapler benötigt“, sagte Lindig. Das sei die Arbeitsweise der 90er-Jahre.

Mithilfe der digitalen Zwillinge sei es durch wenige Klicks erkennbar, wo benötigte Maschinen bereitstehen und in welchem technischen Zustand sie sich befinden. Eine nötige Wartungs sei ebenso schnell erkenn- und umsetzbar.

Nicht einmal ein Drittel ihrer Arbeitszeit könnten die Beschäftigten aktuell für Kontakte mit den Kunden nutzen, kritisierte auch Lindig-Digitalchef Jens Wenzke den immensen Aufwand zur Prüfung von Prozessen und Daten anderer Partner.

Die Erstellung von digitalen Zwillingen jeder Arbeitsmaschine oder Anlage biete vielfältige neue Möglichkeiten, versicherte Wenzke. Dabei gehe die Datenhoheit nicht verloren. „Derjenige, der einen digitalen Zwilling erstellt, entscheidet auch darüber, wer alles Zugriff auf die Daten erhält“, so Wenzke. Das virtuelle Gegenstück der real existierenden Maschine biete nicht nur alle Daten, die man auch an der Maschine erheben könne, sondern liefere mit zusätzlichen Informationsangeboten einen Mehrwert.

Verträge zwischen den Unternehmen können laut Wenzke mithilfe der Technik nicht nur digital abgeschlossen, sondern auch noch automatisiert verwaltet werden. Die Existenz von digitalen Zwillingen ermögliche die Integration fremder Maschinen in die eigene Disposition. Zudem sei der Nachweis möglich, dass es sich um echte Ersatzteile und Software-Updates eines bestimmten Herstellers handele.

Zu den Vorteilen eines vernetzten Agierens zwischen Akteuren der Branche zählten zudem eine durchgängig transparente Logistik mit elektronischen Frachtbriefen und eine schnellere Abwicklung im Schadensfall sowie die Möglichkeit attraktiverer Finanzierungs- und Versicherungsprodukte.

Statt der von Firmenchef Sven Lindig zu Beginn kritisch hinterfragten großen Plattformen, in deren Hand sich die Unternehmen nicht begeben möchten, plädierte Thomas Müller von der Firma evan GmbH für dezentrale Plattformen. Als komplett geschlossene Branchennetzwerke agierten diese dezentral und abgesichert, erklärte Müller. Seine Firma bietet eine Lösung an, die die Vermietprozesse für Arbeits- und Baumaschinen wesentlich vereinfacht. Einige Unternehmen der Branche – darunter auch die Firma Lindig – nutzen dieses System.