Erfurt. Die Nachwuchsprobleme im Thüringer Handwerk verschärfen sich durch die Pandemie zusätzlich. Im Ausbildungsjahr 2020/21 seien nochmals deutlich weniger Azubis als in den Vorjahren in den Betrieben gestartet.

Die Zahl der Lehrverträge in den Handwerksbetrieben Nord- und Mittelthüringens ist im laufenden Jahr um 6,2 Prozent zurückgegangen. "Durch die ausgefallenen Berufsorientierungsmessen kommen die jungen Menschen nicht in den notwendigen direkten Kontakt zu Firmen oder anderen Auszubildenden", erklärt der Präsident der Handwerkskammer Erfurt, Stefan Lobenstein, den Trend. Man müsse das Holz riechen können, wenn man sich entscheide, Tischler zu werden.

Kammer-Präsident Stefan Lobenstein.
Kammer-Präsident Stefan Lobenstein. © HWK Erfurt

Daraus erwachse für das Thüringer Handwerk ein Problem, ist Lobenstein überzeugt. Heute fehlende Lehrlinge würden später als Gesellen oder Meister ausfallen und das angesichts einer Vielzahl von Betrieben, die zur Übernahme anstehen.

Sie könne alle Auszubildenden nur dazu aufrufen auch in der Krise nach Lösungen zu suchen, erklärte Charlotte Schmerbauch aus Wingerode im Eichsfeld. "Wir bieten unseren Lehrlingen die theoretische Ausbildung über Videokonferenzen an und fordern sie auf, den praktischen Teil im familiären Umfeld zu absolvieren", sagt die 20- jährige Juniorchefin der Spa Villa.

Man könne die Augenbrauen auch bei der Mama zupfen oder deren Fingernägel lackieren oder entfärben, erklärt Schmerbauch, die den Berufswettbewerb der Kosmetikerinnen in Thüringen gewonnen hat und im Bundesausscheid den dritten Platz errang.

Die Zeiten, in denen über ein anhaltendes Konjunkturhoch im Thüringer Handwerk berichtet wurde, seien durch Corona jäh beendet worden, so Lobenstein. Nicht nur Betriebe, die durch den Lockdown geschlossen wurden, wie Friseure oder Kosmetikstudios, seien massiv betroffen. Auch bei Bäckern oder Konditoren falle Umsatz durch geschlossene Gaststätten und Hotels aus. Schnelle finanzielle Hilfen des Staates forderte der Hauptgeschäftsführer der Kammer, Thomas Malcherek, und kritisierte Ankündigungen von Auszahlungen im März.

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