Berlin. Bei Markus Lanz erklärt Philosoph Richard David Precht, warum er die Corona-Krise als Chance sieht. Romantisiert er die Situation?
- Bei Markus Lanz ging es erneut um die Coronavirus-Pandemie: Dieses Mal wurde mit Richard David Precht ein Philosoph eingeladen - und kein Wirtschaftswissenschaftler
- Der Bestseller-Autor bezeichnete das Coronavirus Ende März noch als „etwas vergleichsweise Harmloses“: Er vergleicht die Pandemie mit dem Klimawandel – und romantisiert sie dabei
- Die anderen Gäste von Lanz konnten da mehr von sich reden machen
Seit dem 23. März gilt in Deutschland ein Kontaktverbot, einige Bundesländer versuchen, eine Eindämmung des Coronavirus mit zusätzlichen Ausgangsbeschränkungen zu erreichen. Sars-CoV-2 und der damit verbundene „Shutdown“ hat nicht nur die sozialen Kontakte, sondern auch weite Teil der Wirtschaft lahmgelegt.
Bei Markus Lanz ist jedoch kein Wirtschaftswissenschaftler zu Gast, um eine mögliche Exit-Strategie und die finanziellen Folgen der Krise vorzurechnen. Dabei wird die Bundesregierung am Mittwoch unter anderem darüber beraten, ob Läden wieder öffnen dürfen. Stattdessen sitzt, im wild gemusterten Hemd, der Philosoph Richard David Precht in der Talk-Runde.
Markus Lanz – das waren die Gäste:
- Malu Dreyer, Ministerpräsidentin von Rheinland-Pfalz und SPD-Politikerin
- Prof. Jonas Schmidt-Chanasit, Virologe
- Richard David Precht, Philosoph
- Christiane Woopen, Medizinethikerin und Vorsitzende des Europäischen Ethikrates
Der Bestseller-Autor bezeichnete das Coronavirus Ende März noch als „etwas vergleichsweise Harmloses“. Gerade im Kontrast zum Klimawandel sei das Virus weniger bedrohlich, so Precht. Damit mag der Philosoph recht haben – er romantisiert aber auch eine Situation, die für viele Bürger schwer zu ertragen ist.
Coronavirus in Deutschland: Bestseller-Autor sieht Pandemie als Chance
Dabei stimmt es natürlich, dass wir uns derzeit eher vorstellen können, wie eine Welt ohne exzessiven Flugverkehr aussehen könnte. Und weshalb der Arten- und Biotopschutz auch für uns Menschen eine hohe Bedeutung haben sollte. Dass an jedem nicht startenden Flugzeug aktuell aber etwas mehr als 200 Arbeitsplätze hängen, ist die Kehrseite des Pandemie-Leerlaufs, erinnert Markus Lanz den Philosophen. Lesen Sie hier: IWF: Welt droht schlimmste Rezession seit 100 Jahren
Precht hält trotzdem daran fest, dass der Corona-Krise auch der Zauber eines Anfangs innewohnen könnte: „Ich möchte nicht in die Normalität der Situation vor der Krise zurück“, sagt er an den Moderator gewandt. Es könne ja beispielsweise nicht angehen, dass ein Konzern wie Amazon auch in dieser Krise zu den Gewinnern zähle, während kleine Einzelhändler Verluste machen würden. Das müsse man in Zukunft verhindern.
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Pandemie-Folgen: Richard David Precht für Generalüberholung des deutschen Fußballs
Aus diesem Grund wünscht sich der Philosoph, dass die deutsche Wirtschaft nachhaltig wiederaufgebaut wird – und hinterfragt sogar gänzlich andere Systeme: Das beste Beispiel für die ausufernde „Höher, schneller, weiter“-Mentalität sei der Fußball, so Precht. So häufig, wie der FC Bayern München mittlerweile hintereinander Meister geworden sei, könne man mittlerweile von „weißrussischen Verhältnissen“ sprechen.
Die Corona-bedingte Spielpause für alle Vereine, ob klein oder groß, könnte laut Precht für eine Generalüberholung genutzt werden: „Lassen wir uns neu darüber nachdenken, wie wir Chancengerechtigkeit im Fußball schaffen.“ Wie ein Philosoph in einer Talkshow über die Corona-Pandemie auf das Thema Fußballligen und -regeln kommt, bleibt unterdessen ein wenig schleierhaft.
Richard David Precht mit wenig Expertise zur Corona-Krise
Richard David Precht sieht neben den beiden anderen im Studio anwesenden Gästen ungewöhnlich blass aus – was aber auch daran liegt, dass der Virologe Jonas Schmidt-Chanasit und die Medizinethikerin Christiane Woopen mit Expertise und klaren Argumenten glänzen können. Lesen Sie hier: Leopoldina: Was steckt hinter dem Corona-Expertenkreis?
Selbstverständlich ist es vollkommen richtig, Experten unterschiedlicher Fachgebiete in der aktuellen Krisensituation zurate zu ziehen. Precht gleicht bei Lanz aber viel eher den esoterischen Influencern, die in den sozialen Netzwerken posten, dass die Natur sich durch Covid-19 selbst heilen würde, da wir Menschen das Virus seien, an dem sie erkrankt sei. Das zeigt einmal mehr: Der Grad zwischen ausgeklügelter Exit-Strategie und der Romantisierung der entstandenen Lücke durch das Coronavirus ist äußerst schmal.
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