Für seine Rolle als Otto von Bismarck hat sich der Weimarer Schauspieler Thomas Thieme einen Schnauzer wachsen lassen. Wie hat der Maskenbildner bei den Dreharbeiten in Prag reagiert?

Herr Thieme, wo sind Sie?

Thomas Thieme Ich bin wieder auf dem Weg nach Prag. Mit Fahrer im Auto, kurz hinter Chemnitz, wenn Sie es genau wissen wollen.

Das heißt, das Bismarck-Dokudrama ist noch nicht abgedreht?

Nein. Es kommt jetzt in die existenzielle Phase. In den nächsten Tagen drehen wir die Big Points, die wichtigen großen Szenen.

Wie muss ich mir das vorstellen? Administrieren Sie nur oder fechten Sie Konflikte aus?

Das ist alles ein einziger Konflikt, weil Otto von Bismarck der Obermacher ist und keiner auf ihn hören will. Weder Napoleon noch König Wilhelm, später Kaiser Wilhelm I. Er muss die beiden gewissermaßen zu ihrem Glück zwingen.

Zur Einheit des deutschen Reichs?

Genau. Im Grunde genommen ist Bismarck eine frühe Coverversion von Helmut Kohl.

Ihre Paraderolle. Mit der nationalen Vereinigung kennen Sie sich ja bestens aus.

Zumindest kann ich auf meine alten Tage sagen, dass ich als Schauspieler eine Menge zur deutschen Einheit beigetragen habe.

Aber wieso wird der Film nicht in Preußen, sondern in Prag gedreht?

Weil hier offenbar die Produktionsverhältnisse günstiger sind. Hier gibt es Schlösser ohne Ende. Bei meinem ersten Aufenthalt war ich in vier verschiedenen Landschlössern, alle etwa eine Stunde von Prag entfernt. Abgesehen davon, dass es schon morgens 6.30 Uhr los ging, fand ich das erbaulich, denn man fährt durch böhmische Dörfer und lernt jedes Mal ein anderes Stück von Tschechien kennen.

Was hat die Maske zu Ihrem Bart gesagt?

Auf Ihren Rat hin habe ich ihn ja seit November herangezüchtet, ohne zu wissen, ob er akzeptiert wird. Ob Sie’s glauben oder nicht: Der Maskenbildner ist fast ausgeflippt vor Begeisterung.

Das erspart Ihnen jeden Morgen das Ankleben. Aber um die Pickelhaube kommen Sie als Reichskanzler nicht herum.

Nein, das ist doch mein Markenzeichen. Glänzend, verchromt. Und die weißen Augenbrauen nicht zu vergessen.

Die dann wohl doch geklebt werden müssen.

Ich kenne außer Bismarck keinen Menschen mit so buschigen, weißen Augenbrauen. Höchstens noch unseren ehemaligen Finanzminister Theo Waigel. Doch seine sind schwarz, gefärbt natürlich.

Ich finde, Sie sollten nach Bismarck auch noch den Hauptmann von Köpenick spielen. Hochstaplerrollen liegen Ihnen doch.

Geht der auf Thüringisch?

Es käme nicht auf den Dialekt, sondern auf die Tonschärfe an. Da könnten Sie mal die Berliner Stadtverwalter strammstehen lassen.

Lieber Herr Quilitzsch, wie Sie wissen, reiße ich mich nicht um solche Highlights. Der Hauptmann wurde von Heinz Rühmann großartig verkörpert. Ich habe mit Kohl, Hoeneß, Borgward, Schalck-Golodkowski und Co. schon ziemlich alles abgegrast. Mit Bismarck ist’s genug.

Die Krönung!