Als sich ein jüdisch-orthodoxer Junge und ein christliches Mädchen anfreunden, kommt es zum Terroranschlag auf einen Supermarkt.

Zwei Welten prallen zusammen, als sich Jehuda „Hoodie“ Rosen und Anna-Marie Diaz-O’Leary über den Weg laufen: der jüdische Junge aus streng gläubiger Familie, der keine sozialen Medien kennt und mit Mädchen nicht mal im selben Raum sein darf, und das christliche Mädchen aus der „ganz normalen“ Welt.
Dass die beiden Kontakt haben, betrachtet jede Seite als Verrat: die jüdisch-orthodoxe Gemeinde, die sich im Ort Tregaron eine neue Heimat aufbaut, und die nicht-jüdischen Einwohner, die das Wohnprojekt der Gemeinde mit aller Macht bekämpfen. Allen voran Anna-Maries Mutter, die Bürgermeisterin.

Isaac Blum lässt radikale Lebensentwürfe aufeinandertreffen, erzählt aber zum Glück nicht die x-te Romeo-und-Julia-Version in seinem Debütroman. Mit Witz und hinreißender Selbstironie bis hin zum Sarkasmus beschreibt sein Ich-Erzähler Hoodie das Leben als orthodoxer Jude. Nichts daran nimmt er wirklich ernst, ohne diese Glaubensrichtung lächerlich zu machen. Bis er auf Anna-Marie trifft und zu spüren bekommt, mit welch brutale Härte die alten Gesetze angewandt werden, wenn jemand aus der Reihe tanzen will.

Isaac Blum (Text), Gundula Schiffer (Übers.): Ruhm und Verbrechen des Hoodie Rosen. Beltz & Gelberg, 224 Seiten, 15 Euro, ab 14
Isaac Blum (Text), Gundula Schiffer (Übers.): Ruhm und Verbrechen des Hoodie Rosen. Beltz & Gelberg, 224 Seiten, 15 Euro, ab 14 © Beltz & Gelberg

Aus der Reihe tanzen geht auch in Anna-Maries Welt nicht. Wer sich mit den konservativen Juden abgibt, die schon an ihrer Kleidung zu erkennen sind, stößt auf Widerstand. Wie real Antisemitismus in ihrer Heimatstadt ist, wird der 15-Jährigen gnadenlos vorgeführt: von Hakenkreuzschmierereien auf jüdischen Grabsteinen über Prügeleien auf der Straße bis hin zu einem Terroranschlag auf den jüdischen Supermarkt.

Einen solchen gab es tatsächlich, 2019 in Jersey City – im Roman verarbeitet ihn Isaac Bloom zur Eskalation des Konflikts zwischen Tregarons Bewohnern, die alle Grundsätze zunichte macht, die bis dahin als unverrückbar gesehen wurden. Versöhnung wird möglich und eine Art Neuanfang. Dass der jüdische Junge das christliche Mädchen davor gerettet hat, im Geschäft erschossen zu werden, macht es für viele leichter, aufeinander zuzugehen. Aber längst nicht alle Juden verzeihen Hoodie den Ausbruch aus der orthodoxen Welt und längst nicht alle Nicht-Juden gestehen Anna-Marie die Freiheit zu, die sie in ihrer vermeintlich offenen Welt für selbstverständlich hielt.

Die beiden Jugendlichen sind kein Liebespaar, waren es nie. Aber sie sind zwei, die sich auf der Suche nach dem Leben, das sie führen wollen, nicht von überkommenen Gesetzen und Engstirnigkeit aufhalten lassen wollen. Hoodie und Anna-Marie sind neugierig auf die vielen anderen Seiten und Gegensätze, die es auf diesem Planeten gibt. Und sie lieben sich dafür, das miteinander tun und sich darüber ohne Einschränkungen austauschen können.

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