Berlin. Christian Drosten, Markus Söder und Christian Lindner: „Maybrit Illner“ hatte Potential. Hielt der Talk, was die Gästeliste versprach?

Wie geht es mit dem Corona-Maßnahmen weiter? Über diese Frage wird in Deutschland zunehmend gestritten. Das Thema beschäftigte am Donnerstagabend auch Maybrit Illner: „Können wir schon lockerlassen?“, wollte die Gastgeberin wissen.

Diskutiert wurde diese Leitfrage von einer illustren Runde. Zu dieser gehörten: der Virologe Christian Drosten, Bayerns Ministerpräsident Markus Söder, FDP-Chef Christian Lindner sowie die Journalistin Christiane Hoffmann und der Moderator Ranga Yogeshwar.

Das Fernduell in der Corona-Krise: Söder vs. Laschet

Die Runde war auf dem Papier deswegen besonders interessant, weil hier mit Söder und Lindner je ein Verfechter und ein Skeptiker der Corona-Maßnahmen aufeinandertrafen. Tagelang hatte sich der bayerische Ministerpräsident zuletzt ein Fernduell mit Armin Laschet, seinem Amtskollegen in NRW, geliefert.

„Es gibt keinen Streit unter den Ministerpräsidenten, sondern ein Abwägen“, wiegelte Söder dazu ab. Manche seien halt forscher, andere – wie er – vorsichtiger. Zugleich stellte Söder aber auch klar, dass er weiterhin an seine Strategie glaube: „Wenn es einen Rückfall gibt, wird es weniger Verständnis in der Bevölkerung geben“, warnte er.

„Das wird sich fortsetzen, denn wir werden die Diskussion noch monatelang haben“, prognostizierte die Spiegel-Journalistin Christiane Hoffmann mit Blick auf den unionsinternen Kampf. Dabei gehe es schon in erster Linie um die Sache – aber auch um eine Profilierung für die Zeit nach Merkel. Eine plausible Analyse, schließlich will Laschet CDU-Vorsitzender werden – und auch Söder werden Ambitionen auf das Kanzleramt nachgesagt.

Corona-Lockerungen: Christian Lindner gibt den Skeptiker

Vertreten wurde Laschet in der Runde gewissermaßen durch Christian Lindner. Schließlich sitzt die FDP in NRW auch in der Landesregierung. Entsprechend forsch trat Lindner auf: Es gebe mehr Fokus auf Hygiene, mehr Tests, bald auch Schutzmasken. „Deshalb kann man die Lage neu bewerten“, befand der FDP-Chef.

Konkret forderte Lindner, bei der Gastronomie, im Handel und bei der Bildung stärker zu lockern. Dabei hatte er durchaus Punkte: Warum zum Beispiel darf ein Autohaus öffnen, ein Möbelhaus aber nicht? Warum liegt die Grenze bei den Geschäften ausgerechnet bei 800 Quadratmetern? Das sei letztlich ein Kompromiss gewesen, räumte Söder ein. Ja, natürlich, aber umso klarer auch, dass hier permanent um weitere Ausdifferenzierung gerungen werden wird.

Empfohlener externer Inhalt
An dieser Stelle befindet sich ein externer Inhalt von einem externen Anbieter, der von unserer Redaktion empfohlen wird. Er ergänzt den Artikel und kann mit einem Klick angezeigt und wieder ausgeblendet werden.
Externer Inhalt
Ich bin damit einverstanden, dass mir dieser externe Inhalt angezeigt wird. Es können dabei personenbezogene Daten an den Anbieter des Inhalts und Drittdienste übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung

Christian Drosten: Der zurückhaltende Virologe

Und Christian Drosten? Der Virologe von der Berliner Charité hielt sich auffallend zurück. Die beschlossenen Lockerungen kommentierte er nur am Rande, auch wenn durchschien und auch bekannt ist, dass Drosten gegen vorzeitige Entspannungen ist. Zur umstrittenen Heinsberg-Studie sagte Drosten, dass dies Ergebnisse sicher sehr solide und interessant ausfallen, allerdings auch keine großen Überraschungen bergen werden.

Dafür trug der Virologe mit einigen interessanten wissenschaftlichen Hinweisen zur Diskussion bei. Beispielsweise, indem er noch einmal die vielen Fragen ausformulierte, die sich die Wissenschaft derzeit stellt. Demnach sei beispielsweise noch immer unklar, ob Kinder sich vielleicht weniger häufig infizieren – was wichtig für den Schulbereich wäre. Auch wies Drosten darauf hin, dass es Hinweise gebe, dass sich das Virus über die Luft verbreitet.

Das Fazit

Söder, Lindner, Drosten: Diese Ausgabe von „Maybrit Illner“ versprach einige Kontroversen. Es ging dann doch sehr gesittet zu, auch wenn durchaus unterschiedliche Perspektiven auf den Lockdown und dessen weiteren Verlauf am Tisch saßen.

Wie geht es weiter? Zu viel Hoffnung sollte man sich zum neuen Termin – den 4. Mai – nicht machen. „Das ist nicht lang, bis dahin wird man noch nicht viel sehen“, gab Drosten zu bedenken. Allerdings verschaffe man sich so Zeit, neue Strategien zu implementieren – etwa eine App zur Nachverfolgung der Infektionsketten.

Doch auch von der darf man sich nicht zu viel versprechen: Die neue Normalität wird wohl noch sehr lange unsere Realität bleiben.

Coronavirus – Mehr zum Thema

Zur Ausgabe von „Maybrit Illner“ in der ZDF-Mediathek