Berlin. Weihnachten im Lockdown: Bei „Hart aber fair“ wurde unter anderem diskutiert, warum es in der EU immer noch keinen Impfstoff gibt.
Deutschland erwarten Weihnachtsfeiertage im Lockdown. Im Talkmagazin „Hart aber fair“ wurde am Montagabend diskutiert, ob das wirklich nötig ist.
Infektiologin Susanne Herold fasste zusammen, welche Herausforderung in diesem Jahr an uns alle gestellt wird: „Jeder muss für sich selbst entscheiden, wie Weihnachten gestaltet wird.“ Schließlich ließen sich die nun festgelegten Regeln nicht kontrollieren.
Das waren die Gäste bei „Hart aber fair“
- Stephan Weil (SPD), Ministerpräsident von Niedersachsen
- Pfarrerin Ellen Radtke
- Werner Bartens, Mediziner und leitender Redakteur im Wissenschaftsressort der „Süddeutschen Zeitung“
- Kabarettistin Margie Kinsky
- Susanne Herold, Leiterin der Infektiologie am Universitätsklinikum Gießen
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Corona-Infektionen: „Am Rande unserer Kapazitäten“
Zugleich machte Infektiologin Herold klar, warum es auch jenseits der Regeln sinnvoll ist, sich zurück zu halten. „Wir sind absolut am Rande unserer Kapazitäten“, berichtete die Ärztin aus ihrem Alltag an der Uniklinik Gießen. Derzeit plane man von Tag zu Tag. „Wir brauchen jetzt eine Entlastung.“
Die Diskussion bildete das Dilemma der Politik ab. Diese muss seit dem Frühjahr zwischen Lockerungswünschen und Lockdown-Notwendigkeiten lavieren. Eine Angelegenheit, deren Komplexität bei aller berechtigten Kritik am gescheiterten Lockdown light gerade in diesen Tagen oft ignoriert wird.
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Corona-Politik: „Große Versäumnisse“
Dabei kamen in dieser Runde beide Perspektiven vor. Auf der einen Seite Werner Bartens, der der Politik „große Versäumnisse“ vorwarf. Schließlich sei früh vor einer zweiten Welle gewarnt worden, kritisierte der Wissenschaftsjournalist. Passiert sei aber wenig.
Auf der anderen Seite Ellen Radtke, die monierte, dass bei den Kontaktregeln im neuen Lockdown-Beschluss nur an direkte Verwandte gedacht werde, nicht aber an Singles und queere Menschen. Mehr verbieten, aber bitte alle Gruppen und Individualitäten bedenken: Die Kritik von Bartens und Radke machte im Kleinen deutlich, in welchem Spannungsfeld sich die Politik bewegt.
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Corona-Impfstoff: Europa laut Ministerpräsident langsam
„Es geht um weitreichende Entscheidungen“, verteidigte Stephan Weil die manchmal behäbig wirkende Politik. Da müsse man gewissenhaft abwägen.
Einen populistischen Schwenk machte die Runde, als es um den Impfstoff ging. Während in Großbritannien die Impfungen schon gestartet sind, wird in der EU noch geprüft – wie kann das sein? Bemerkenswert war, dass ausgerechnet Ministerpräsident Weil hier den Empörten gab. „Ich begreife nicht, wieso es anderswo viel schneller geht“, sagte der SPD-Politiker. Europa sei langsam, das ärgere ihn.
Und Gastgeber Frank Plasberg setzte selbst noch einen drauf: „Während wir prüfen, saugen die anderen den Impfstoff ab. Dabei haben die den nicht erfunden?“
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Notfallzulassung: Infektiologin befürchtet Vertrauensverlust
Hat sich die EU nicht ein festes Kontingent an Dosen gesichert? Ist die britische Notfallzulassung im Vergleich zur europäischen nicht oberflächlich? Und gilt das europäische Verfahren nicht als vorbildlich? Solche Fragen wurden bei all dem Furor leider nicht gestellt.
Immerhin brachte die Infektiologin Herold etwas Sachlichkeit in die Debatte, als sie darauf hinwies, dass derzeit bestehende Probleme bei der Verteilung das Hauptproblem sind. Und: „Wenn die Prüfung schnell geht, haben die Menschen vielleicht kein Vertrauen.“
Corona und Weihnachten: Menschen müssen Entscheidung treffen
Beim Thema Impfen mag der Runde ein wenig Sachlichkeit gefehlt haben, die entscheidende Erkenntnis lautet jedoch: Wir alle sind jetzt gewissermaßen in der Rolle der Politik. Mit wem und wie sollen wir Weihnachten feiern? Viele Menschen werden in den nächsten Tagen harte Abwägungen treffen müssen.
Sehen Sie „Hart aber fair“ in der ARD-Mediathek.
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