Essen. Ein Spitzenpolitiker steckt vor der Wahl in der Klemme. In „Rufmord“ ist die Professionalität von „Dennstein & Schwarz“ gefordert.

„Hallo, guten Morrrgen“ gurrt eine erschreckend gut gelaunte Dr. Paula Dennstein (Maria Happel) und überrascht ihre Partnerin Dr. Therese Schwarz (Martina Ebm) mit einem neuen Möbelstück, einem Schreibtisch für die noch zu findende Sekretärin. Eine Kanzlei ohne Bürokraft, das geht gar nicht, „alles andere wäre unprofessionell“.

Nein, unprofessionell sind Paula und Therese wirklich nicht. Allenfalls erfrischend unkonventionell. Im dritten Film der ARD-Reihe „Dennstein & Schwarz“ ist die Professionalität der Anwältinnen aus Graz sogar besonders gefordert.

Landesrat Konrad Wagner (Manuel Rubey), ein langjähriger Freund von Paula, steckt in der Klemme. Der Politiker ist auf dem besten Weg, der nächste Landeshauptmann (entspricht unserem Ministerpräsidenten) der Steiermark zu werden, da wird er mitten im Wahlkampf in einer spekulativen Zeitungsstory als angeblicher „Grabscher“ an den Pranger gestellt.

„Dennstein & Schwarz“: Ein persönlicher Rachefeldzug?

Wagner will gegen den „Rufmord“ vorgehen. Eigentlich sieht sich das idealistische Juristinnen-Duo in solchen Fällen eher auf der Seite der Frauen. Diesmal nicht. Für Paula steht die Unschuld des Freundes, der von seiner Ehefrau Sylvia (Nele Kiper) rückhaltlos unterstützt wird, völlig außer Frage. Doch eben wegen dieser Freundschaft erklärt sie sich für befangen und übergibt das heikle Mandat Therese.

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Wer will Wagner kurz vor der Wahl schaden? Handelt es sich um eine politische Intrige oder um einen persönlichen Rachefeldzug? Während die skeptische Perfektionistin Therese für Paula aktiv wird, springt diese für ihre Partnerin ein. Deren jüngere Schwester Marita war mit Paulas Sohn Ferdinand auf einer Party, bei der auch Joints geraucht wurden. Ausgerechnet Marita wurde erwischt, und Paula, die als erfahrene Mutter durch nichts zu erschüttern ist, muss die drohende Strafe abwenden.

Protagonistinnen wachsen immer mehr ans Herz

Diese private Erzählebene des Films hat nichts mit dem Hauptstrang zu tun, ist dafür umso wichtiger für die Entwicklung der Protagonistinnen, die einem immer mehr ans Herz wachsen. Aus ungleichen Kanzleipartnerinnen, die sich nach wie vor respektvoll mit „Frau Doktor“ anreden, werden allmählich Freundinnen.

Im „Rufmord“-Fall stoßen beide auf einen länger zurückliegenden Konflikt mit einer ehemaligen Mitarbeiterin Wagners, der offenbar unter den Teppich gekehrt wurde. Ist diese Sandra Dorner (Claudia Kottal) die Quelle der anonymen Anschuldigungen? Weil sich die anscheinend in ihrem beruflichen Ehrgeiz verletzte junge Frau in beharrliches Schweigen hüllt, fährt Therese schwere juristische Geschütze auf und reicht Klage ein.

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Was das raffinierte Drehbuch von Konstanze Breitebner von da an vorsieht, hebt den dritten Fall der durchweg spannenden und unterhaltsamen Anwalts-Reihe auf ein neues Niveau. Auch wenn Vergleiche immer hinken: Wie Therese und Paula vor Gericht mit einem brillanten Manöver Recht und Gerechtigkeit zugleich zum Siege verhelfen, das hätte James Spader als Alan Shore in „Boston Legal“ nicht besser machen können.

  • „Dennstein & Schwarz“ ist am Freitag, 3. Juli um 20.15 Uhr in der ARD zu sehen