Essen. Matthias Habich hat in über 100 Fernsehproduktionen mitgewirkt. Am Sonntag wird der Schauspieler 80 Jahre alt. Was zeichnet ihn aus?

Er ist einer der Fernsehschauspieler, die sich nicht nur durch große Wandlungsfähigkeit auszeichnen, sondern auch durch große Bescheidenheit: Matthias Habich hatte nie ein Faible für rote Teppiche.

An diesem Sonntag wird Habich 80 Jahre alt, was ihn schon ein wenig nachdenklich stimmt: „Natürlich ist es inzwischen so, dass man die Zeitung aufmacht und an den Todesanzeigen sieht, dass alle in diesem Alter schon tot sind. Natürlich beschäftigt mich das.“

Der Gedanke an den Tod begleitet ihn lange. Er war gerade einmal sechs Jahre alt, da saß er „senkrecht im Bett“, weil ihm der Tod in den Sinn kam. Aber er habe gelernt, solche Gedanken wegzuschieben. Mittlerweile sei er geradezu zum Routinier geworden. „Glücklicherweise bin ich ziemlich gut im Verdrängen“, sagt er.

Zum Verdrängen gehöre auch, dass er noch keine Patientenverfügung unterschrieben habe, obwohl er es schon für sinnvoll erachtet. Als er einmal gefragt wurde, ob er sich vorstellen könnte, später in einem Seniorenheim gepflegt zu werden, sagte er: „Ja, ich kann mir das vorstellen, ich bin ja Schauspieler“, und fügte hinzu: „Aber ich möchte das eigentlich nicht. Ich hoffe, das Altersheim bleibt mir erspart.“

Matthias Habich: „Mein Gesicht ist mein Kapital“

80 sei zwar nur eine Zahl, aber für einen Schauspieler bedeute sie eine Menge: „Ich fühle mich zwar wie 35, aber bin es ja nicht. Ich kann keinen Teenager mehr spielen“, sagt er zu seinem 75. Geburtstag.

Matthias Habich als der gefuehlskalte preussische Offizier Erich von Lhomond in „Der Fangschuss“, für den Regisseur Volker Schlöndorff den Deutschen Filmpreis erhielt.
Matthias Habich als der gefuehlskalte preussische Offizier Erich von Lhomond in „Der Fangschuss“, für den Regisseur Volker Schlöndorff den Deutschen Filmpreis erhielt. © imago/United Archives | imago stock&people

Einen Teenager zu spielen, das kommt einem bei ihm fast ein wenig abwegig vor. Habich ist der Mann, dessen Wirkung vor allem durch die Falten bestimmt wird.

„Mein Gesicht ist mein Kapital“, sagte er zum 75. Geburtstag im Interview mit dieser Zeitung. Er fand es immer schrecklich, wenn er in Kritiken von „verwittertem Gesicht“ lesen musste. „Verwittert. Das ärgert mich schon“, sagte er. Sich liften oder mit Botox straffen zu lassen, komme für ihn niemals in Frage. „Ich lasse mein Gesicht doch nicht durch ein Nervengift ausbremsen.“

Seine Falten setzte er in den letzten Jahren oft ein, um der Generation Ü70 ein Gesicht zu geben. Zum Beispiel im Film „Das Gewinnerlos“ von 2015, wo er als Witwer Georg seine Sylvia (Angela Winkler) im schicken Oldtimer spazieren fährt. Oder in „Sein gutes Recht“, in dem er als Max nach langen Jahren seine Jugendliebe (Thekla Carola Wied) wiedertrifft, sich neu verliebt – doch nach dem Kennenlernen wird klar: Max leidet an einer Demenz.

Habich stand schon als Schüler auf der Bühne

Vielen ist Habich noch aus der Miniserie von 1999 gut Erinnerung. Da spielte er in „Klemperer – Ein Leben in Deutschland“ die Titelfigur. Die zwölfteilige Drama-Serie basiert auf den Tagebüchern des jüdischen Schriftstellers und Literaturwissenschaftlers Victor Klemperer. In der Kritik kam die Serie nicht immer gut weg. Lob aber gab es für die Hauptdarsteller.

Schon als Schüler stand Matthias Habich auf der Bühne, spielte so viele Rollen – König Artus, Wilhelm Tell, Hamlet, Faust –, dass er von seinen Mitschülern den Spitznamen „Alias“ verpasst bekam. Neben dem Fernsehen – er hat in mehr als 100 Produktionen mitgewirkt, dabei immer wieder auch im „Tatort“ – eroberte er auch das Kino: Zu den größten Erfolgen gehört das oscarnominierte Drama „Jenseits der Stille“ (1995) und der Hitler-Film „Der Untergang“ aus dem Jahr 2004. Für seine Nebenrolle in Caroline Links Oscar-Film „Nirgendwo in Afrika“ bekam Habich 2003 den Deutschen Filmpreis.

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Auch jetzt ist er noch gut im Geschäft. Im letzten Jahr wirkte er im Film „Drachentöter“ von Peter Luisi mit. Außerdem wird er im neuen „Lassie“-Film zu sehen sein, den er ebenfalls 2019 gedreht hat. Und es geht weiter: Ab Februar wird Habich einen Film in Berlin drehen, Lesungen mit Gedichten von Hölderlin – und Theater macht er auch. „Ein Freund von mir hat ein Zwei-Personen-Stück geschrieben, das ich ins Deutsche übersetzt habe.“

Habich: „Never ever“ TV-Kommissar

Er kann sich für seine Zukunft noch viel vorstellen. Und Rollen mit „Witz“ oder einer gewissen „Extremsituation“ wären ihm am liebsten. Aber eins würde er immer ablehnen – einen TV-Kommissar zu spielen. „Never ever“ – nie im Leben.

Und Serien kann Habich auch nicht viel abgewinnen. „Wenn man sich für eine Serie engagieren lässt, ist das eine langfristige Verpflichtung und ein zeitlich langer Prozess. Das zu tun, wäre in meinem Alter ja schon fast gotteslästerlich.“

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