Berlin. Am Montagabend war die „Hart aber fair“-Premiere des neuen Moderators Louis Klamroth. Über eine Idee aus Spanien wurde hitzig debattiert.

Montagabend im Ersten, „Hart aber fair“, alles wie immer. Nur der Moderator sah fremd aus, im schwarzen Anzug über schwarzem T-Shirt und zu weißen Sneakern – irritierend jungenhaft. Hat Frank Plasberg die lange Winterpause etwa zu einer (un)heimlichen Verjüngungskur genutzt?

Natürlich nicht, aber fast wie dessen jüngere Kopie wirkte Louis Klamroth in seiner allerersten „Hart aber fair“-Moderation. Eigene Akzente waren noch nicht erkennbar, dafür hatte er die Rolle als Stichwortgeber perfekt parat: Bei den gut recherchierten Fragen machte er Tempo, ließ bei den Antworten manchmal einen Tick zu lang reden. Und nur einmal musste er härter dazwischen gehen – als Jens Spahn (CDU) einfach nicht aufhören wollte zu reden und die „Kommunikation der Bundesregierung“ zu bekritteln.

„Hart aber fair“: Diese Gäste waren am Montag dabei

  • Lars Klingbeil (SPD-Bundesvorsitzender)
  • Jens Spahn (CDU, stellv. Fraktionsvorsitzender)
  • Monika Schnitzer (Wirtschaftswissenschaftlerin)
  • Engin Kelik (Metallarbeiter)
  • Melanie Amann ("Spiegel"-Journalistin)

Aber selbst das blieb noch im üblichen Rahmen. Zu den erwartbaren Angriffen des „geschätzten Kollegen“ konnte Lars Klingbeil (SPD) milde lächeln, und Caren Miosga bei der pünktlichen, rituellen Übergabe an die „Tagesthemen“ zur „gelungenen Premiere“ gratulieren. Mit „Ein Land wird ärmer – wer zahlt die Krisenrechnung 2023?“ war Klamroths erstes „Hart aber fair“ an diesem Montag überschrieben.

Dabei war Metallarbeiter Engin Kelik bei der Abschlussfrage – wer mit wem welches Hülsengericht essen wollte – auf die Idee gekommen, alle Mit-Talker wenigstens fiktiv zu einer original türkischen Linsensuppe einzuladen –„damit Sie einen Einblick bekommen, wie das ist, bei uns zuhause.“ Er war schließlich der Einzige in der Runde, der arm genug ist, um aus eigenem Erleben berichten zu können, wie sich das anfühlt – als er seinen Töchtern zum letzten Weihnachten nicht das ersehnte Tablet schenken konnte, sondern nur „eine Kleinigkeit für 10 oder 15 Euro.“

Neuer hart-aber-fair-Moderator: Das ist Louis Klamroth

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    Prognose bei „Hart aber fair“: Erst 2025 sinken Preise spürbar

    Allerdings: Die 300 Euro Energiepauschale, die bereits im Oktober an alle Arbeitnehmenden ausgezahlt worden waren, hatte er erst vor Kurzem auf seinem Konto entdeckt. „Eigentlich erst bei der Vorbereitung zu dieser Sendung“, gestand er.

    Wichtiger als „so eine Einmalzahlung“ war ihm sowieso, dass die Preise allgemein wieder runter gingen. Dass das erst 2024, spätestens 2025 spürbar werden würde, mochte er nicht glauben: „Bis dahin ist das Schiff gesunken und kann nur noch als Wrack geborgen werden“, erklärte er die finanzielle Situation seiner Familie.

    „Bei Ihrem 2300-Euro-Netto-Einkommen haben Sie pro Monat 200 Euro Kaufkraft-Verlust“, rechnete ihm Jens Spahn schnell vor. Momentan liegt die Inflation bei 8,7 Prozent. Viel zu spät habe die Ampel auf die drohende Preisentwicklung reagiert, monierte Spahn: „Das war schon vor einem Jahr Thema“, als der Ukraine-Krieg noch gar nicht ausgebrochen sei. Lesen Sie auch: Inflation 2022: Höchster Wert seit Wiedervereinigung

    „Hart aber fair“: Idee aus Spanien abkupfern?

    Als Folge dieses Krieges verteuerten sich insbesondere die Lebensmittel. Laut Statistischem Bundesamt um 20,7 Prozent. Wäre es da nicht eine gute Idee, fragte Louis Klamroth, die Mehrwertsteuer auf Lebensmittel abzuschaffen, wie zum Beispiel in Spanien?

    Melanie Amann vom „Spiegel“ votierte dafür, weil das „gerade für kleine Einkommen eine Riesenerleichterung wäre.“ Und längst nicht so kompliziert wie die verschiedenen Hilfspakete, die die Bundesregierung bisher auf den Weg gebracht hat. Bei denen könne sowieso so gut wie niemand mehr nachvollziehen, was sie dem Einzelnen bringen. Mehr zum Thema: Inflation, Zinsen und Sparen: Drei Tipps für den Notgroschen

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    Allerdings will Amann die Mehrwertsteuer bei Lebensmitteln „in toto“ abgeschafft wissen. Nicht nur auf „Obst, Gemüse und Hülsenfrüchte“, wie es Cem Özdemir als Bundeslandwirtschaftsminister (Grüne) schon angedacht hat. Eine Einschränkung auf nur „erwünschte“ Lebensmittel würde bei den Leuten eher Frust erzeugen, warnte sie und erinnerte an den missglückten Veggie-Day-Vorschlag, mit dem die Grünen schon einmal auf die Nase gefallen waren.

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    SPD-Chef Lars Klingbeil wollte davon nichts wissen. Von einer Mehrwertsteuer-Abschaffung würden „auch die Wohlhabenden profitieren“, erklärte er. Schon wieder. Das hatte sich der SPD-Vorsitzende bereits bei der Gaspreisbremse anhören müssen, die auch reichen Hausbesitzer mit eigener Sauna nütze – mehr noch als den Armen in schlecht gedämmten Sozialbauten. „Es ist an der Zeit, etwas zurückzugeben“, sagte er in Richtung Besserverdiener, und wünschte sich eine breite Diskussion zur „Gerechtigkeitsfrage“.

    Wirtschaftsweise Monika Schnitzer teilte diesen Standpunkt. Sie schlug einen „Energie-Soli“ vor: Befristet auf ein Jahr oder anderthalb sollten Noch-Soli-Zahler – also Besserverdienende, Kapitalanleger sowie GmbHs und andere Körperschaften – den doppelten Satz abführen. Zehn Milliarden Euro würde das bringen, rechnete sie vor. Kein mittelständisches Unternehmen würde wegen diese Summe gleich ins Ausland abwandern, sagte Schnitzer.

    Zur Ausgabe von „Hart aber fair“ in der ARD-Mediathek.