Berlin. Nach der Beerdigung von Queen Elizabeth II. diskutiert “Hart aber fair“ die Zukunft des Königsreichs. Doch es gibt auch heftige Kritik.

Es konnte nur eine überflüssige Sendung bei "Hart aber fair" werden. Nach neun Stunden Live-Übertragung der Queen-Beerdigung und einer 45-minütigen Zusammenfassung direkt nach der ARD-Tagesschau versuchte Frank Plasberg mit seinen Gästen zu ergründen, warum das britische Königshaus so viel Aufmerksamkeit erhalte.

Doch anstatt das selbstkritisch und ehrlich zu analysieren, wechselte der Talk im Kölner Studio am Montag zwischen zwei Gesprächsmodi: unverhohlener Bewunderung für Queen Elizabeth II. und ihr Staatsbegräbnis – "What a day!" (Plasberg) – und reiner Stammtisch-Spekulation, wie das Vereinigte Königreich überleben sollte. Schließlich sei die "ewige Queen" nun nicht mehr da, um alle zu einen.

"Hart aber fair": Diese Gäste waren dabei

  • Mareile Höppner, Adelsexpertin und Moderatorin
  • Katarina Barley (SPD), Vizepräsidentin des Europäischen Parlaments
  • Bertram Graf von Quadt zu Wykradt und Isny, Journalist und Adeliger
  • Sascha Lobo, Kolumnist und Autor
  • James Hawes, Britischer Schriftsteller

Plasberg-Talk: Royals haben Sympathie – noch

Am meisten schien das Mareile Höppner zu bedauern. Höppner ist Moderatorin und Adelsexpertin bei "Brisant". Bei vielen ihrer Royals-Drehs habe sie festgestellt, dass sich "vom Punker bis zum Banker" alle allein auf die Queen als verbindende Leitfigur verständigen konnten, erzählte sie. Nun sah die Moderatorin große Herausforderungen auf König Charles III. zukommen: Immerhin genieße der bei seinen Untergebenen weit weniger Ansehen als seine verstorbene Mutter.

Wird er die "Welle der Sympathie", die die Royals gerade erleben, für sich nutzen können? Und überhaupt: Kann er, der schon austickt, wenn sein Füller ausläuft, die "Fliehkräfte" im Commonwealth so gut beherrschen wie seine Mutter? Australien, Kanada und andere Länder überlegen schließlich bereits, den Bund zu verlassen.

Schon für Oktober 2023 plant Schottland ein Referendum, bei dem sich entscheidet, ob das Land weiterhin zu Großbritannien gehören will. Und Nordirland braucht noch nicht einmal die Genehmigung der britischen Regierung, um sich der Republik Irland anzuschließen und in die EU zurückzukehren: Wenn das Volk nur wollte…

Beerdigung von Queen Elizabeth II.: Das Begräbnis in Bildern

Die Sonne geht über London auf. Im Vordergrund: das Riesenrad London Eye. Dahinter steht der Wolkenkratzer The Shard.
Die Sonne geht über London auf. Im Vordergrund: das Riesenrad London Eye. Dahinter steht der Wolkenkratzer The Shard. © Loic Venance - WPA Pool/Getty
Um 6.30 Uhr Ortszeit ging die öffentliche Aufbahrung von Königin Elizabeth II. zu Ende.
Um 6.30 Uhr Ortszeit ging die öffentliche Aufbahrung von Königin Elizabeth II. zu Ende. © Yui Mok - WPA Pool/Getty Images
Polizeibeamtinnen und -beamte schreiten in London die Straße The Mall entlang.
Polizeibeamtinnen und -beamte schreiten in London die Straße The Mall entlang. © Joe Maher/Getty Images
Die Sicherheitsvorkehrungen für das Staatsbegräbnis in London sind enorm.
Die Sicherheitsvorkehrungen für das Staatsbegräbnis in London sind enorm. © Dan Kitwood/Getty Images
Ein Mönch entzündet in Kathmandu, Nepal, eine Kerze für Queen Elizabeth II.
Ein Mönch entzündet in Kathmandu, Nepal, eine Kerze für Queen Elizabeth II. © Niranjan Shrestha/AP/dpa
Britische Untertanen warten entlang der Prozessionsroute des Sargs der Königin.
Britische Untertanen warten entlang der Prozessionsroute des Sargs der Königin. © Marco BERTORELLO / AFP
Zehntausende Untertanen haben sich in London versammelt, um von der Queen Abschied zu nehmen.
Zehntausende Untertanen haben sich in London versammelt, um von der Queen Abschied zu nehmen.
Britinnen und Briten sitzen im Londoner Hyde Park.
Britinnen und Briten sitzen im Londoner Hyde Park. © JUSTIN TALLIS / AFP
Dudelsackpfeifer Major Steven Dewar spielt ein Klagelied auf dem Deck der Royal Yacht Britannia in Edinburgh.
Dudelsackpfeifer Major Steven Dewar spielt ein Klagelied auf dem Deck der Royal Yacht Britannia in Edinburgh. © Andy Buchanan / AFP
Wachen der Westminster Abbey marschieren in London.
Wachen der Westminster Abbey marschieren in London. © Christopher Furlong/Getty Images
Matrosen der Royal Navy marschieren zu Ehren der Königin.
Matrosen der Royal Navy marschieren zu Ehren der Königin. © Sarah Meyssonnier - WPA Pool/Getty Images
Eine Militärkapelle spielt auf dem Parliament Square in London.
Eine Militärkapelle spielt auf dem Parliament Square in London. © SARAH MEYSSONNIER / POOL / AFP
Der Sarg von Elizabeth II. verlässt Westminister Hall.
Der Sarg von Elizabeth II. verlässt Westminister Hall. © HANNAH MCKAY / POOL / AFP
Die Prinzen William und Harry in der Prozession mit dem Sarg ihrer Großmutter.
Die Prinzen William und Harry in der Prozession mit dem Sarg ihrer Großmutter. © HANNAH MCKAY / POOL / AFP
Die Prinzessin von Wales kommt mit Königsgemahlin Camilla in der Westminster Abbey an.
Die Prinzessin von Wales kommt mit Königsgemahlin Camilla in der Westminster Abbey an. © Tim Goode/PA Wire/dpa
Menschen trauern vor Westminster Abbey um die Queen.
Menschen trauern vor Westminster Abbey um die Queen. © Joe Maher/Getty Images
König Abdulla II und Königin Rania Al-Abdulla von Jordanien bei der Trauerfeier in Westminster Abbey.
König Abdulla II und Königin Rania Al-Abdulla von Jordanien bei der Trauerfeier in Westminster Abbey. © Gareth Fuller / POOL / AFP
Der ehemalige spanische König Juan Carlos (links) kommt zum Staatsakt in der Westminster Abbey.
Der ehemalige spanische König Juan Carlos (links) kommt zum Staatsakt in der Westminster Abbey. © Gareth Fuller/PA Wire/dpa
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und seine Frau Elke Büdenbender nehmen Abschied von der Queen.
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und seine Frau Elke Büdenbender nehmen Abschied von der Queen. © Annabel Moeller/UK Parliament/dpa
Blumen liegen vor der britischen Botschaft in Berlin.
Blumen liegen vor der britischen Botschaft in Berlin. © Carsten Koall/dpa
Prinz George, Urenkel von Königin Elizabeth II.
Prinz George, Urenkel von Königin Elizabeth II. © James Manning/PA Wire/dpa
Prinz William, sein Sohn Prinz George, seine Tochter Prinzessin Charlotte und seine Frau Kate kommen zum Staatsakt vor der Beisetzung von Königin Elizabeth II.
Prinz William, sein Sohn Prinz George, seine Tochter Prinzessin Charlotte und seine Frau Kate kommen zum Staatsakt vor der Beisetzung von Königin Elizabeth II. © Dominic Lipinski/PA Wire/dpa
Der Sarg von Königin Elizabeth II. bei ihrer Trauerfeier in der Westminster Abbey.
Der Sarg von Königin Elizabeth II. bei ihrer Trauerfeier in der Westminster Abbey. © Dominic Lipinski/PA Wire/dpa
König Charles III. steht beim Staatsakt vor der Beisetzung neben dem Sarg von Königin Elizabeth II.
König Charles III. steht beim Staatsakt vor der Beisetzung neben dem Sarg von Königin Elizabeth II. © Dominic Lipinski/PA Wire/dpa
Die Urenkel der Queen: George und Charlotte
Die Urenkel der Queen: George und Charlotte © HANNAH MCKAY / POOL / AFP
Prinzessin Eugenie (links) und Prinzessin Beatrice nach dem Gottesdienst für ihre verstorbene Großmutter
Prinzessin Eugenie (links) und Prinzessin Beatrice nach dem Gottesdienst für ihre verstorbene Großmutter © Anthony Devlin/Getty Images
Herzogin Meghan nach der Trauerfeier für die verstorbene Queen.
Herzogin Meghan nach der Trauerfeier für die verstorbene Queen. © Sarah Meyssonnier - WPA Pool/Getty Images
Der Trauerzug mit dem Sarg der gestorbenen britischen Königin Elizabeth II. fährt am Buckingham Palace in London vorbei.
Der Trauerzug mit dem Sarg der gestorbenen britischen Königin Elizabeth II. fährt am Buckingham Palace in London vorbei. © Carl Court/Getty Pool/AP/dpa
Ein Soldat fällt bei der Gedenkveranstaltung für die Queen am Wellington Arch hin.
Ein Soldat fällt bei der Gedenkveranstaltung für die Queen am Wellington Arch hin. © Daniel LEAL / POOL / AFP
Der Trauerzug mit dem Sarg der gestorbenen britischen Königin Elizabeth II. fährt nach dem Gottesdienst über die Prachtstraße The Mall.
Der Trauerzug mit dem Sarg der gestorbenen britischen Königin Elizabeth II. fährt nach dem Gottesdienst über die Prachtstraße The Mall. © Zac Goodwin/PA Wire/dpa
Schloss Windsor war zuletzt der Hauptaufenthaltsort von Queen Elizabeth II. Hier wird sie nun auch beerdigt.
Schloss Windsor war zuletzt der Hauptaufenthaltsort von Queen Elizabeth II. Hier wird sie nun auch beerdigt. © AFP | AFP
Die Corgis der Queen warten auf Schloss Windsor auf die verstorbene Königin.
Die Corgis der Queen warten auf Schloss Windsor auf die verstorbene Königin. © Glyn KIRK / POOL / AFP
Gäste der Trauerfeier für die Queen schreiten durch das Blumenmeer vor Schloss Windsor.
Gäste der Trauerfeier für die Queen schreiten durch das Blumenmeer vor Schloss Windsor. © ADRIAN DENNIS / POOL / AFP
Die Sargträger tragen den Sarg der Queen in die St. George's Chapel hinein.
Die Sargträger tragen den Sarg der Queen in die St. George's Chapel hinein. © AFP | AFP
König Charles, Prinz Harry, Prinz Andrew und Prinz William auf dem Weg zum Aussegnungsgottesdienst der Queen.
König Charles, Prinz Harry, Prinz Andrew und Prinz William auf dem Weg zum Aussegnungsgottesdienst der Queen. © WPA Pool/Getty Images | WPA Pool/Getty Images
König Charles und sein ältester Sohn William betrachten den Sarg von Queen Elizabeth II.
König Charles und sein ältester Sohn William betrachten den Sarg von Queen Elizabeth II. © Getty Images | Getty Images
König Charles III. und Mitglieder der königlichen Familie folgen dem Sarg von Königin Elizabeth II., der in die St.-Georges-Kapelle von Schloss Windsor getragen wird, um die Beisetzung vorzunehmen.
König Charles III. und Mitglieder der königlichen Familie folgen dem Sarg von Königin Elizabeth II., der in die St.-Georges-Kapelle von Schloss Windsor getragen wird, um die Beisetzung vorzunehmen. © Ben Birchall/PA Wire/dpa | Ben Birchall/PA Wire/dpa
Die Krone, der Reichsapfel und das Zepter waren die Staatsinstrumente der Queen.
Die Krone, der Reichsapfel und das Zepter waren die Staatsinstrumente der Queen. © Getty Images | Getty Images
1/38

"Hart aber fair": Macht Charles den Brexit rückgängig?

Wäre das nicht ohnehin eine lohnende Aufgabe für den neuen König, die Briten zu einem Exit vom Brexit zu bewegen? Bei der blauäugigen Frage von Frank Plasberg blieb Katarina Barley (SPD) skeptisch: Schon per Verfassung wäre es dem König nicht erlaubt, sich in der Öffentlichkeit politisch zu äußern, erinnerte sie.

Nicht nur deshalb eingeladen, weil sie wegen ihres britischen Vaters halbe Engländerin ist, sollte die Vizepräsidentin des Europäischen Parlaments auch einschätzen, welche Chancen Schottland nach einem erfolgreichen Referendum hätte: Könnte das Land als eigenständiger Staat in die EU eintreten? "Das ist schwierig", erklärte Barley. "Selbst, wenn es superschnell geht, brauchen wir drei Jahre." In dieser Phase wäre das Land ohne Bündnis und auf sich selbst gestellt.

"Selbst dann aber wird Charles König von Schottland bleiben", war sich Bertram Graf von Quadt zu Wykradt und Isny sicher. Zugeschaltet aus Baden-Baden als Vertreter des deutschen Adels mit dem bürgerlichen Beruf eines SWR3-Redakteurs, warb er vor allem um mehr Verständnis für den Thronfolger von Elizabeth II., seine Rolle zu finden: Charles habe erst vor 10 Tagen seine Mutter verloren, trauere also noch, und stehe doch sofort im Schlaglicht der Öffentlichkeit.

Sklaverei und Menschenhandel: Kolumnist will Queen nicht nachweinen

Kolumnist Sascha Lobo hatte gar kein Verständnis für das Spektakel dieses denkwürdigen Tages. Und eine "emotionale Bindung" zu Queen Elizabeth II. schon gar nicht: "In den 70 Jahren ihrer Regentschaft hat sie es nicht einmal geschafft, sich für Sklaverei und Menschenhandel maßgeblich zu entschuldigen", entrüstete er sich bei "Hart aber fair".

"Die Frau hatte Macht", stellte Lobo knapp fest. Bei 160 Gesetzen, so seine Recherche, hätte sie politisch darauf eingewirkt, dass für ihre Familie nicht galt, was für alle anderen Standard war. So musste King Charles III. nun keine Erbschaftssteuer auf sein neues Vermögen zahlen. Tatsächlich geht diese Regelung aber auf den früheren konservativen Premierminister John Major zurück: Der hatte die Entscheidung 1993 damit begründet, dass das Vermögen der Royal Family bei einer Erbschaftssteuer über Generationen hinweg zerstückelt würde.

Dennoch: Anders als "jeder zweite Brite", wollte der deutsche Kolumnist der britischen Königin keine Träne nachweinen. Als Vorbild wäre Lobo die Grünen-Politikerin Aminata Touré weit lieber, sagte er. "Bitte wer?", fragte Frank Plasberg, bevor er per Ohr-Knopf erfuhr, dass die schleswig-holsteinische Sozial-Ministerin gemeint war: Laut Lobo Deutschlands "allererste Führungsfigur mit schwarzer Hautfarbe".

"Hart aber fair": Queen-Beerdigung als Abschied vom Status Quo

Mit bitterem Humor äußerte sich auch der britische Schriftsteller James Hawes. Nach dem großen Tam-Tam der Queen-Beerdigung befürchtete er, dass seine Landsleute am Folgetag "mit einem Kater aufwachen". Bisher hätten sie erfolgreich die schwierige wirtschaftliche Post-Brexit-Lage verdrängt, in der Zahnärzte massenhaft das Land verließen und Supermarkt-Regale oft leer blieben, weil LKW-Fahrer fehlten.

"Wir Briten sollten diesen Tag als Abschiedstag begreifen", forderte Hawes, "und endlich erkennen, dass wir zwar einen anständigen, aber nur bescheidenen Platz in Welt haben." Eine Aussage, die nach der Dauer-Berichterstattung über den Tod der britischen Monarchin möglicherweise wünschenswert, aber mindestens hinterfragbar ist.

"Hart aber fair": Das waren die vergangenen Sendungen

Dieser Artikel erschien zuerst auf morgenpost.de.