Berlin. Die enteigneten Hohenzollern wollen Wertgegenstände von der Bundesregierung zurück. Jan Böhmermann will ihnen das kräftig verhageln.

Jan Böhmermann will Licht ins Dunkle bringen. Es geht um die Vergangenheit der Hohenzollern. Es geht um Kunstwerke. Und es geht um Gerechtigkeit. Da ist dem ZDF-Satiriker in diesen Tagen ein Coup gelungen, der auch einige Politiker beschäftigen dürfte.

Dabei wünschen sich die Beteiligten einen eher diskreten Umgang mit dem Thema. Der Streit zwischen der Bundesregierung und dem Adelshaus Hohenzollern hat nun jedoch eine Öffentlichkeit bekommen, die vor allem den Nachfahren der Preußenkönige ausgesprochen unangenehm sein dürfte.

Um was geht es? Konkret geht es in dem Konflikt darum, wie mit Kunst und Wertgegenständen umgegangen wird, die den Hohenzollern gehörten – und die nach der Enteignung Kaisers Wilhelms II. nun in öffentlichem Besitz sind. Die Nachfahren um Georg Friedrich wollen sie zurück haben. Und zudem um kostenloses Wohnrecht in einigen Schlössern. Dauerhaft im Schloss Cecilienhof, Schloss Lindstedt oder in der Villa Liegnitz in Potsdam.

Jan Böhmermann deckt Hohenzollern-Vergangenheit auf – Das muss man wissen:

  • Wegen der Nazi-Vergangenheit der Hohenzollern gibt es viele Debatten, denn die Adelsfamilie fordert enteignete Kunst- und Wertgegenstände zurück
  • Dagegen wehren sich viele Politiker
  • Jan Böhmermann hat nun vier Gutachten veröffentlicht, die die Verbindung der Hohenzollern zu den Nazis beweisen sollen

Eine zentrale Rolle in den Verhandlungen spielt die Frage, ob Kronprinz Wilhelm dem nationalsozialistischen System „erheblichen Vorschub” leistete – und an dieser Stelle schaltet sich Jan Böhmermann ein, dem ein erneuter Coup gelungen ist: Er ist an Gutachten gekommen ist, die eigentlich unter Verschluss bleiben sollen.

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    Der TV-Satiriker hat zwar eigentlich nichts mit der Auseinandersetzung direkt zu tun. Sich aber nun eben im Namen der Gesellschaft dazu aufgemacht, die ganze Thematik öffentlich zu machen. Schon in seiner Sendung „Neo Magazin Royale“ erklärte Böhmermann ausführlich, warum er den ganzen Vorgang so unglaublich findet.

    Böhmermann: Vereint die Nazi-Vergangenheit der Hohenzollern aufdecken

    Auf einer eigenes eingerichteten Website hat Böhmermann nun vier Gutachten veröffentlicht, die sich mit der Rolle der Hohenzollern in der NS-Zeit beschäftigen. „Die Gutachten sind bedeutsame Dokumente in den Verhandlungen der Bundesregierung mit dem Haus Hohenzollern und bisher nicht der Öffentlichkeit bekannt“, heißt es dort.

    Und tatsächlich ist schnell zu erkennen, warum zumindest einer Seite in der Debatte nicht viel daran liegt, dass mehr Menschen darauf aufmerksam werden. Zwar widerspricht ein Gutachter der Stärkung des NS-Regimes seitens Wilhelm, ein weiteres gibt ihm aber eine unbewusste, zwei eine sehr bewusste Verantwortung daran:

    • Gutachten Prof. Christopher Clark: Clark hält fest, dass Kronprinz Wilhelm dem nationalsozialistischen System keinen erheblichen Vorschub geleistet habe. Allerdings nicht als Folge einer grundsätzlichen Opposition. „Es war vielmehr Ergebnis der Unfähigkeit des Kronprinzen, in einem komplexen und sich schnell verändernden politischen Umfeld effektiv zu handeln.“
    • Gutachten Prof. Dr. Peter Brandt: Brandt geht davon aus, dass Wilhelm „stetig und in erheblichem Maß zum Übergang der Macht an die NSDAP und zu deren Festigung beigetragen hat.“ Das sei „in vollem Bewusstsein und im Einverständnis mit dem Weg in die Diktatur, verbunden mit der Hoffnung auf einen prominenteren Platz in den neuen Verhältnissen“ geschehen.
    • Gutachten Dr. Stephan Malinowski: „Wilhelm Kronprinz von Preußen hat durch sein in großer Stetigkeit erfolgtes Handeln die Bedingungen für die Errichtung und Festigung des nationalsozialistischen Regimes verbessert.“
    • Gutachten Dr. phil. habil. Wolfram Pyta: Bei Pyta gibt es eine konkrete Gegenaussage – „Kronprinz Wilhelm hat dem NS-System keinen Vorschub geleistet.“ Allerdings gibt Böhmermann gleich noch weitere Pyta-Quellen an – und suggeriert, dass sich der Historiker darin selbst widerspreche.

    Juristen sollen bisher unbekannte Gutachten bewerten

    Böhmermann will nun, dass Juristen sich mit den Gutachten beschäftigen – und die Erkenntnisse dem Verhandlungsbeauftragten der Bundesregierung Günter Winands zur Verfügung stellen. Er kümmert sich um die Weiterleitung der Mails an jura@hohenzollern.lol.

    So reagiert Böhmermann auf einen Hetzer

    Auf seiner Facebook-Seite hat Jan Böhmermann den Nachrichtenverlauf mit einem Hetzer und einem fiktiven Zensur-Ministerium geteilt. Der Internet-Troll beschimpfte den Moderator im Netz.
    Auf seiner Facebook-Seite hat Jan Böhmermann den Nachrichtenverlauf mit einem Hetzer und einem fiktiven Zensur-Ministerium geteilt. Der Internet-Troll beschimpfte den Moderator im Netz. © Screenshot Facebook Jan Böhmermann | Screenshot Facebook Jan Böhermann
    Böhmermanns Reaktion: Als „Sachbearbeiter Reckweck“ getarnt, verwarnte er den Hetzer und drohte mit Internetverbot.
    Böhmermanns Reaktion: Als „Sachbearbeiter Reckweck“ getarnt, verwarnte er den Hetzer und drohte mit Internetverbot. © Screenshot Facebook Jan Böhmermann | Screenshot Facebook Jan Böhermann
    Der Hetzer antworte mit der klassischen Ausrede „Mein Kumpel hat das Handy benutzt“.
    Der Hetzer antworte mit der klassischen Ausrede „Mein Kumpel hat das Handy benutzt“. © Screenshot Facebook Jan Böhmermann | Screenshot Facebook Jan Böhermann
    Den Namen des angeblichen Kumpels wollte der Mann natürlich nicht nennen.
    Den Namen des angeblichen Kumpels wollte der Mann natürlich nicht nennen. © Screenshot Facebook Jan Böhmermann | Screenshot Facebook Jan Böhermann
    „Sachbearbeiter Reckweck“ droht daraufhin mit dem BVB.
    „Sachbearbeiter Reckweck“ droht daraufhin mit dem BVB. © Screenshot Facebook Jan Böhmermann | Screenshot Facebook Jan Böhermann
    Das zeigt Wirkung.
    Das zeigt Wirkung. © Screenshot Facebook Jan Böhmermann | Screenshot Facebook Jan Böhermann
    So willigt der Hetzer sogar ein, sich für einen guten Zweck zu engagieren.
    So willigt der Hetzer sogar ein, sich für einen guten Zweck zu engagieren. © Screenshot Facebook Jan Böhmermann | Screenshot Facebook Jan Böhermann
    Obwohl er ja eigentlich keinen Grund gehabt hatte, den Moderator zu beleidigen.
    Obwohl er ja eigentlich keinen Grund gehabt hatte, den Moderator zu beleidigen. © Screenshot Facebook Jan Böhmermann | Screenshot Facebook Jan Böhermann
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    An die Mithelfenden hat Böhmermann ein klares Anforderungsprofil:

    • Stellen Sie sich vor, Sie wären Verhandlungsführer*in und würden keine Monarchie-freundliche Position vertreten
    • Erarbeiten Sie Verhandlungs- und Klagestrategien, wie direkt oder indirekt seitens der Bundesregierung Druck ausgeübt werden kann
    • Welche juristischen und politischen Instrumente können angewandt werden, um die Forderungen der Hohenzollern nicht nur abzuwehren, sondern eventuell weitere Reparationszahlungen durch oder gar Enteignungen der Hohenzollern zu realisieren?

    Deutlich wird, dass der Satiriker wenig davon hält, dass die Hohenzollern alles wiederbekommen. Knackpunkt ist eben genau die Frage, ob der Vorfahre eine wichtige Rolle in der NS-Zeit gespielt hatte. Denn dann ist, einfach gesagt, die Enteignung rechtens und somit keinerlei Anlass für die Bundesregierung gegeben, den Hohenzollern irgendetwas zuzugestehen.

    Auch international sollen Hohenzollern für Vergangenheit zahlen

    Dazu dehnt Böhmermann die Thematik noch aus, und ruft dazu auf, dass Menschen mit Rechtsverständnis unter anderem prüfen sollen

    • ob andere Länder wie Italien, Polen und Griechenland noch Immobilien oder Vermögensgegenstände von den Hohenzollern pfänden können
    • ob die USA mit Inventarisierung verhindern können, dass Hohenzollern Gegenstände zurückfordern
    • ob ein angeblicher zweifacher Verkauf des gleichen Bildes rechtens war

    Was das alles für die Verhandlungen konkret bedeutet, ist noch nicht abzuschätzen. Allerdings dürften die Nachkommen Wilhelms nicht sehr erfreut sein. Und Böhmermanns Ziel, der Familie langfristig ordentlich die Laune zu verderben, ist mehr als offensichtlich.

    Das sagen Joko und Klaas über Jan Böhmermann

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      Jan Böhmermann – Mehr zum ZDF-Moderator:

      Zuletzt hatte Böhmermann mit einer Kritik an der „FAZ“ Schlagzeilen gemacht. Das Blatte hatte AfD-Chef Alexander Gauland zu einer Party eingeladen und damit für große Kritik gesorgt.

      Böhmermann wird darüber hinaus bald noch häufiger zu sehen sein. Seine Sendung wechselt ins Hauptprogramm des ZDF. Falls er da nicht schon längst in die Politik gewechselt ist: So sorgte Böhmermann vor wenigen Wochen für Wirbel, als er ankündigte, SPD-Chef werden zu wollen.

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