Berlin. Bei „Markus Lanz“ ging es um die Corona-Warn-App. Digitalstaatsministerin Dorothee Bär irritierte mit kruden Vorwürfe gegen Medien.

Beim Digitalgipfel der Bundesregierung lag der Fokus am Dienstag auf Nachhaltigkeit. Moderator Markus Lanz nahm in seiner Sendung am Abend gemeinsam mit seinen Gästen ein anderes digitales Thema in den Blick: die Corona-Warn-App .

Während Deutschland und die Welt derzeit alle Augen auf einen baldigen Impfstoff richten und die Corona-Warn-App für viele eher zu einem vergessenen Begleiter geworden ist, sorgt das Thema bei Markus Lanz für ordentlich Zündstoff. Auch interessant: Corona bis Terrorangriffe: Markus Lanz zeigt Jahresrückblick

Grund dafür war eine recht haltlose Behauptung von Dorothee Bär, Staatsministerin für Digitales im Bundestag. Moderator Markus Lanz nahm die CSU-Politikerin dafür ordentlich in die Zange. Blogger Sascha Lobo sprang für die Politikerin in die Presche.

„Markus Lanz“ – Das waren die Gäste:

  • Elmar Theveßen , Journalist
  • Dorothee Bär , Politikerin (CSU)
  • Sascha Lobo , Autor
  • Prof. Jochen A. Werner , Medizinmanager
  • Prof. Alexander Kekulé , Virologe

„Markus Lanz“-Sendung wird Teil von Propaganda in China

Von der hitzigen Diskussion zwischen Markus Lanz und Dorothee Bär war zu Anfang der Talkshow noch nichts zu spüren. Den Auftakt bildete einmal mehr das Verhalten von Noch-US-Präsident Donald Trump : In einem ersten Interview nach der US-Wahl erkannte Trump noch immer nicht seine Wahlniederlage an und wiederholte erneut seine Behauptungen, es habe Korruption und Wahlbetrug gegeben, wie Journalist Elmar Theveßen aus Washington berichtete. Lesen Sie hier: Barack Obama bei Lanz: Was er über Donald Trump sagt

Für eine echte Nachricht dagegen sorgte im chinesischen Staatsfernsehen ausgerechnet eine „Markus Lanz“-Sendung von vergangener Woche. Eine chinesische Nachrichtensendung hatte eine Aussage von Virologe Prof. Alexander Kekulé bei „Markus Lanz“ aufgegriffen und für die Propaganda instrumentalisiert.

In seinem neuen Buch erklärt der Virologe, das international grassierende Virus stamme in seiner derzeitigen Variante, der G-Variante, nicht aus Wuhan in China, sondern aus der Lombardei in Norditalien. Der Ursprung des Virus, das sagte Kekulé auch deutlich, liege jedoch in China.

Letzteren Fakt jedoch ließ der chinesische TV-Sender in seiner Berichterstattung aus, weshalb Moderator Lanz in seiner Sendung Professor Alexander Kekulé spitz fragte, ob dieser auch sicher nicht auf einer „payroll“, einer Lohnliste des chinesischen Propaganda-Systems stehe. „Bitteschön, nein, auf keinen Fall“, wies Kekulé eine solche Annahme von sich. „Ich glaube, dass das ein Strohfeuer sein wird“, sagte er. Und Strohfeuer sind ja bekanntlich von kurzer Dauer.

„Markus Lanz“: Dorothee Bär spricht von Manipulation durch Medien

Weniger schnell erledigte sich hingegen eine andere Diskussion in der „Markus Lanz“-Sendung – zum Leid von Dorothee Bär . Nicht zum ersten Mal machte Moderator Markus Lanz deutlich, dass er von der Funktion der Corona-Warn-App im Verhältnis zu ihrem Preis von rund 70 Millionen Euro nicht wirklich überzeugt ist.

Lanz konfrontierte auch Dorothee Bär mit dieser Kritik. Die Staatsministerin für Digitales sprach im Frühjahr von der App als „Paradebeispiel für künftige digitale Projekte“.

So funktioniert die Corona-App

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    Diese Aussage, so versicherte Dorothee Bär bei „Markus Lanz“, würde sie auch heute noch unterschreiben. Die Entwicklung der App sei aufgrund von Datenschutz-Themen jedoch kein Leichtes gewesen.

    Bär behauptete: „Wir haben einfach eine andere Kultur in unserem Land, wir hatten eine Situation, dass die Artikel ja alle schon geschrieben waren mit ‚Stasi 4.0 App’ und Ähnlichem. ‚Der Deutsche Überwachungsstaat‘ – das war doch schon alles klar.“

    „Moment, Stopp, Stopp, Stopp“, unterbrach Markus Lanz die Ausführungen Dorothee Bärs und erkannte in der Behauptung eine klare Anschuldigung gegen die Medien und journalistische Standards. „Welche Artikel waren schon geschrieben?“, wollte der Moderator wissen. Vermeintlich wissend lächelnd, ergänzte Bär lediglich: „Die waren schon in den Schubladen.“

    Dorothee Bär: „Das habe ich so nicht gesagt“

    Als der Moderator die Politikerin daraufhin in die Zange nahm, um Details zu den Anschuldigungen zu erfahren, wich diese immer mehr aus. Vorgefertigte Artikel in Schubladen sollten plötzlich nur noch Tweets gewesen sein und wer was genau geschrieben habe, verriet Dorothee Bär ebenfalls nicht.

    Stattdessen erklärte die CSU-Frau, man könne sich an der Sache auch „total aufhängen“, und behauptete später, Moderator Markus Lanz würde den Sachverhalt so darstellen, dass man das Ganze bewusst falsch verstehen könne. Damit bezog sich die Politikerin auf die Folgerung des Moderators, dass es nicht zu einer zentralen Speicherung von Daten der App-User gekommen sei, aus Respekt vor den eben genannten „Artikeln in Schubladen“.

    Als Dorothee Bär erklärte, sie habe das so nicht gesagt, sprang Blogger Sascha Lobo Moderator Lanz zur Seite und gab ironisch zu: „Ich habe es offenbar auf die gleiche Weise falsch verstanden. Und ich finde, dass man Artikel auch mal aushalten muss.“ Die mangelnde Qualität der App sei zum heutigen Stand jedoch eine Frage der Weiterentwicklung und nicht allein die Schuld der Staatsministerin für Digitales, Dorothee Bär.

    „Markus Lanz“: Die nächste Peinlichkeit für Dorothee Bär

    Nachdem Dorothee Bär sich damit zumindest in diesem Punkt aus der Zange des Moderators befreit hatte, wartete bald das nächste peinliche Thema auf die Politikerin. Diesmal ging es um ihren Etat als Staatsministerin für Digitales . „Wie viele Millionen haben Sie in Ihrem Etat?“, wollte Markus Lanz wissen.

    Man könnte meinen, dies sei eine recht einfache Frage an eine Staatsministerin gewesen. Doch schnell wurde klar, dass Dorothee Bär es strengstens vermeiden wollte, hier eine Zahl zu nennen. Mit den Worten „zu wenige“, wollte sich Bär aus der Affäre ziehen und die Frage schnell überspringen.

    Als jedoch auch hier kein Entkommen aus den Nachfragen des Moderators war, bemerkte Sascha Lobo: „Das ist ein interessanter Fall, in dem eine Ministerin sich nicht traut, zu sagen, wie viel Geld sie hat und wie viel sie ausgibt, weil es zu wenig ist – und nicht, weil es zu viel ist.“

    Sascha Lobo springt Dorothee Bär zur Seite

    Nachdem Dorothee Bär an diesem Dienstagabend bei „Markus Lanz“ ordentlich Spott und Kritik aushalten musste und Markus Lanz einmal mehr als vehementer Nachfrager zur Höchstform aufgelaufen war, betonte Blogger Sascha Lobo den geringen Handlungsspielraum einer Staatsministerin, deren Etat an das Bundeskanzleramt gebunden ist. „Fachlich hab ich nichts auszusetzen an ihr. Sie hat bloß nicht den richtigen Apparat.“

    Eine digitale Zukunft – so waren sich am Ende doch noch alle einig – müsse eine gesamt-politische Entscheidung sein, die nicht an einer Personalie und auch nicht an einzelnen digitalen Geräten abgehandelt werden könne.

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