Berlin. Markus Lanz diskutiert über die Corona-Maßnahmen, den Parteivorsitz der CDU sowie die Flüchtlingspolitik. So verlief der Fernseh-Talk.

Schlagfertig zeigte sich Friedrich Merz vergangenen Mittwochabend im Gespräch mit Markus Lanz. Mit der Frage „Wie sehr ärgert Sie das, dass Sie nichts zu sagen haben?“, eröffnete Lanz eine hitzige Debatte über die Corona-Maßnahmen, den Parteivorsitz, die Frauenquote sowie Flüchtlingspolitik.

„Lanz“: Friedrich Merz kritisiert das Beherbergungsverbot

Konfrontativ wurde es bereits wenige Sekunden nachdem Markus Lanz die anwesenden Gäste vorgestellt hatte. CDU-Vorsitzkandidat Friedrich Merz zeigte sich äußerst defensiv als Talkshow-Moderator Lanz jede Gelegenheit nutzte, um den Politiker aus der Reserve zu locken. „Viel entschieden worden und Sie Herr Merz, wieder mal nicht dabei. Wie sehr ärgert Sie das?“, fragte Lanz am Mittwochabend. Mit gelassener Miene und einem leichten Schmunzeln lehnte sich Merz zurück: „Überhaupt nicht“, entgegnete er.

Im Zuge der neuen Corona-Maßnahmen zeigt sich der Politiker gespalten. Er verteidige die Regeln meistens, sagte Merz und kritisierte zugleich das Beherbergungsverbot. So seien die Maßnahmen tiefgreifende Grundrechtsbeschränkungen, die nach dem Verhältnismäßigkeitsgrundsatz geprüft werden müssen. Der Vorsitzkandidat sprach sich für die Verschärfung von Maßnahmen aus, solange diese sinnvoll und effizient seien.

Markus Lanz – Das waren die Gäste

  • Friedrich Merz, CDU-Politiker
  • Alice Schwarzer, Autorin und Frauenrechtlerin
  • Gerald Knaus, Soziologe

Friedrich Merz forderte aber vor allem eins: einheitliche Regeln für ganz Deutschland, die verständlich und erklärbar seien. „Keiner von uns weiß doch, welche Regeln an welchem Platz in diesem Lande gelten“, sagte Merz, der sich bereits selbst mit dem Virus infizierte und nun vermutet immun zu sein. Lesen Sie hier: Maskenpflicht, Feiern, Sperrstunde: Die neuen Corona-Regeln

Friedrich Merz will CDU-Vorsitzender werden.
Friedrich Merz will CDU-Vorsitzender werden. © imago/CommonLens | Axel Schmidt

Merz bei „Lanz“: Olaf Scholz sollte auf begrenzte Ressourcen hinweisen

Für die Entscheidungen seiner Kollegen im Rahmen der Corona-Krise bringt Friedrich Merz Verständnis auf. Er könne sowohl Armin Laschets Herangehensweise sowie die Haltung von Markus Söder nachvollziehen. Auf einer Skala von eins bis zehn, bewertete Merz die Arbeit von Gesundheitsminister Jens Spahn mit einer Sieben. Begründen warum oder sagen, was hätte optimiert werden können, konnte er allerdings nicht.

Finanzminister Olaf Scholz kritisierte der Vorsitzkandidat jedoch. „Ich hätte mir schon einen Finanzminister gewünscht, der hin und wieder mal, darauf hinweist, dass wir doch begrenzte Ressourcen haben“, sagte Merz.

Markus Lanz- Das waren die spannendsten Momente 2019

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    Alice Schwarzer überzeugt Friedrich Merz von der Frauenquote

    Im Dezember wählt die CDU einen neuen Parteivorsitz. Die Bewerber sind allerdings nur Männer. „Es ist einfach peinlich für Ihre Partei“, sagte Feministin Alice Schwarzer im Hinblick auf die geringe Repräsentation von Frauen in der Politik. Friedrich Merz nennt die Frauenquote nur die „zweitbeste Lösung“. Schwarzer entgegnet: „Wenn die Kanzlerin weg ist, dann ist wirklich wieder Männerclub angesagt.“

    Merz glaubt, es müsse eine grundsätzliche Umstrukturierung der Organisation innerhalb der Politik geben. Die derzeitige Lage beschreibt der CDU-Vorsitzkandidat als „strategisches Desaster“ und plädiert überraschenderweise für die Einführung einer Frauenquote: „Wenn uns nichts Besseres einfällt, dann werde ich dafür stimmen.“

    Alice Schwarzer sagt bei „Markus Lanz“ über die CDU: „Wenn die Kanzlerin weg ist, dann ist wirklich wieder Männerclub angesagt.“
    Alice Schwarzer sagt bei „Markus Lanz“ über die CDU: „Wenn die Kanzlerin weg ist, dann ist wirklich wieder Männerclub angesagt.“ © dpa | Henning Kaiser

    Soziologe Gerald Knaus bei „Lanz“: Grenzen, die menschlich sind

    Im Hinblick auf die Situation des Flüchtlingslagers Moria war auch Asylpolitik Thema der Gesprächsrunde am Mittwochabend. Soziologe Gerald Knaus kritisierte das Verhalten der europäischen Staaten, die sich nicht an das EU-Recht halten. „Hat die EU-Politik nicht die notwendige Härte?“, fragte Markus Lanz den Soziologen.

    In Sachen Asylpolitik gehe es laut Knaus nicht um die Härte, sondern um die Umsetzung bestimmter Faktoren. So müssen man den „Magneteffekt“ vermeiden und sicherstellen, dass Schutzbedürftigen geholfen werde. Zudem sei eine Koalition mit anderen Ländern hilfreich, um die Aufnahme von Flüchtlingen zu erleichtern.

    Die Zuständigkeit der einzelnen Länder stellt hierbei immer noch ein zentrales Problem dar. In einer Tonaufnahme der italienischen Küstenwache, die Markus Lanz während der Sendung abspielte, wird deutlich, dass aufgrund mangelnder Organisation zahlreiche Menschen ihr Leben verlieren. Gerald Knaus betont: „Klar, wir brauchen Grenzen, aber sie müssen menschlich sein.“

    Markus Lanz – Mehr zur Sendung

    Am vergangenen Donnerstag suchte Markus Lanz im Corona-Talk einige Male den Skandal – doch die Runde blieb ungewöhnlich unaufgeregt. In der Woche zuvor fesselte ein Gast die Zuschauer besonders: Der Menschenrechtler Ai Weiwei wurde zum Stargast bei „Lanz.“