Berlin. Die Journalistin Kristina Dunz erkrankte an Covid-19. Zu Gast bei „Lanz“ richtet sie einen eindringlichen Appell an Masken-Verweigerer.

Kristina Dunz hat Covid-19 glimpflich überstanden. Die Hauptstadtkorrespondentin der „Rheinischen Post“ hatte sich im Sommer infiziert, obwohl sie bis dahin strikt alle Hygiene- und Abstandsregeln befolgt hatte. Nur das eine Mal eben nicht.

Am Tag einer kleinen Familienfeier habe es geregnet, berichtete sie am Donnerstag bei „Markus Lanz“, „und da haben ich und meine Schwester gemeinsam einen Tisch ins Haus getragen, ohne extra eine Maske aufzusetzen. Dabei muss es passiert sein“, rekonstruierte sie den Infektionsweg.

„Lanz“ – Das waren die Gäste:

  • Elmar Theveßen: Journalist, ZDF-Amerikakorrespondent
  • Klaus Brinkbäumer: Journalist, Ex-„Spiegel“-Chefredakteur und USA-Experte
  • Ralph Freund: Unternehmensberater
  • Kristina Dunz: Journalistin, „Rheinische Post“-Redakteurin
  • Prof. Stefan Kluge: Arzt, Direktor der Intensivmedizin am Uniklinikum Hamburg-Eppendorf

„Es war ein tiefer Schock, dass Corona plötzlich so nah rankam“, erzählte sie weiter. Im Anschluss erkrankten mehrere Familienmitglieder, glücklicherweise nicht ihre Eltern.

„Lanz“-Gast appelliert an Masken-Verweigerer: „Sie werden nicht mehr froh“

Besonders schwierig sei für sie die Phase gewesen, als sie eine Woche lang auf die Testergebnisse warten musste, ohne zu wissen, ob sie ihre Liebsten angesteckt hatte. Deshalb wollte sie in der „Lanz“-Sendung an alle Masken-Verweigerer appellieren, einmal zu überlegen: „Was ist, wenn Sie verantwortlich sind, jemand anderen infiziert zu haben? Sie werden nicht mehr froh.“

Da war sie also wieder, die Masken-Debatte. Am Mittwoch zuvor hatte Klaus Reinhardt, Präsident der Bundesärztekammer, an gleicher Stelle den Sinn des Nasen-Mund-Schutzes angezweifelt – zum Entsetzen des Moderators und der überwiegenden Medien-Öffentlichkeit, die das Zitat prominent weitertrug.

24 Stunden später erkannte Markus Lanz in der Aussage des Bundesärztekammerchefs eine „fast schon ideologische Frage“. Und wollte daher auch von dem Corona-Experten, der aktuell im Hamburger Studio saß, gleich wissen: „Prof. Kluge, was sagen Sie dazu?“

Corona: Intensivmediziner bei „Lanz“ überrascht über Infektionszahlen

Im Vordergrund stand aber die inzwischen sprunghaft angestiegene Infektionsrate: Mehr als 11.000 neue Fälle hatte das RKI am Donnerstagmorgen verzeichnet. „Eine extrem dynamische Entwicklung, die alle überrascht hat“, bestätigte der Direktor der Intensivmedizin am Uniklinikum Hamburg-Eppendorf. Keiner habe es für möglich gehalten, dass die Infektionszahlen schon im Oktober derart explodieren würden.

Dann legte Stefan Kluge anhand weniger Eckdaten dar, warum die Situation in Krankenhäusern schnell kritisch werden könnte, trotz eines insgesamt leistungsfähigen Gesundheitssystems: Zurzeit müssten fünf Prozent der positiv Getesteten stationär behandelt werden, zwei Prozent auf der Intensivstation, wovon wiederum etwa 40 bis 60 Prozent auch beatmet werden müssten.

Intensivstationen in Deutschland: Genug Betten, zu wenig Personal

„Genug Betten haben wir, aber nicht genug Pflegekräfte, um alle Betten zu versorgen“, erläuterte er die Schwachstelle. 70 bis 80 Prozent aller Intensivbetten seien aktuell ohnehin belegt mit Nicht-Corona-Patienten. Wenn die Covid-Fälle zunehmen würden, müsste Pflegepersonal von anderen Stationen abgezogen werden, was zu „Qualitätseinbußen bei der Versorgung der anderen Patienten“ führen würde.

Am besten also, so das Plädoyer des Intensivmediziners, man vermeide eine Ansteckung – durch die konsequente Anwendung der AHA-Regeln. Und was ist mit den Masken? „Es ist wissenschaftlich bewiesen, dass sie als mechanische Barriere helfen. Da gibt es keine Diskussion“.

Nachdem das geklärt war, ging es flugs nach Amerika. Dort stand noch in der gleichen Nacht die letzte TV-Debatte der Kandidaten Biden und Trump vor der Präsidentschaftswahl am 3. November an. Und am anderen Ende der Videoleitung Elmar Theveßen, ZDF-Korrespondent in Washington, um die aktuelle Stimmung zusammenzufassen.

Elmar Theveßen sieht bislang keine „Oktober-Überraschung“ bei US-Wahl

Eine „Oktober-Überraschung“, bei der im Monat vor Wahltermin üblicherweise noch etwas ans Licht komme, was dem einen oder dem anderen Kandidaten schaden würde, habe es diesmal (bisher) nicht gegeben.

Zwar seien vor wenigen Tagen Mails von Bidens Sohn aufgetaucht, die belegen sollten, dass Joe Biden während seiner Vize-Präsidentschaft doch Kontakte zu ukrainischen Geschäftsleuten gehabt haben könnte. Aber niemand könnte sagen, woher diese Mails stammten. Und bei Donald Trump sei kürzlich ein Konto bei einer chinesischen Bank aufgetaucht, samt einem Beleg, dass er in China mehr Steuern bezahlt habe als in den USA. Lesen Sie auch: Trump soll jahrelang keine Bundessteuern gezahlt haben

„Lanz“-Gast verteidigt Trumps „ehrenvollen“ Ziele

Dass solche Erkenntnisse Amerikaner nicht unbedingt erschüttern könnten, führte Ralph Freund, Vizepräsident der „US Republicans Abroad Germany“ vor: “Das ist nicht so ungewöhnlich, dass jemand im Ausland Geschäftskonten hat“, relativierte er. „Das kann auch harmlos sein.“

Der republikanische Gast verstand sich ohnehin eher als „Vertreter der Republikanischen Partei“ und nicht als Anhänger des 45. Präsidenten. Trotzdem verteidigte er Donald Trumps Ziele als „ehrenvoll“, und führte als Beispiel dessen Steuerreform für die Wirtschaft an, mit der er UECD-Standards nachgeholt habe.

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Klaus Brinkbäumer bei „Lanz“: „Spaltung der Gesellschaft ist Trumps Programm“

Eine Spaltung der Gesellschaft, wie sie Trump oft vorgeworfen werde, habe es auch schon vor ihm gegen. Die Menschen im „rust belt“ zum Beispiel hätten sich schon bei Obama abgehängt gefühlt. Nur beim „wording“ wollte er ihm nicht folgen: „Jeder Präsident nutzt die Sprache seiner Zeit,“ aber: „Rhetorisch übertritt Trump oft Grenzen, da gehe ich nicht mehr mit.“

Da wollte Klaus Brinkbäumer, Ex-„Spiegel“-Chefredakteur, gerne widersprechen: „Die Spaltung der Gesellschaft, das ist Trumps Programm. Er hetzt seine Wähler gegen die anderen auf und nennt Demokraten ,Verräter des amerikanischen Volkes‘“, sagte er. Lesen Sie auch: Obama greift in Philadelphia Trump aggressiv an: „Unfähig“

Bis vor Kurzem noch in New York ansässig, hatte Brinkbäumer die Wandlung der amerikanischen Gesellschaft in den letzten vier Jahren auch journalistisch begleitet.

Sowohl in seinem Buch „Im Wahn“ wie auch in der gleichnamigen Doku, die die ARD am kommenden Montagabend zeigt, beschreibe er auch die veränderte Rolle der Medien, insbesondere den Einfluss der „talk radio“-Shows. Gerade die würden auf sehr aggressive Weise und 45 Stunden pro Woche „Hass und Zwietracht“ senden, meistens zur Unterstützung des 45. Präsidenten.

„Markus Lanz“: Brinkbäumer sagt Sieg Bidens bei US-Wahl voraus

Aber auch die großen Networks hätten sich in den letzten vier Jahren stark polarisiert: Fox liebe ihn, CNN hasse ihn. Und die Zuschauer, die so gut wie keine anderen Nachrichten mehr zu sehen bekämen als Trump, seien fasziniert oder angewidert, je nachdem.

Trotzdem wagte er einen Tipp für die Wahl: „Biden wird gewinnen, weil die Mehrheit von Trump erschöpft ist.“

Die ganze Folge „Markus Lanz“ sehen Sie hier.

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