Berlin Eine "taz"-Journalistin arbeitet sich an Kanzler-Aspirant Laschet ab. Und: AfD-Chef Chrupalla liegt bei deutscher Lyrik wieder daneben.
- Bei "Maischberger. Die Woche" ging es um die Durchsuchung im Bundesfinanzministerium
- Journalistin Ulrike Herrlich machte CDU-Kandidat Laschet dabei einen schweren Vorwurf
- Die Durchsuchung bezeichnete sie als "völlig überzogen"
Der Bundestagswahlkampf wird schärfer, die Attacken nehmen zu. Bei "Maischberger" trafen am Mittwochabend wieder zwei bekannte Parteipolitiker in einem Wahlduell aufeinander: Marco Buschmann (FDP) diskutierte mit Tino Chrupalla (AfD) über Zuwanderung und die Querdenker-Bewegung.
Doch für einen echten Aufreger im Studio sorgte "taz"-Journalistin Ulrike Herrmann, die scharf gegen CDU-Kanzlerkandidat Armin Laschet und seine Partei schoss. Beim TV-Triell von ARD und ZDF ging Laschet zuletzt spürbar in die Offensive – besonders gegen SPD-Kontrahenten Olaf Scholz.
"Maischberger" - das waren die Gäste
- Dieter Hallervorden (Kabarettist)
- Marco Buschmann, FDP (Parlamentarischer Geschäftsführer)
- Tino Chrupalla, AfD (Bundessprecher)
- Ulrich Wickert (Autor und Moderator)
- Ulrike Herrmann (Journalistin)
- Wolfram Weimer (Publizist und Verleger)
Maischberger: Gäste analysieren das TV-Triell
Armin Laschet hatte Scholz während des TV-Triells schwere Versäumnisse in seiner Rolle als Finanzminister vorgeworfen und war ihn wegen einer staatsanwaltschaftlichen Durchsuchung seines Ministeriums hart angegangen. Scholz wehrte sich und warf Laschet vor, "absichtlich einen falschen Eindruck erweckt" zu haben.
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Für die Runde von Sandra Maischberger ein echter Muntermacher: Während Publizist Wolfram Weimer "rote Öhrchen" bei Scholz sah und einen "Punktsieg für Laschet", hielt der ehemalige "Tagesthemen"-Moderator Ulrich Wickert dagegen: "Ich halte die Vorwürfe für falsch."
Journalistin arbeitet sich an Armin Laschet ab
Zur Höchstform lief aber Ulrike Herrmann auf: "Aus meiner Sicht ist das ein Justizskandal", befand die "taz"-Journalistin. Sie hielt die von der Staatsanwaltschaft Osnabrück angeordnete Durchsuchung für "völlig überzogen", da sich die Durchsuchung nicht direkt gegen das Justizministerium gerichtet habe, sondern der Geldwäscheeinheit in Köln. Herrmann hält die Aktion für einen "klaren Wahlkampf für die CDU." Und weiter: "Der Oberstaatsanwalt ist auch aktives CDU-Mitglied." So bleibe immer etwas hängen, die CDU kämpfe mit unfairen Mitteln, Laschet würde "falschen Tatsachenbehauptungen" verbreiten.
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Und Hermann ging noch weiter, warf dem CDU-Kandidaten vor: "Es zieht sich durch das gesamte Auftreten von Laschet, dass er immer, wenn es praktisch wird, die Unwahrheit sagt." Ein harter Vorwurf, fand nicht nur Moderatorin Sandra Maischberger. Ulrich Wickert fasste den Bundestagswahlkampf aus seiner Sicht zusammen: "Die deutschen Wähler sind unzufrieden mit allen Kandidaten." Rumms!
Ein Video von der Szene verbreitete sich schnell auf Twitter. Der Tweet, den die Linken-Politikerin Julia Schramm geteilt hatte, wurde über 12.700 Mal gelikt und mehr als 3000 Mal geteilt (Stand 16. September, 14.40 Uhr).
Wahlduell: Streit um Querdenker und Corona-Pandemie
Abseits der Diskussion von Sandra Maischberger zu einem Wahlduell zwischen Marco Buschmann (FDP) und Tino Chrupalla (AfD). Differenzen gab es vor allem beim Thema Zuwanderung. Buschmann sprach sich stark für die Zuwanderung von Fachkräften aus und sagte: "Am demografischen Wandel kommt keiner vorbei."
Chrupalla entgegnete: "Wir hatten in den letzten Jahren reichlich Zuwanderung, wo sind die Fachkräfte?" Die AfD würde auf junge Menschen ohne Schulabschluss und Berufsausbildung in Deutschland setzen, diese müssten "gefördert und gefordert" werden.
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Im Fragenhagel der Moderatorin konnten allerdings doch ähnliche Positionen gefunden werden. Beide sprachen sich etwa für ein flexibleres Renteneintrittsalter und die Aufweichung der Maskenpflicht in bestimmten Bereichen aus.
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Auf die Querdenker angesprochen, entbrannte ein hitziges Streitgespräch. Buschmann warf Chrupalla und seiner Partei vor, durch die Pandemie "geirrlichtert" zu sein und schließlich "die Querdenker als Zielgruppe entdeckt" zu haben. Chrupalla hielt dagegen, sprach von "Straßenbewegungen" und davon, die Themen der Querdenker "ins Parlament tragen" zu wollen.
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Hallervorden kritisiert AfD und Querdenker-Demonstrationen
Mit Schauspieler und Kabarettist Dieter Hallervorden fand sich ein weiterer FDP-Unterstützer in der Sendung von Sandra Maischberger. Er kritisierte die AfD: "Ich meine, dass man sehen muss, wo freiheitlich-demokratische Grundordnungen akzeptiert werden oder wo die Leute nur drauf spielen, um sie dann umzukehren."
In Richtung der Querdenken-Bewegung sagte Hallervorden: "Milliarden von Menschen in der ganzen Welt wären dankbar für die Spritzen, die privilegierte Bundesbürger verschmähen." Teile der Querdenker fassten die in der Coronapandemie von Hallervorden geäußerte Kritik am Lockdown als Unterstützung auf. Nun also klare die Absage.
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Maischberger gibt Nachhilfe bei Gedichtinterpretationen
Immerhin einen kleinen Schmunzler lieferte die Sendung auch noch: AfD-Chef Chrupalla forderte zuletzt mehr deutsches Kulturgut in Schule, konnte aber im Interview mit einem ZDF-Kinderreporter selbst kein einziges deutsches Gedicht nennen – in ihrer Sendung fragte ihn Moderatorin Sandra Maischberger erneut.
Diesmal konnte er die ersten Zeilen ("Denk ich an Deutschland in der Nacht, bin ich um den Schlaf gebracht") des Gedichts "Nachtgedanken" von Heinrich Heine zitieren, mehr aber leider auch nicht. Maischberger nahm das zum Anlass, um Chrupalla aufzuklären: "Es geht nichts ums Vaterland, sondern um die kranke Mutter! Um Deutschland macht er sich eben keine Sorgen." Auch der belesene Ulrich Wickert konnte da nicht weiterhelfen.
"Maischberger" - So liefen die letzten Folgen: