Die Gäste bei „Maischberger“ diskutieren über die neuen Corona-Maßnahmen. Der Konsens: Kontakte müssten noch mehr beschränkt werden

Nachdem Bund und Länder sich am späten Abend auf neue Corona-Maßnahmen geeinigt hatten, war die Bekämpfung der Pandemie bei „Maischberger. Die Woche“ das beherrschende Thema der Sendung.

Durch unaufgeregte Sachlichkeit, die dem ein oder anderen Zuschauer Mut gemacht haben dürfte, fällt vor allem Dirk Brockmann in der Sendung auf. Geradezu mantraartig wiederholt der Epidemiologe seinen Appell an die Bevölkerung, Kontakte zu reduzieren. „Wir als Wirte bestimmen die Dynamik des Virus“, betont Brockmann, „denn eine Pandemie ist ja keine Naturkatastrophe, die man nicht aufhalten kann.“

„Maischberger. Die Woche“ – Das waren die Gäste

  • Hans-Ulrich Jörges, Journalist
  • Markus Feldenkirchen, Journalist
  • Lamya Kaddor, Publizistin
  • Smudo, Musiker
  • Dirk Brockmann, Epidemiologe
  • Cihan Çelik, Arzt
  • zugeschaltet: Manuela Schwesig, Ministerpräsidentin Mecklenburg-Vorpommern (SPD)

Journalist Hans-Ulrich Jörges erkennt keine klare Corona-Strategie

Kontakte zu reduzieren, und zwar deutlich mehr als bisher, das fordert auch Journalist Hans-Ulrich Jörges , der die Diskussionsrunde mit einem vernichtenden Urteil über die neuen Maßnahmen der Bundesregierung beginnt: „Die alte Hygiene-Strategie mit Hände waschen und Abstand halten funktioniert nicht mehr“, sagt der ehemalige „Stern“-Journalist in seinem Eingangsstatement. „Jetzt helfen nur noch scharfe Kontaktbeschränkungen.“ Er persönlich erkenne jedoch keine klare Strategie der Regierung: Die Corona-Politik erscheine ihm kurzatmig und hilflos.

Als er zudem anprangert, dass die Maßnahmen lediglich von den 16 Ministerpräsidentinnen der Länder und der Bundeskanzlerin beschlossen werden, ohne ein Parlament einzubeziehen, widerspricht die zugeschaltete Ministerpräsidentin Mecklenburg-Vorpommerns, Manuela Schwesig , vehement: Maßnahmen würden durchaus auch innerhalb der Regierungsfraktionen, auf kommunaler Ebene, in der Landesregierung sowie mit Sozialverbänden beraten werden. „Ich nehme Vorschläge auf, bringe sie in die Debatte ein und spiegele sie dann wieder zurück“, wehrt sich Schwesig gegen die Vorwürfe.

Manuela Schwesig: „Niemand kann seriös eine Planungssicherheit geben“

Manuela Schwesig, Ministerpräsidentin von Mecklenburg-Vorpommern verteidigt die Corona-Politik.
Manuela Schwesig, Ministerpräsidentin von Mecklenburg-Vorpommern verteidigt die Corona-Politik. © Max Kohr | WDR

Als Sandra Maischberger sie nach einer langfristigen Strategie fragt, möchte sich Schwesig, genau wie der Epidemiologe Dirk Brockmann hinsichtlich einer Prognose bezüglich Herdenimmunität , nicht festlegen: „Niemand kann in dieser Pandemie seriös eine Planungssicherheit geben“, betont die Ministerpräsidentin.

Dennoch gehe sie davon aus, dass wir auch im Januar noch Kontaktbeschränkungen brauchen werden. Lediglich über Weihnachten und Neujahr sollen die Menschen zusammenkommen, um so auch die psychische Gesundheit der Menschen zu schützen.

Corona-App „luca“ soll Nachverfolgung erleichtern

Der wohl ungewöhnlichste Gast für eine Polit-Talkshow an diesem Abend ist der Musiker Smudo von der Band „Die Fantastischen Vier“. Er ist jedoch nicht nur in der Sendung, um sein Bedauern über die abgesagte Tour anlässlich des 30-jährigen Bestehens der „Fanta 4“ kundzutun.

Nebenbei stellt der Musiker auch eine Lösung vor, die das Nachverfolgen von Kontakten vereinfachen soll: Gemeinsam mit dem Berliner Unternehmen neXenio und seinen Band-Kollegen entwickelte Smudo eine App namens „luca“, mit der sich die Besucher von Gaststätten oder Kulturveranstaltungen per QR-Code ein- und ausloggen und dadurch die Zettelwirtschaft zur Adressaufnahme beenden können. „Super clever“, findet die Idee der Epidemiologe Brockmann und lobt, dass die App auch hinsichtlich des Datenschutzes sehr sicher sei.

Lungenarzt Cihan Çelik schwebte selbst in Lebensgefahr

Für Gänsehaut-Stimmung sorgt gegen Ende der Sendung noch Cihan Çelik , der als Lungenarzt nicht nur viele Covid-19-Patienten behandelt, sondern im Oktober selbst schwer an einer Corona-Infektion erkrankte.

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Obwohl er als 34-jähriger Mann keineswegs als Risikopatient galt, schwebte er zwischenzeitlich sogar in Lebensgefahr und berichtete in der Sendung ausführlich von seinem Krankheitsverlauf. „Durch meine eigene Erkrankung ist bei mir Verantwortungslast für die Patienten noch mehr gestiegen“, sagt der 34-Jährige. Umso wichtiger sei es ihm jetzt, über die Krankheit aufzuklären.

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